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OKTOBER 2018

Am 6. Oktober ist es wieder so weit: Um Punkt 12 Uhr beginnt der alljährliche österreichweite Sirenentest – auch in Innsbruck. Doch was heißt das eigentlich? Und was muss man im Ernstfall wissen? 6020 hat nachgefragt.

Illustration: Alina Klampfer

Zum Besten gegeben wird die alljährliche „Playlist“. 

Am ersten Samstag im Oktober heißt es auch dieses Jahr wieder: Ohren zuhalten. Nach der regulären 15 Sekunden langen Sirenenprobe zu Mittag beginnt um 12.15 Uhr der bundesweite Test aller Zivilschutzsirenen. Dann dürfen auch in Innsbruck die insgesamt 35 Sirenen hemmungslos drauflosheulen und zeigen, dass sie für den Ernstfall gewappnet sind.

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Im Innsbrucker Gemeindegebiet gibt es 35 Sirenen – in Tirol rund 1.000. Aus einem Abstand von 30 Metern mit 115 db jeweils in etwa so laut wie eine Kettensäge, sind sie an öffentlichen Einrichtungen wie Feuerwachen oder Schulen montiert. Sie verfügen über eine Notstromversorgung, mit der sie auch bei einem totalen Blackout mindestens 48 Stunden funktionieren. Während des Tests ist jeder Sirene ein Beobachter der Feuerwehr zugeteilt, der jeweils festhält, ob die Sirene auslöst und ob alle Signale einwandfrei funktioniert haben.

Was bedeutet das?

Abgesehen vom Sirenentest gilt:

 

1. Egal, ob das Warn- oder Alarm-Signal ertönt: Wer es hört, sollte sich sofort in geschlossene Räume begeben und Fenster und Türen schließen. Es ist davon auszugehen, dass man sich in direkter Gefahr befindet.

 

2. Einmal in Sicherheit, ist Information alles: Die Sirenen sind nur das erste Warnsignal. Was genau passiert ist und wie sich die Bevölkerung verhalten soll, wird über den Rundfunk auf Ö2/Radio Tirol mitgeteilt. Ist man in Sicherheit, ist der nächste Schritt deswegen: Unbedingt das Radio einschalten und eventuellen Anweisungen folgen.

 

3. Entwarnung: Auch wenn das Entwarnungs-Signal ertönt, heißt das nur, dass die direkte Bedrohung vorbei ist. Sekundäre Gefahren wie zum Beispiel Kontaminationen können weiter bestehen. Deswegen gilt es, weiter den Rundfunk zu verfolgen und auf das Okay zu warten, bevor man sich wieder ins Freie begibt.

 

Stefan Thaler ist Krisen- und Katastrophen- manager bei der Abteilung Zivil- und Katastrophenschutz des Landes Tirol. In der Landeswarnzentrale, die 24 Stunden am Tag besetzt ist, fließen sämtliche relevanten Informationen zusammen und werden ausgewertet, um im Notfall schnell reagieren zu können.

Was macht eine Katastrophe aus?

Eine Katastrophe kann vieles sein. Eine Katastrophe kann vieles sein. „Wichtigste Merkmale sind die Eigenart – also wie selten ein solches Ereignis vor Ort ist – und die Dimension“, erklärt Stefan Thaler von der Landeswarnzentrale, Abteilung Zivil- und Katastrophenschutz. Lawinenabgänge beispielsweise sind in Tirol in der Regel also keine Katastrophe. Sie treten verhältnismäßig häufig auf, die Einsatzkräfte haben Erfahrung damit und es handelt sich meist um in sich abgeschlossene Vorfälle. „Das ändert sich, sobald ein Siedlungsgebiet betroffen ist oder Verkehrswege, Stromversorgung oder andere Infrastruktur großflächig beeinträchtigt sind.“ 

Was kann passieren?

Innsbruck ist generell ein „sicheres Pflaster“. Dennoch ist die Hauptstadt nicht grundsätzlich gegen Katastrophen gefeit. Vor allem sieben Bedrohungsszenarien sind im Bereich des Denkbaren:

 

 

Hochwasser: Seit 1959 wurden in Innsbruck sechs große Hochwasser verzeichnet – das letzte 2005. Wird Infrastruktur überflutet, kommt es zum Domino-Effekt: Strom-, Telefonie- und Internetanbindung fallen aus, Verkehrs- und Rettungswege werden beeinträchtigt.

 

 

Sturm: Auch orkanartige Böen können große Schäden anrichten, wie der Sturm „Kyrill“ 2007 bewiesen hat.

 

Feuer: Heiße Sommer und geringe Niederschläge steigern die Gefahr von Flächenbränden. Neben betroffener Infrastruktur kann hier vor allem die Rauchentwicklung problematisch sein.

 

Erdbeben: Das Inntal liegt auf einer Verwerfung, in der rund alle 100 Jahre ein Starkbeben auftritt. Die letzten gut spürbaren Erschütterungen gab es vor knapp einem Jahr mit einer Stärke von 3,9. Theoretisch wären Beben mit einer Stärke von bis zu 7,0 denkbar.

Kann man sich vorbereiten?

Gehen die Sirenen einmal los, ist wenig Zeit. Deswegen sollte jeder Haushalt über einen Vorrat verfügen, der alle Bewohner inklusive Haustiere für zumindest 72 Stunden versorgen kann.

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Auf die Katastrophen-Shopping-Liste gehören auf jeden Fall:

 

 

 

 

 

*Bei einem nuklearen Zwischenfall verhindert Kaliumjodid, dass die Schilddrüse radioaktives Jod aus der Luft aufnimmt. Allerdings hilft es nichts, wenn es zu früh eingenommen wird. Deswegen muss die Anweisung über das Radio abgewartet werden. Kaliumjodidtabletten sind billig, zehn Jahre haltbar und in nahezu jeder Apotheke erhältlich – für Haushalte mit Kindern unter 18 Jahren gratis. 

Gute Abdeckung

35 Sirenen in Innsbruck sorgen dafür, dass die gesamte Bevölkerung gewarnt werden kann. 23 davon sind elektronisch – die neueste wurde diesen Juni an der Feuerwache Hungerburg montiert. Die restlichen sind Motorsirenen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit, wie die der Hauptfeuerwache mit dem Baujahr 1942. Eingebunden ins digitale Netz des Zivil- und Katastrophenschutzes tun sie aber noch genauso verlässlich ihren Dienst wie ihre elektronischen Nachfolger.

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Sollte eine Katastrophe Innsbruck treffen, sind nicht nur zur Warnung Vorkehrungen getroffen. Mehrere Katastrophenschutzlager der Feuerwehr und des Roten Kreuzes ermöglichen im Ernstfall die Versorgung Betroffener. Mit einer eigenen Wasserabfüllanlage kann die IKB Trinkwasser bereitstellen, sollte das Leitungssystem in Mitleidenschaft gezogen sein. Mit Großpumpen und otstromaggregaten sind die Einsatzkräfte auf Hochwasser und Stromausfälle vorbereitet. Und mit einem in der Pontlatzkaserne in Landeck stationierten Brückenbaugerät kann eine Pionier-Brücke errichtet werden, die den Inn bis zu drei Mal überspannen könnte.

 

Katastrophen-Nachlese:

Weitere Informationen stellt der Zivil- und Katastrophenschutz unter www.siz.cc und auf der „Zivilschutz Land Tirol“-App
erhältlich im Google Play Store und im iOS App Store.