„Pflanzen entspannen mich.“
Simon Posch
s gibt für jeden Menschen und jeden Raum die richtige Pflanze“, ist Simon Posch überzeugt. Wenn der 31-Jährige über seine Mooslinge spricht und die schwebenden Pflanzenbälle dabei sanft in die richtige Position dreht, geht sogar Menschen, die von sich behaupten, Kakteen töten zu können, das Herz auf.
//Eine Faszination für alles Botanische hatte Simon schon immer: „Pflanzen entspannen mich.“ Bis 2015 arbeitete er als Business Consulter, wenn ihn der Job stresste, brachten ihn Botanikbücher oder ein paar Stunden mit den Händen in der Erde wieder zur Ruhe. Vor eineinhalb Jahren entschied er sich, seinen Traum vom Botanikstudium spät, aber doch wahr zu machen. „Dass man zuerst durch das Biologie-Bachelorstudium muss, hat mich abgeschreckt, aber nachdem die Moosling-Geschichte ins Laufen gekommen ist, habe ich mir gedacht: Jetzt oder nie.“
Dass er als Pflanzenkünstler jetzt die Wissenschaft hinter seinen Kunstobjekten studiert, reizt ihn besonders: „Ich sehe das als ungewöhnliche Form des Artist-in-Residence-Prinzips.“
Und er nannte sie "Mooslinge".
Auf Kokedamas war Simon vor einigen Jahren bei seinem eigenen Umzug gestoßen. „Ich hatte endlich eine helle Wohnung und machte mir Gedanken, wie ich Pflanzen ansprechend in den Wohnraum integrieren könnte.“ Im Internet fand er Fotos von japanischen Pflanzenbällen, die sich aus der Bonsai-Tradition entwickelt hatten, und dachte sich: „Das könnte ich doch auch versuchen.“ Nach einigem Herumprobieren („es ist schon eine Riesensauerei“) hatte er die Technik grundsätzlich im Griff, experimentierte dann immer weiter und stellte erste Fotos seiner „Mooslinge“, wie er sie treffend taufte, ins Internet.
„Kleine Bäume schweben zu lassen, das fände ich sehr interessant.“
Simon Posch
Sofort kam jede Menge positives Feedback und auch die ersten Anfragen, ob man die schwebenden Zimmerpflanzen auch kaufen könne. Die physische „Heimat“ von Simons Kreationen war und ist seit dem Start Ende 2014 der Endlich Store in der Jahnstraße, der sich schon mehrfach als ideales Sprungbrett für kleine, kreative Geschäftsideen bewiesen hat.
Instagram trifft Gastronomie.
Auf Instagram waren die Mooslinge sofort der Hit. Wer in den hipperen Innsbrucker Lokalen unterwegs war, bekam sie auch bald in Realität zu sehen: Das erste Begrünungskonzept entwickelte Simon Posch für das Tribaun, im Herbst vergangenen Jahres folgte die Gestaltung des Gönndir am Bozner Platz. „Begrünte Wände und andere Formen des Urban Gardenings sind ohne Zweifel gerade sehr in“, ist sich der 31-Jährige bewusst.
//Aufgrund des zeitaufwendigen Studiums produziert Simon derzeit nur sehr kleine Mengen an Mooslingen. Sind diese verkauft oder versprochen, legt er die nächste Produktionsschicht ein. Aufträge nimmt er nur an, wenn es sich um ein größeres Projekt handelt, das sich für ihn auch finanziell lohnt. Wenn das Budget stimmt, wird es nämlich auch künstlerisch anspruchsvoller: „Da kann ich dann etwas kostspieligere Pflanzen verwenden, das macht mehr Spaß und bringt auch außergewöhnlichere Ergebnisse.“
Keine Wegwerfware.
Experimentiert hat Simon schon mit gut 100 unterschiedlichen Pflanzenarten, am häufigsten arbeitet er mit Orchideen, Sukkulenten und rankenden Pflanzen. „Ich bin über die Zeit natürlich mutiger geworden.“ Neben Moos verwendet er auch immer öfter Kokosfasern für die schwebenden Bälle – das ist länger haltbar und nicht so empfindlich. Die Nylonfäden sind das einzige Arbeitsmaterial, das nicht recyclebar ist.
//Dass die Pflanzen, die er verwendet, keine Wegwerfware sind, sondern mit viel Respekt und Gespür behandelt werden, ist Simon extrem wichtig.
„Irgendwie ist es ja bezeichnend für die Entfremdung der Gesellschaft von der Natur, dass wir die Pflanzen vom Boden in die Luft holen“, sinniert er, „aber so, wie ich sie verarbeite, halten die Mooslinge bei richtiger Pflege locker ein Jahr, damit kann ich gut leben.“
Bäume schweben lassen.
Seine nächsten Ziele klingen durchaus abenteuerlich: „Es gibt einige Pflanzenkünstler, die kleine Bäume schweben lassen, das finde ich sehr interessant.“ Auch hier ist ihm die Lebensfähigkeit seiner Kunst wichtig: „Es gibt auch Kollegen, die die Wurzeln frei in der Luft vertrocknen lassen, dass könnte ich persönlich nicht.“
//In Österreich ist Simon übrigens der einzige Kokedamas-Produzent, „zumindest, soweit ich weiß“. Seine Mooslinge beginnen bei ca. 25 Euro, je nach verwendeten Pflanzen geht der Preis dann auf bis zu 100 Euro hinauf. Wer eher einen schwarzen als grünen Daumen besitzt, bekommt von Simon auch gerne einen sehr pflegeleichten Moosling – „die halten es dann auch mal drei Wochen ohne Wasser aus“. Gehen die Mooslinge trotzdem nach kurzer Zeit ein, kann man die Pflanzenbälle gerne zu ihm zurückbringen. „Dann machen wir den Moosling auf und schauen, wer da einen Fehler gemacht hat – der Besitzer oder ich.“