ch bin kein Zukunftsplaner, ich weiß ja gar nicht, was Zukunft überhaupt ist“, sagt Christoph W. Bauer. Er verkörpert ganz genau den Typ Schriftsteller: immer auf der Suche, immer unterwegs. Christoph W. Bauer, 1968 geboren, ist Autor. Er hat mehrere Lyrikbände und Romane verfasst. Seit 15 Jahren wohnt der gebürtige Kärntner in Tirol. „Ich bin in Kärnten geboren und im Tiroler Unterland aufgewachsen“, erzählt er. „Ich wollte eigentlich nie nach Innsbruck, aber ich bin irgendwie hängen geblieben in der Stadt.“
Gastgarten und Innkeller.
Heute wohnt der Schriftsteller in der Innstraße in St. Nikolaus. Also in jener malerischen Straße, die mit der bunten, alten Häuserreihe das bekannte touristische Postkartenmotiv darstellt. „Ich lebe seit 15 Jahren in der Innstraße“, erzählt Bauer. Er wohnt alleine in einer Zwei-Zimmer-Wohnung. „Ich bin derjenige, der am längsten in dem Haus wohnt. Es ist ein starker Wechsel, es gibt viele Studenten.“
//Direkt unter ihm befindet sich der Gastgarten Zur Eiche. „Dadurch, dass ich direkt über dem Lokal wohne, kann es schon mal ein bisschen lauter werden. Aber das ist mir egal.“ Dort geht er gerne essen. „Das Lokal hat einen wunderbaren Gastgarten, da bin ich ganz oft. Und dieser Gastgarten ist einer der letzten, die wir in Innsbruck noch haben.“ Wenn Christoph W. Bauer nicht im Gastgarten sitzt, dann ist er im Innkeller zu finden: „Ich bin seit vielen Jahren Stammgast.“
Anti-touristisch und schön.
Christoph W. Bauer findet in vielen Plätzen in Innsbruck etwas Einzigartiges: „Ich mag die Seilergasse in der Altstadt. Weil sie nicht so touristisch attraktiv gemacht worden ist, wie zum Beispiel der direkte Kern der Altstadt.“
Etwas, das Christoph W. Bauer nicht mag, sind die Autos in seiner Straße. „Wenn ich könnte, dann würde ich den Verkehr reduzieren, weil die Innstraße ein unglaubliches Verkehrsaufkommen hat. Gerade am Montagmorgen ist auf der ganzen Straße, von vorne von der Innbrücke bis zu mir runter, Stau. Am liebsten wäre mir natürlich, wenn gar keine Autos fahren, aber das geht natürlich nicht.“
Aus der Ferne in die Heimat.
„Wenn ich auf Reisen bin, komme ich nie zurück nach Innsbruck, sondern ich komme immer wieder zurück in die Innstraße“, sagt Bauer. Ihm gefällt, dass hier ganz unterschiedliche Schichten leben und man sehr zentral wohnt, obwohl die hintere Innstraße „trotzdem etwas Dörfliches“ hat.
Durch das viele Reisen kennt Christoph W. Bauer die Ferne. Deshalb weiß er, wo er sich Zuhause fühlt. „Die Heimat finde ich dort, wo ich Menschen finde, die mir ein Heimatgefühl geben. Es ist oft so, wenn ich zum Beispiel aus Wien wegfahre und hier in Innsbruck ankomme, dann stehe ich da und sehe die Nordkette, das ist was ganz Besonderes, das hat schon was Schönes.“
Innsbruck als Inspiration.
In Innsbruck kann sich der Autor künstlerisch ausleben und verwirklichen. „Ich arbeite hier und meine letzten Bücher sind in Innsbruck entstanden. Ich habe drei Bücher geschrieben, die direkt mit der Stadt in Verbindung stehen. Zum Beispiel geht es ‚Im Alphabet der Häuser. Roman einer Stadt‘ um die Straßen in Innsbruck. ‚Die zweite Fremde‘ thematisiert die jüdische Geschichte der Stadt.“ Sein neuestes Werk, ein Lyrikband mit dem Titel „Stromern“, ist vor kurzem erschienen. Darin geht es „sehr viel ums Unterwegssein, ums Reisen und um verschiedene Orte und Landschaften“.
Dialektfrei, aber glücklich.
Richtig Dialekt spricht der Schriftsteller trotz seiner 15 Jahre in Innsbruck nicht. „Das liegt daran, dass ich in einem Haushalt aufgewachsen bin, wo es keinen Dialekt gab“, sagt er. „Mein Vater ist aus Hannover und die Verwandtschaft lebt auch in Deutschland, ich bin oft dort.“ Dem Klischee, die Tiroler seien Grantler, sieht der gebürtige Kärntner gelassen entgegen: „Ich glaube, das sind Klischees. Verschlossen sind doch eher die Norddeutschen, also so wie ich. Ich denke, das hat sich mit der Zeit auch gewandelt. Es ist schon so, dass es in den 1980er Jahren noch anders zuging. Ich glaube, die Stadt ist offener geworden. Es ist eben eine Studentenstadt.“
Die Straße
Knapp einen Kilometer verläuft die Innstraße entlang des Flusses zu seiner linken Seite. Die Straße liegt im Zentrum der Stadt. Sie galt ehemals als wichtige Verbindungsroute zum Brenner. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde sie aus dem steilen Innufer im Norden heraus gebaut. Die Straße sollte eine einfache Verbindungsstrecke nach Mühlau und Arzl schaffen.