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MAI 2015

Stadt

Überall und Nirgendwo

Der Nowhere Store zieht vom Wiltener Platzl in die Anichstraße. Eine Erfolgsgeschichte, die mit den legendären „Schmus“-T-Shirts begonnen hat.

Fotos: Emanuel Kaser
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nichstraße 20. Wo bis letzten Herbst das Schuhgeschäft GEA seine Waldviertler verkauft hat, ist ab 2. Mai der Nowhere Store zuhause. Beim Besuch zwei Wochen vor der Eröffnung ist das Geschäftslokal noch eine ziemliche Baustelle. Laurin Strele-Pupp, der Kopf hinter Nowhere, blickt um sich und erklärt die Vorteile der neuen Location für das Modegeschäft – mehr Platz, bessere Lage, mehr Angebot. „Ich fand unseren Store in Wilten total cool, aber Laufkundschaft kann man sich dort nicht erwarten. Ich habe manchmal zehn Minuten aus dem Fenster geschaut und in dieser Zeit ist eine Person vorbeigegangen.“

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Bei der Eröffnung im Herbst 2013 hatte der 22-Jährige noch die Hoffnung, dass sich Wilten tatsächlich zu dem hippen Einkaufsviertel entwickeln würde, das es eigentlich sein könnte. „Gastronomisch ist die Gegend super, aber ich habe irgendwann eingesehen, dass in Innsbruck doch alles im Zentrum passiert, zumindest einkaufstechnisch.“

Hauptsache Nowhere.

Der Name „Nowhere“ gefiel dem Innsbrucker schon immer. „Weil man daraus so viel machen kann – Now Here, No Where. Ich habe immer schon gewusst, dass etwas, das ich machen werde, so heißen wird. Es wäre auch ein cooler Bandname, aber jetzt ist eben ein Modegeschäft daraus geworden.“

„Armin Wolf hat tatsächlich zwei Schmuspullover bei uns bestellt.“

Laurin strele-pupp

 

Neben den eigenen Designs wird es im neuen Store auch eine Reihe von Marken geben, die man in Innsbruck sonst vergeblich sucht: American Apparel, Lazy Oaf, Cheap Monday, Wemoto, THFKDLF. Die Begriffe Hipster und Hipster-Laden mag Laurin Strele-Pupp aber so gar nicht – „ich kann’s echt nicht mehr hören“. Er ist aber überzeugt, dass es für diese Art von Mode eine große Zielgruppe in Innsbruck gibt: „Die Menschen gehen immer noch gerne in ein Geschäft und probieren etwas, bevor sie es kaufen. Wenn du im Internet bestellst und etwas passt nicht, ist das einfach mühsam.“ Neben einem fixen Angestellten will der 22-Jährige auch weiterhin selbst oft im Store stehen – „ich mach das gerne, außerdem ist es ein guter Ort, um Leute zu treffen“.

Am Anfang war das Schmusen.

Begonnen hat alles mit „Es keat oanfach viel mehr gschmust“. Diesen Satz, über dessen Herkunft man lange diskutieren könnte, druckte Laurin auf T-Shirts und Jutebeutel und verkaufte sie ab Frühling 2013 im Downtown Sound Record Store in der Universitätsstraße. Parallel dazu verbreitete sich der Spruch wie ein Lauffeuer in den sozialen Medien. „Seither warte ich darauf, dass die Leute genug haben von dem Ganzen, aber irgendwie geht es immer weiter und weiter“, erzählt Laurin.

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Im Moment bekommt er fast täglich Bestellungen aus Wien – der Auslöser dafür war die Demo vor dem Café Prückel im Jänner, die als Protestaktion veranstaltet wurde, nachdem ein sich küssendes lesbisches Paar aus dem Traditionskaffeehaus verwiesen wurde. „Wir haben dann einige Schmus-Artikel zur Demo nach Wien geschickt. Und der Höhepunkt war natürlich, als Armin Wolf in der ZiB2 den Beitrag zur Protestaktion mit den Worten ‚Es keat oanfach viel mehr gschmust’ eingeleitet hat. Er hat danach übrigens tatsächlich zwei Pullover bei uns bestellt.“

Dass der Schmus-Boom immer noch nicht zu Ende ist, beweist auch die Tatsache, dass der „Internationale Schmuse-Tag“, den die „Es keat oanfach viel mehr gschmust“-Fanseite als fiktionale Veranstaltung auf Facebook erstellt hat, bereits über 41.000 Teilnehmer hat. So geht Marketing.

Und dann das Festival.

Laurin selbst trägt die Schmus-Shirts nur zuhause, „beim Schlafen oder beim Putzen“, wie er gesteht. „Ich habe sie eigentlich gar nie selbst getragen, das ist die Art von Selbstpromotion, die ich peinlich finde.“ Wenn es nach ihm geht, sollen die Schmus-Shirts „ein Klassiker werden“, in der Zukunft soll sich Nowhere jedoch von Sprüchen loslösen und mehr in Richtung Modedesign gehen. „Es soll auf jeden Fall erwachsener werden.“

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Das nächste große Projekt nach der Eröffnung des Stores in der Anichstraße ist das Nowheretrax Festival, das im Juni in den Stadtsälen stattfinden wird. Es soll ein reines Hiphop-Festival werden – mutig, aber dem Zeitgeist entsprechend. „Das Festival ist eine Konsequenz aus den Nowheretrax-Partys, die wir regelmäßig veranstalten“, erklärt Laurin. Generell findet er, dass Innsbruck für seine Größe „unglaublich viel zu bieten hat“. Deshalb mag er es auch nicht, wenn Leute sagen, sie müssten weg und in eine Großstadt, weil hier nichts los sei. Weg will er zwar auch irgendwann – „aber nur, um die Welt zu sehen – nicht weil Innsbruck so scheiße ist“.