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OKTOBER 2015

Das Gegenteil von kinderleicht

Doris Lener-Norer und Thomas Lener sind Eltern eines Sohnes. Sie haben ihn aus den USA adoptiert – und sprechen ganz offen darüber. Jetzt haben sie einen Verein gegründet, um ihre Erfahrungen weiterzugeben.

Text: Nina Zacke
Foto: Franz Oss

„Es gibt viele Fragen und es ist auch viel Unsicherheit dabei.“

Doris Lener
D

er kleine Timmy ist heute zwei Jahre alt. Als seine amerikanische Mutter mit ihm schwanger war, entschied sie, ihn zur Adoption freizugeben. Keine leichte Entscheidung für eine Frau, deren Kind sich noch im Bauch befindet. Meist sind es finanzielle Gründe. In den USA haben werdende Mütter, wenn sie keinen Rückhalt aus der Familie haben, keine Absicherung. „Um sich selbst und das Kind ernähren zu können, müssten sich die Mütter das Baby auf den Rücken schnallen und arbeiten gehen. Man darf die USA nicht mit dem Sozialstaat Österreich vergleichen, der die Mütter in finanzieller Absicht stark unterstützt“, erklärt Thomas Lener, der Timmy 2013 mit seiner Frau Doris adoptiert hat.

Erfolgsquote: fünf Prozent.

Mit ihrer Entscheidung hat die amerikanische Mutter dem Tiroler Paar einen langersehnten Wunsch erfüllt – den Wunsch, ein Kind großzuziehen „Doris und Thomas waren bereits vor dem schweren Weg der Adoption ein glückliches Paar. Doch etwas fehlte. Als der Kinderwunsch auf natürlichem Wege unerfüllt blieb, stand für sie beide fest, es mit Adoption zu versuchen. Dass dieser Weg wohl der schwerste ihres Lebens werden würde, hätten sie sich im Vorfeld nicht gedacht. „Wir trauen uns zu sagen, dass es von 100 Prozent, die diesen Weg einschlagen, nur fünf Prozent schaffen“, erzählt Thomas. Gründe dafür gibt es viele.

Bürokratischer Dschungel.

Bei Inlandsadoptionen gibt es eine Wartezeit zwischen fünf und sieben Jahren. Bei Auslandsadoptionen wartet man bis zu zwei Jahre, wenn alles glattgeht. Erschwerend ist auch die Tatsache, dass man die Bürokratie, die es auf

dem Weg zum Wunschkind zu bewältigen gilt, quasi alleine meistern muss. „Es gibt in jedem Land bestimmte Auflagen, sowohl in Österreich als auch im Ausland. Das heißt, man muss zuerst recherchieren, in welchem Land man alle Kriterien erfüllt, um überhaupt die Möglichkeit zu bekommen, ein Kind zu adoptieren. Dann folgt der bürokratische Dschungel“, erzählt Doris Lener-Norer.

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Doris und Thomas haben sich nach langer Recherche für die USA entschieden und sich dort selbst ein Netzwerk aufgebaut. Über einen Anwalt erhielten sie die Infos, welche Papiere benötigt werden. Insgesamt hat es sechs Monate gedauert, bis alle notwendigen Dokumente zusammengetragen waren. Emotionale Unterstützung gab es keine. „Es stellen sich bei Adoptiveltern andere Fragen, wie sie Eltern von leiblichen Kindern haben“, sagt Doris. Gibt es einen Mutterschutz? Wann gibt man dem Dienstgeber Bescheid? Wie entwickelt sich die Bindung zu diesem Kind? Wie kann sich der Lebenswandel der leiblichen Mutter auf das Kind auswirken?

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Im Mai 2015 haben Doris und Thomas den Verein Adoption Austria gegründet, um andere Menschen, die ein Kind aus den USA adoptieren wollen, zu unterstützen. Doris: „Es gibt viele Fragen und es ist auch viel Unsicherheit dabei. Das fängt keiner ab. Wir wollen eben diesen Support anbieten. Und in weiterer Folge auch dann, wenn das Kind schon bei einem ist. Es heißt nämlich nicht, dass danach keine offenen Fragen mehr 
bestehen.“

Die Rolle der leiblichen Mutter.

Insgesamt mussten Doris und Thomas zwei Jahre auf ihr Kind warten.

Vereinsgründerin. Doris Lener-Norer will ihre Erfahrungen weitergeben.

„Wir trauen uns zu sagen, dass es von 100 Prozent, die diesen Weg einschlagen, leider nur fünf Prozent schaffen.“

Thomas Lener

Mehr Informationen zum Verein findet man unter www.adoption-austria.at