enn die 3 Herren ihre Decke in der Sparkassenpassage ausbreiten, um darauf mehr oder weniger bequem im Schneidersitz ihre eigenen Digeridooklänge darzubieten, ist es ein Ding der Unmöglichkeit, einfach weiterzuspazieren. Ihre Straßenkunst fesselt und fetzt. 6020 hat alles liegen und stehen lassen, um mehr über diese Groovemeister zu erfahren.
Beatbox.
Ja, wo und warum legt denn heute ein DJ auf? Was ist das für ein Dröhnen, aus welcher Konsole kommen urplötzlich diese rhythmischen Beats her? Das ist nix Digitales, der Sound ist hand-, oder besser gesagt mundgemacht. Wenn die 3 Herren in der Sparkassenpassage Didgeridoo spielen, kommt sogar tagsüber Tanzclubstimmung auf. Urplötzlich ertönt Sprechgesang aus der langen australischen Röhre, er klingt wie Beatboxen, verstärkt durch den hölzernen Resonanzkörper. Es ist auch unerklärlich, wie manch produzierte Töne so überraschend wirken, dass man glatt lachen muss oder beide Hände über dem Kopf zusammenschlagen will. Für den Zuschauer fühlt es sich fast absurd an, dabei stillzustehen: Der urige Groove kitzelt jede Faser deines Körpers wach. Und man wünscht sich diesen Sound beim nächsten Ausgehabend.
Sofort auf die Straße.
Diese drei Herren heißen Alex Mayer, Bernd Lumassegger und Gregor De Lorenzo. Sie haben während der Neunziger irgendwann den Klang des Didgeridoos gehört, für gut befunden und spielen lernen wollen. Im Gegensatz zu manch coolen Alternativen, die sich – weil es sich geziemte – auf einem schwindligen Markt so ein Ding kauften, lernten sie den richtigen Umgang mit dem klobigen Instrument einfach selber. „Damals wurden auch in Tirol Workshops mit Aborigines organisiert“, erzählen Bernd und Alex.
„Aborigines irgendwie imitieren – das wollen und können wir nicht.“
die 3 herren
„Dort konnten wir noch unser Können vertiefen, in Australien waren wir aber erst später.“ Und da es alle drei in Eigenregie zu einem sehr hohen spielerischen Niveau geschafft hatten, fanden sie einander recht bald und formierten sich als Band. „Wir haben uns nicht lange mit Proben aufgehalten und sind auf die Straße gegangen“, sagt Alex.
//Die Sparkassenpassage wurde ihr persönliches Spielzimmer, ebenso die Straßen in Bozen und Meran. Ihre originelle Straßenmusik kam so gut an, dass ihr Publikum bald eine CD verlangte. Mittlerweile haben sie schon drei Alben aufgenommen, ihr Sound ist mit ihnen und auf der Straße gewachsen. Und sie spielen schon so lange zusammen, dass sich Lieder und Grooves einfach so ergeben.
//Das Didgeridoo ist streng genommen ein reines Solo-Instrument, in diesem Sinne sind die 3 Herren in ihrer Konstellation ziemlich einzigartig. „Das Instrument wird traditionell aus Eukalyptusholz hergestellt, aber wir haben auch eins aus steirischem Hanf“, erklärt Bernd.
Sie führen auch andere Instrumente mit sich, wie die Indische Shruti Box, eine Art Harmonium.
Keine Aborigines-Imitation.
Während ihrer sehr humoristischen Performance „erzählt“ dann Alex eine Didgeridoo-vertonte Geschichte über einen bedauernswerten Autostopper. Das Ganze entsteht sehr frei nach der Tradition der Aborigines, die mit ihrem Instrument Jagd-zeremonien mit Erzählung und Tanz abhielten. Sie ahmten in ihrer Darbietung Tiere nach, stellten etwa eine Känguru-Jagd dar. „Wir sind halt tirolerisch sozialisiert, das hat uns geprägt, darum ist es nur logisch, dass wir hiesige Themen behandeln. Darum wollen und können wir gar nicht Aborigines irgendwie imitieren“, erzählen die 3 Herren.
//Die Namenswahl erschien ihnen übrigens schon damals als die logischste und nachhaltigste Option, da sie jetzt alle um die 40 sind. „Es würde doch blöd aussehen, wenn wir uns Didge Boys oder so nennen würden.“ Gebucht werden sie so ziemlich überall: Die 3 Herren kann man auf Festivals und in Wellnessclubs,
bei Gipfelkreuzfeiern oder Firmenfesten sehen. „Auf der Straße knüpft man nun mal Kontakte“, erzählt Alex.
Klingt nach Hexerei.
Die 3 Herren sind dementsprechend sehr extrovertiert und legen im Schlagabtausch untereinander auch kabarettistische Talente an den Tag. Und bei der Vielfalt an exotischen Instrumenten, die sie neben den Didgeridoos mitführen, sind sie auch so nett und erklären, was sie überhaupt in der Hand halten. Die größte Faszination übt trotzdem die spezielle Atmungstechnik aus, die man zum Didgeridoospielen benötigt. Dabei soll die Luft im Mundraum zwischengespeichert werden, um sie dann rauszupressen, während man eigentlich wieder einatmet. Es klingt nach Hexerei. Vielleicht mit ein Grund, warum die hölzerne Röhre in vielen Haushalten zum Staubfänger degradiert wurde. Ich gestehe, auch bei mir daheim.
Infos zu Auftritten:
Die 3 Herren:
Alex Mayer, Bernd Lumassegger, Gregor De Lorenzo
Der Sound der 3 Herren in Worten:
Klingt wie Techno, DrumíníBass und Scatman John, Didgeridoosound mit Beats und Grooves vom Feinsten
Wo treten die 3 Herren auf?
Europaweit auf verschiedensten Events, vielleicht sind sie bald auch international unterwegs, ein Gig in Bangkok ist geplant.
Bekanntheitsgrad:
Zehn von zehn Noten