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OKTOBER 2019

Kino

Wanderer zwischen den Welten

„Refugee Lullaby“ dokumentiert das Leben des österreichischen Wanderschäfers Hans Breuer zwischen anachronistischem Lebensmodell und gelebter Menschenliebe. Wer glaubt, dass so was nicht spannend sein kann, irrt.

Foto: Polyfilm
H

ans Breuer ist ein ganz und gar ungewöhnlicher Mann. Geboren als Sohn jüdischer Kommunisten, wurde ihm die nach wie vor deutlich spürbare antisemitische Grundstimmung in der österreichischen Hauptstadt der Nachkriegsjahrzehnte unerträglich. Seine Lösung: Er zog aufs Land, genauer gesagt in die ländliche Einöde nahe der ungarischen Grenze, um dort Wanderschäfer zu werden und jiddische Lieder zu singen und zu komponieren.

Dringend notwendig.

In „Refugee Lullaby“ folgt die israelische Filmemacherin Ronit Kertsner Breuers reduziertem Leben mit ihrer Dokumentarkamera. Und obwohl sie immer wieder Szenen des Schäferdaseins und des Wohnens am einsamen Waldesrand einfängt und dabei ein Leben wie aus einer anderen Zeit und Welt zeigt, stellt sie nicht den Schäfer Hans Breuer in den Mittelpunkt ihrer Dokumentation. Kertsner ist mehr an der sozial aktiven Person Breuer interessiert, die neben seinem Beruf und einem aktiven Familienleben die Kraft findet, in Zeiten der akuten Flüchtlingskrise vor den Toren Österreichs als Flüchtlingshelfer aktiv zu werden.

 

Refugee Lullaby, Dokumentation. Israel, Österreich 2019. 73 Minuten. Mit: Hans Breuer, Verena Krausneker, Mingo Georgi