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SEPTEMBER 2016

Salomé im Zeitraffer

Die deutsche Regisseurin Cordula Kablitz-Post versucht in ihrem Film „Lou Andreas-Salomé“, dem Leben der spannenden Frau in einem Biopic gerecht zu werden. Wenig verwunderlich scheitert sie dabei auf hohem Niveau.

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ou Andreas-Salomé war eine bemerkenswerte Frau: 1861 als adelige Generalstochter in St. Petersburg geboren, nahm sie schon früh Privatunterricht zu philosophischen Themen. Im September 1880 begann sie ein Studium an der Universität Zürich und beeinflusste in weiterer Folge viele der bekannten Denker ihrer Zeit, darunter Friedrich Nietzsche und Rainer Maria Rilke. Deren Heiratsanträge wies Lou Andreas-Salomé ab, ihre 1887 geschlossene Ehe mit dem Professor Friedrich Carl Andreas blieb rein platonisch. Lous spätere Liebesbeziehungen – auch zum jungen Rilke – gefährdeten ihre über vier Jahrzehnte andauernde Ehe nicht. Ab 1913 war Lou Andreas-Salomé, von Freud geschätzt, als Psychoanalytikerin tätig. 1937 starb sie in Göttingen.

Schmerzhaft theatralisch.

Die deutsche Regisseurin Cordula Kablitz-Post stellt sich in ihrem Film „Lou Andreas-Salomé“ der Herausforderung, das gesamte Leben Salomés in das Korsett eines 113 Minuten langen Biopics zu zwängen und scheitert dabei, wenig verwunderlich, auf hohem Niveau: Um das emanzipierte Verhältnis der Intellektuellen zu ihren Männern einigermaßen plausibel erzählen zu können, muss die Regisseurin gegen Ende des Films fast die gesamte Beziehung zu Sigmund Freud im Zeitraffer abspulen. Auch zuvor ist der Film nicht immer stimmig, dann etwa, wenn Cordula Kablitz-Post vor allem ihren männlichen Darstellern ein schmerzhaft

Lou Andreas-Salomé Biografie, Deutschland 2016. 113 Minuten. Regie: Cordula Kablitz-Post Mit: Katharina Lorenz, Liv Lisa Fries, Nicole Heesters