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APRIL 2017

Alpenzoo

Die Zweibeiner hinter den Vierbeinern

Den Alpenzoo kennt in Innsbruck nicht nur sprichwörtlich jedes Kind. Einige Bewohner wie früher der Rabe Jakob oder heute die Bären Martina und Ander sind sogar zu kleinen Berühmtheiten geworden. Aber wer sind eigentlich die Zweibeiner hinter den Vierbeinern?

Fotos: Axel Springer
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or dem Besuch im Alpenzoo ein kleiner Faktencheck im Internet: Das Team im Innsbrucker Alpenzoo besteht aus 30 Mitarbeitern, darunter Tierpfleger, wissenschaftliche Mitarbeiter, Handwerker, Kassa- und Verwaltungsangestellte und an oberster Stelle natürlich der Zoodirektor.

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Unser Rundgang beginnt bei einem Kaffee mit Direktor Michael Martys. „Unser Zoo ist weltweit einzigartig“, erzählt der gebürtige Salzburger mit der für ihn typischen Begeisterung. „Bei uns werden 2.000 Alpentiere von rund 150 Arten gepflegt. Kein anderer Zoo hat so eine vollständige Sammlung von Wildtieren aus dem Alpenraum.“ Zur Abwechslung soll es bei unserem Besuch einmal nicht nur um die Tiere, sondern vor allem um die Menschen im Alpenzoo gehen.

Ende einer Ära.

Seit 55 Jahren gibt es den Innsbrucker Alpenzoo, 25 Jahre davon war Michael Martys Direktor. Mit Ende des Jahres wird er in Pension gehen, ab Mai wird seine Stelle in Österreich, Deutschland und der Schweiz ausgeschrieben.

Martys blickt zufrieden auf seine Zeit als Direktor zurück. „Besonders schön war es, eigene Vorstellungen umzusetzen, das Gelingen von Projekten wie zum Beispiel dem Bau des Aquariums hat mir große Freude bereitet. Tiere haben ihren eigenen Kopf und wenn sie dann ein neues Gehege gut annehmen und sich zum Beispiel genau dort ein Ruheplätzchen suchen, wo man es geplant hat, ist das sehr beglückend.“

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Wie hat alles begonnen, wie wird man Zoodirektor? Michael Martys zählt seine beruflichen Stationen auf: „Nach dem Zoologiestudium in Salzburg 15 Jahre Mitarbeit in der Verhaltensforschung, dann zwei Jahre stellvertretender Direktor im Zoo Salzburg.“ 1991 kam dann der Anruf des legendä-ren Zoodirektors Helmut Pechlaner: „Ich geh nach Wien zum Tiergarten Schönbrunn, gehst du nach Innsbruck?“ Nach einigen Wochen Bedenkzeit übersiedelt Michael Martys mit Sack und Pack von Salzburg nach Innsbruck und ist seit damals mit großer Begeisterung Wahltiroler. „Zoodirektor zu sein, ist kein 40-Stunden-Job, der Alpenzoo beschäftigt mich fast 24 Stunden am Tag.

Mit ein bisschen Glück kann man auch das Heulen der Wölfe hören, vor allem wenn die Kirchenglocken läuten.

Die Zweibeiner hinter den Vierbeinern

Herz für Tiere. Sophia Wünsche (30) freut sich, nach vielen Jahren im Wiener Tiergarten Schönbrunn wieder daheim zu sein.

Die Zweibeiner hinter den Vierbeinern

Direktor Michael Martys geht Ende des Jahres nach 25 Jahren in Pension.

Die Zweibeiner hinter den Vierbeinern

Fischkenner. Christian Haus (47) arbeitet seit 27 Jahren im Alpenzoo.

Die Zweibeiner hinter den Vierbeinern

Lehrling. Isabella Lendl (21) ist die „Neue“ und hat für ihren Traumjob die Steiermark verlassen.

Die Zweibeiner hinter den Vierbeinern

Urgestein. Hansjörg Reichler (58) ist mit 35 Betriebsjahren das Urgestein im Alpenzoo.

 

Isabella ist ausgebildete Gärtnerin, sie ist für ihre Tierpfleger-Lehrstelle von der Steiermark nach Tirol gezogen. Isabella erzählt mir von ihrem Arbeitstag: „Futterherrichten, Füttern, Gehegereinigung und die Beobachtung der Tiere.“ Ihre Lieblingstiere sind die Greifvögel. Flugschauen imponieren ihr sehr und ihr Traum wäre es, vielleicht irgendwann mal als Falknerin zu arbeiten.

Traumjob.

Isabella ist nicht die einzige Gärtnerin im Alpenzoo, auch Christian Haus hat eine abgeschlossene Gärtnerausbildung. Der Rumer ist im Team der Aquarienabteilung seit 27 Jahren für über 50 Fischarten, Schlangen, Frösche und Amphibien zuständig. „Es ist definitiv mein Traumjob, jeder Tag ist anders“. Ob er alle seine Fische kennt? „Natürlich“, lacht der 47-Jährige. Mehrmals am Tag spricht sich Christian mit Hansjörg Reichler ab. Er ist seit 1990 Betriebsassistent, das heißt, er koordiniert und beaufsichtigt die Tierpfleger und ist das Bindeglied zwischen den Mitarbeitern und dem Direktor. Auch Hansjörg hatte vor seiner Zeit im Zoo einen anderen Job: Er war Zimmermann. Die Lieblingstiere des 58-Jährigen: die Rehe. „Mir gefällt, dass sie sich immer nur die besten Kräuter aussuchen, sie sind echte Feinschmecker wie ich“, lacht Hansjörg.

„Mir imponiert die strenge Hierarchie der Wölfe und zugleich das soziale Zusammenspiel im Rudel.“

Michael Martys

 

Der Frühling ist so etwas wie die Hochsaison für die Tierpfleger, es gibt besonders viel zu tun. Die Winter-Aufräumarbeiten werden abgeschlossen und zeitgleich beginnen die Vorbereitungen für die Jungtiere. Die Wildsau hat bereits vier Frischlinge bekommen, ansonsten kommen bei den meisten Säugetieren die Jungen im Mai oder Juni zur Welt.

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Tierpflegerin Sophia Wünsche treffen wir beim Füttern der Störche, Mönchsgeier und Habichtskäuze. Auch Vögel haben ihren eigenen Charakter. „Die Mönchsgeier sind zum Beispiel eher nervös.“ Die 30-Jährige war bis vor zwei Jahren im Regenwaldhaus im Wiener Tiergarten Schönbrunn beschäftigt und ist jetzt im Alpenzoo für das Vogelrevier zuständig. Der April ist der ideale Monat, um sich Vogelstimmen einzuprägen. Noch singen die Vögel vereinzelt und sind gut auseinanderzuhalten. Im Mai zwitschern dann alle durcheinander. Das Schönste an ihrem Job ist für Sophia, den ganzen Tag in der Natur zu sein. Nach ihrer langen Zeit im Tropenhaus ist ihr allerdings oft ein wenig zu kalt. Früher ist es ab und zu mal passiert, dass sie ihren tierischen Schützlingen ein wenig zu nahe gekommen ist: „Es gibt inzwischen kaum mehr ein Tier, das mich noch nicht in den Finger gezwickt hat.“

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Besonders beeindruckend findet Sophia Geparden, in ihrer Pension träumt sie davon, nach Afrika auszuwandern. Auf die Frage nach ihrem Handyklingelton hat auch Sophia eine sehr passende Antwort: „Kuckuck“.

Zoo 6020 A210 Steinbock

INFO

Der Alpenzoo ist täglich geöffnet, im April beginnen die Sommer-Öffnungszeiten (9 bis 18 Uhr).


Der Alpenzoo zählt jährlich 300.000 Besucher. Er liegt auf 750 Metern Höhe und zählt damit zu den höchstgelegenen Zoos Europas.

„Rehe suchen sich immer nur die besten Kräuter aus, sie sind echte Feinschmecker wie ich.“

Hansjörg Reichler