ike Rothner ist Genießer, kein Hardliner: Auch wenn er in seiner neuen, Mitte September eröffnenden Innsbrucker Vespa-Garage „2taktRaum“ – nomen est omen – ausschließlich klassische 2-Takt-Vespa-Modelle repariert, serviciert und verkauft, ätzt er nicht über die aktuellen Vespa-Modelle, ganz im Gegenteil: „Beim Rollerfahren geht es ausschließlich um entspanntes Vorwärtskommen und vor allem Spaß. Ob der Fahrer den mit einem neuen Automatikmodell hat oder mit einem alten Handschalter, ist eigentlich nicht so wichtig.“
Bauch, Po, jede Menge geiler Speck.
Natürlich spielen die ab 1947 gebauten klassischen Vespa-Modelle optisch in einer ganz anderen Liga als die neuen Modelle. Sie besitzen Bauch, Po und jede Menge Speck um die Hüfte und verströmen so eine ganz barocke Art von Sexyness, die von den aktuellen Modellen zwar zitiert, aber nie wirklich erreicht wird. Dennoch ist Mike Rothner nicht unglücklich über den Auftritt der 2018er-Jubiläumsvespa Primavera 50° Anniversario. Sie wird von Piaggio heuer als Sondermodell anlässlich des 50. Geburtstags des ab 1968 gebauten, erfolgreichsten Vespa-Modells aller Zeiten – „Primavera“ – aufgelegt.
„Ansprechend finde ich zunächst die Pastellfarbe, die den klassischen Vespa-Lackierungen der Sechzigerjahre sehr nahekommt, dazu passen auch die schwarz lackierten Felgen und quasi als moderne Brechung der tradierten Formensprache die LED-Lichtanlage“, befindet der Experte. „Zwar ist die Vorderverkleidung aus Plastik, die angedeuteten hinteren Kotflügelbacken sind aber noch immer aus Blech und damit originalgetreu.“
Wie ein Honda-Besitzer im Harley-Club.
Auch technisch überzeugt ihn das neue Jubiläums-Modell, allerdings nicht in allen Bereichen. Positiv streicht Rothner die Bremswirkung hervor: „Scheibenbremse und dazu ABS, diese Kombination kommt auch mit meiner Fahrer-Schwungmasse von 115 Kilogramm sehr gut zurecht.“ Die alte Primavera braucht mit ihren gerne blockierenden Trommelbremsen, die so-wohl per Hand, als auch mit dem Fuß zu betätigen sind, wesentlich mehr Erfahrung und Bewusstsein für vorausschauendes Fahren, will man das Kurvenende nicht quer erreichen.
//Ein Fahrerlebnis auf der Höhe der Zeit bietet die Primavera Anniversario auch bei der Straßenlage:
„Es geht um entspanntes Vorwärtskommen und vor allem Spaß.“
MIKE ROTHNER
„Eine klassische Primavera ist gesucht wie kaum ein anderes
Vespa-Modell.“
MIKE ROTHNER
„Das Fahrwerk ist eine kleine Revolution im Vergleich zum klassischen Modell: Der Radstand ist rund zehn Zentimeter länger, der Reifendurchmesser mit 12 Zoll wesentlich größer. Das Jubiläumsmodell fährt sich damit deutlich erwachsener und laufruhiger als die klassische Primavera, die von Bodenwellen und Schlaglöchern ähnlich schlecht behandelt wird wie ein Honda-Besitzer im Harley-Club.“
Mehr Biss und Schub.
Beim Motor hat die klassische Vespa Primavera für den Spezialisten allerdings noch immer die Nase vorne: „Der 125ccm-Motor bewegt hier eine kleine, leichte und wendige 50-ccm-Karosserie.
Im aktuellen Primavera-Sondermodell bleibt
es zwar beim 125-ccm-Einzylinder, der aber eine wesentlich schwerere Karosserie antreibt und kein Zweitakter, sondern ein umweltfreundlicherer Viertakter ist. Leider fehlt es ihm an Lebendigkeit. Der alte, handgeschaltete Zweitakter bringt einfach mehr
Biss und Schub!“
Wer sich auch deshalb in eine klassische Primavera verliebt hat und jetzt hofft, im Vergleich mit einem 2018er-Modell Geld zu sparen, hat sich getäuscht, wie Mike Rothner erklärt: „Eine klassische Primavera ist gesucht wie kaum ein anderes Vespa-Modell und kostet in restauriertem, fahrfertigem Zustand zwischen 4.500 und 5.000 Euro.“ Damit befindet sie sich preislich auf Augenhöhe mit dem aktuellen Modell, dem sie technisch hinten nachfährt, in der Anmutung allerdings meilenweit voraus ist.
Vespa Primavera 50° Anniversario 125ie 3V ABS
Motor: 1-Zylinder, 4-Takt
Hubraum: 124,5 ccm
Leistung: 10,7 PS
Max. Geschwindigkeit: 91 km/h
Gewicht: 130 kg
Reifendimension: 12 Zoll
Preis: 4.899 Euro
Vespa 125 Primavera Bj. 1970
Motor: 1-Zylinder, 2-Takt, Gemischtschmierung
Hubraum: 121 ccm
Leistung: 5,56 PS
Max. Geschwindigkeit: 80 – 85 km/h
Gewicht: 73 kg
Reifendimension : 10 Zoll
Preis: 4.500 – 5.000 Euro
Neu in den Bögen
Infos:
2taktRaum
Viaduktbogen 167,
6020 Innsbruck
[email protected]
www.2taktRaum.at
www.stoffis.com
www.vespa-kroneder.at
Mit dem „2taktRaum“ eröffnet in Innsbruck ein Vespa-Vintage-Center für Enthusiasten.
F
rüher war im Viaduktbogen 167 eine Spenglerei untergebracht. Seit Mai 2018 baut Vespa-Spezialist Mike Rothner diesen Bogen im Zuge einer Generalsanierung zum 100 Quadratmeter großen, zweistöckigen Vespa-Vintage-Center um. Mitte September öffnet der „2taktRaum“ seine Garagentüren für alle heimischen Vespa-Zweitakt-Fans.
Service für die Baujahre 1947 bis 2016.
Die können dann hier nicht nur ihre „Rallys“, „Primaveras“ „Sprints“, „PXs“ etc. der Baujahre 1947 bis 2016 warten lassen: Mike Rothner bietet noch viele weitere Services, von der Generalsanierung einer klassischen Vespa über Sand- und Glasperlenstrahlen von Karosserie und Motor bis hin zur Konservierung der Originallackierung an. Weitere Angebote des „2taktRaums“ sind ein europaweiter Suchservice für längst verschollene Vespa-Modelle in Zusammenarbeit mit Stoffis Garage in Oberösterreich, hochwertige individuelle oder originale Lackierungen in Zusammenarbeit mit der Lackiererei Alexander Faccinelli, Pickerlservice in Zusammenarbeit mit der Firma Kroneder und Hilfestellungen bei der Typisierung. Auch ein Hol- und Bringservice für wartungsbedürftige Vespa-Modelle ist geplant.