a geht Romantikern das Herz auf: Der erste Skitag der Saison könnte der erste Tag einer wundervollen Beziehung sein. „Mal schauen, wie sich die Dinge entwickeln“, lacht Thomas und schaut Sybille leicht verlegen an. Die beiden Anfang 30-Jährigen haben sich vor kurzem auf Tinder kennengelernt und sich für ihr erstes Date den ersten Skitag am Stubaier Gletscher ausgesucht.
//Der Ort passt perfekt zu den beiden: Während Thomas begeisterter Skilehrer ist für Nachwuchsgruppen in Seefeld, bezeichnet sich Sybille als „skifahrsüchtig“. „Ich bin vor einigen Jahren sogar extra wegen der Berge und dem Skifahren von Hannover nach Innsbruck gezogen“, erklärt die Schuhmacherin.
//Thomas schätzt, dass er auf fast 100 Skifahrtage im Jahr kommt. Den heutigen ersten Skitag der Saison genießt er besonders, nicht nur wegen Sybille. „Prachtwetter, mehr als 10 Grad auf 3.000 Meter und noch dazu ist so wenig los“, schwärmt Thomas. Nichtsdestotrotz schnallen sich die beiden bereits zu Mittag die Skier ab und nehmen die nächste Bahn nach unten. Ihr erstes Date bezeichnen beide als sehr gelungen, ein näheres Kennenlernen im Tal ist schon geplant.
„Ich habe, ohne Witz, alle 20 Minuten über die Webcam nachgeschaut, wie es auf den Pisten aussieht.“
Skifan Markus aus Volders
Skifahrverrückt.
„Liebe Nicole, jetzt bekommst du die erste Umarmung des Winters“, lacht Rob aus Frankfurt, schnallt sich die Skier ab und kommt freudestrahlend auf Nicole zu, die vor ihrem Lifthäuschen steht. Nicole Smerecnik ist schon seit einigen Jahren Stationsbedienstete am Stubaier Gletscher und vor allem bei der 8er-Sesselbahn Rotadl auf 3.000 Meter im Einsatz.
//Stammgäste wie Rob kennt Nicole gut. „Die fünfeinhalb Stunden von Frankfurt zum Stubaier Gletscher kann ich schon fast mit verbundenen Augen fahren“, lacht Rob. Der kinderlose Angestellte schätzt, dass er bereits 60 bis 70 Mal für einen Kurzurlaub am Stubaier Gletscher war. Meistens bleibt er für vier Tage. „Das ist wie heimkommen. Ich freue mich schon den ganzen Sommer auf den Stubaier Gletscher“, erklärt Rob.
Warum Skifahren seine große Leidenschaft ist, kann er schnell erklären: „Es ist einfach der ideale Sport, man ist in der frischen Luft, wird vielleicht sogar ein bisschen braun und lernt nette Leute kennen.“ Dass er am liebsten am Stubaier Gletscher Skifahren geht, liegt nicht nur am Skigebiet, sondern auch an den Angestellten der Bahn und an den anderen Stammgästen. „Ich bin skifahrverrückt und feiere sogar meinen Geburtstag immer auf der Skipiste“, schmunzelt Rob. Nicole will wissen, wann sein Geburtstag ist. „Weißt du doch, im Februar“, erklärt er lachend.
Fürs Seelenheil.
Während Rob das Band sucht, um seine Skier zusammenzubinden, kommt Markus aus Volders zur Bergstation Rotadl. Auch er zeigt sich vom ersten Skitag der Saison höchst begeistert und erzählt, dass er in der Jugend Europameister war und jetzt mit großer Leidenschaft Skilehrer ist. Warum er sogar an freien Tagen sofort auf die Piste stürmt, ist für ihn leicht zu erklären. „Ich brauche das Skifahren, um seelisch ausgeglichen zu sein“, erklärt Markus und fährt sich mit den Haaren durch die langen, grauen Haare. Dass es vor wenigen Tagen so viel geschneit hat am Stubaier Gletscher, hat er mit großer Aufregung verfolgt. „Ich habe, ohne Witz, alle 20 Minuten über die Webcam nachgeschaut, wie es auf den Pisten aussieht.“ Dass der Stubaier Gletscher heuer schon so früh, Mitte September, zwei Pisten und ein Restaurant aufsperrt, ist für ihn perfekt.
„Die ersten Schwünge des Winters sind einfach etwas Besonderes. Warum, kann man gar nicht beschreiben, das muss man selber erleben.“
Seilbahndirektor Andreas Kleinlercher
Frühe SkiVögel.
Seilbahndirektor Andreas Kleinlercher versteht die Freude der Skifans über den „Early-Bird-Start“ gut. „Die ersten Schwünge des Winters sind einfach etwas Besonderes. Warum, kann man gar nicht beschreiben, das muss man selber erleben.“ Bereits Tage vor dem Kick-off hat bei Kleinlercher und seinen Angestellten ständig das Telefon geklingelt, auch über die Sozialen Medien haben sich viele Skifahrer und Trainingsgruppen nahezu täglich erkundigt, wann es endlich losgeht. Kleinlercher schätzt, dass am ersten Skitag der Saison knapp über 200 Skifahrer und Snowboarder am Stubaier Gletscher waren. Die ersten waren bereits um 7.45 Uhr an der Kassa. „Ich weiß von vier Bekannten, dass sie zuerst Skifahren waren und dann um halb elf schon wieder auf der Uni in einer Vorlesung gesessen sind.“
//Vereinzelt passieren auf der Skipiste auch kuriose Dinge. „Einmal kam ein Snowboarder nur mit einer Boxershort bekleidet mit der Sesselbahn zu mir rauf. Da er nur einmal vorbeikam, nehme ich an, dass er eine Wette verloren hat und schnell wieder das Weite gesucht hat“, lacht Nicole. Die Seilbahnbedienstete liebt den Winter. „Wenn ich heute nicht arbeiten müsste, wäre ich selber mit dem Snowboard auf der Piste.“
Zuerst Skifahren, dann Schwimmen.
Ein junger Bursch kommt auf Nicole zu und fragt sie, ob sie seine Sonnenbrille gesehen hat. Hat sie leider nicht. Als Nächstes braust ein älterer Mann zur Bergstation und fragt, welche Lifte schon geöffnet sind. Nicole gibt Auskunft. Manfred aus Volders steht etwas abseits der Piste und macht ein Handyvideo. „Ich schicke das Video an eine Bekannte, die im Büro sitzt und ganz neidisch ist“, grinst Manfred. Der Busfahrer genießt seine freien Tage und war gestern noch am Gardasee. „Nach dem Skifahren gehe ich heute entweder noch schwimmen oder Radfahren“, lacht Manfred.
//Er ist höchst zufrieden mit dem ersten Skitag, auch wenn erst wenige Lifte in Betrieb sind: „Das Wetter ist ein Traum, die Piste herrlich und es sind so wenig Leute da, das ist großartig.“ Während Manfred spricht, wedeln die beiden jungen Studentinnen Vivienne und Natalie vorbei. Sie bleiben kurz stehen. „Ich ziehe in wenigen Tagen nach Berlin und wollte davor unbedingt noch Skifahren gehen“, erklärt Natalie, und weg ist sie.
Bryan und Marco haben vor einigen Tagen im Internet gelesen, dass der Stubaier Gletscher, früher als geplant, die Drehkreuze öffnet. Gleich am ersten Tag dabei zu sein, ist für die 20-Jährigen ein Muss. „Wir gehen sicher zwei bis drei Mal pro Woche Skifahren, immer gemeinsam“, erklärt Bryan. Das Einzige, das die beiden Zivildiener an diesem Tag genervt hat, war die lange Busfahrt. Von Innsbruck zur Talstation des Stubaier Gletschers hat der Bus über eine Stunde gebraucht.
//Als Nächstes steigt Dita aus der Sesselbahn. Sie kommt aus der Tschechischen Republik und ist seit fünf Jahren Snowboardlehrerin in Tirol, unter anderem am Stubaier Gletscher. „Snowboarden ist meine größte Leidenschaft, und ich konnte nicht länger warten“, lacht Dita. Am liebsten fährt sie im Gelände, der erste Tag der Saison könnte für sie nicht schöner sein. „Der Schnee ist sehr gut, kein Wind, wenig Leute, dieser Tag ist ein Geschenk“, erklärt sie mit leichtem Akzent und braust mit wehenden Haaren davon.
Einige Skigebiete in Tirol sind bereits geöffnet:
Ski- & Gletscherwelt Zillertal 3000 mit Hintertuxer Gletscher:
seit 1. Mai 2019 (ganzjährig)
Stubaier Gletscher:
seit 13. September 2019
Sölden:
seit 13. September 2019
Pitztaler Gletscher:
seit 21. September 2019
Kaunertaler Gletscherregion:
seit 28. September 2019
Kitzbühel & Kirchberg:
ab 26. Oktober 2019
Ende November folgt ein Großteil der Skigebiete, etwa Ischgl (28. November), der Rest beginnt den Skibetrieb Mitte Dezember (z. B.: Waldkogel Arena am 6. Dezember oder Achensee-Zwölferkopf am 20. Dezember). Spätestens am 21. Dezember sind alle Areale geöffnet.