ie Idee ist bekannt: Ein Musiker versteckt sein Gesicht hinter eine Maske und wird so im besten Fall gleichzeitig berühmt und von der fordernden Fangemeinde nicht erkannt. Kiss haben das so praktiziert, Daft Punk auch und zuletzt Cro.
Unruhe ins fragile Gleichgewicht.
Bei Frank, dem Hauptdarsteller von Lenny Abrahamsons gleichnamiger Tragikomödie, liegt der Fall etwas anders. Zwar verbirgt auch er sein Gesicht – in diesem Fall unter einem belüfteten, überdimensionalen Pappmaché-Puppenkopf, doch ist weder er noch seine irische Trash-Pop-Band Soronprfbs berühmt. Aufgrund psychischer Probleme ist Frank (meist nur als Torso sichtbar: Michael Fassbender) auch nicht in der Lage, seine Gesichttarnung je abzunehmen, ein Umstand, mit dem seine Band genauso zu leben gelernt hat wie mit der eigenen Erfolglosigkeit. Unruhe in dieses fragile Gleichgewicht bringt schließlich der neue Keyboarder Jon Burroughs (Domhnall Gleeson), der nicht nur die kommerziellen Möglichkeiten einer Band mit Frank als Bandleader ahnt, sondern auch bereit ist, eigenes Geld in ein erstes Album zu stecken. Die Idee scheint aufzugehen, langsam wird die Internet-Community auf Frank und die Soronprfbs aufmerksam, eine Einladung zum renommierten South-by-Southwest-Film- und Musikfestival in Texas folgt.
In den wenigen Tagen bis zum großen Band-Auftritt geht jedoch alles schief, was schiefgehen kann: Der Tourmanager erhängt sich, die Band-Bitch Clara (Maggie Gyllenhaal) sticht Jon mit einem Messer ins Bein und der Rest der Truppe hat nach Claras Verhaftung keine Lust mehr aufzutreten. Das alles ist zu viel für Frank, ein massiver Nervenzusammenbruch bahnt sich an.
Klischee statt Pointe.
Trotz dieser spannenden Geschichte und der witzigen Idee, einen Star wie Michael Fassbender über weite Strecken nur als gesichtlosen Körper auftreten zu lassen, funktioniert Lenny Abrahamsons „Frank“ nicht. Die Haupt-Akteure müssen sich dort, wo sie eigentlich ein spannendes und unverwechselbares Eigenleben entwickeln sollten, klischeehaft-„künstlerisch“ verhalten: Schauspielerische Qualitäten, wie sie Maggie Gyllenhaal oder Michael Fassbender schon oft bewiesen haben, bleiben ungenutzt. Dass „Frank“ schließlich so aufhört, wie er sich recht lange eineinhalb Stunden präsentierte – nämlich ohne echte Pointe –, verwundert angesichts eines derartigen Versäumnisses dann auch nicht mehr.