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MÄRZ 2015

Jackass in Innsbruck

Als Teilnehmer der englischen TV-Show „The Jump“ war „Jackass“-Star Steve-O sechs Wochen in Innsbruck zu Gast und sorgte mit einem hier gedrehten YouTube-Video für über 470.000 Klicks. 6020 hat sich mit dem amerikanischen TV-Star getroffen.

Interview: Denise Neher
Fotos: Emanuel Kaser
A

m Abend in einem Sushilokal in Innsbruck: Ich schaue in das Gesicht, das ich als Jugendliche in den Nullerjahren so oft auf MTV gesehen habe, meistens schmerzerfüllt, oft mit verdächtig geweiteten Pupillen, bei irgendwelchen völlig verrückten, meist sehr gefährlichen „Jackass“-Stunts. Steve-O trinkt nur Wasser und isst geräuschvoll eine Makirolle nach der anderen. „I‘m vegan, but i eat fish.“ Er stellt viele Fragen, ob ich Haustiere habe und was meine Eltern beruflich machen. Ich erzähle bereitwillig und wundere mich über unsere langweiligen Themen. Er hätte doch so viel zu erzählen, als Ex-MTV- Star, als Ex-Junkie, als Ex-Sexsüchtiger, als Ex von Nicole Richie, Kat von D und Elisabetta Canalis und als früher Partykumpane von Lindsay Lohan. Er findet mich lustig. Fans auf der ganzen Welt haben jahrelang ihn und seine Gang sehr lustig gefunden, im Fernsehen und später im Kino. Der Chef vom Sushi-Lokal, die Köche, Kellner und Gäste wollen ein Foto mit ihm, zumindest das passt in meine Vorstellung von einem Essen mit dem „Jackass“ (auf deutsch: Vollidiot) meiner Generation.

„Ich liebe 
Schmerzen nicht. Ich hasse es nur, 
zu arbeiten.“

6020

Du hast jetzt einige Wochen in Innsbruck gelebt, wie ist dein Eindruck von Innsbruck? Steve-O: Die Österreicher sind schön! Mir ist aufgefallen, dass es viele Fahrräder gibt. Im Gegensatz zu Amerika fahren hier viele mit dem Rad, ich mag das. Viele rauchen. Ich rauche nicht mehr, deswegen bin ich nicht gern von Rauch umgeben.

Du warst früher drogensüchtig und hast dich auch als sexsüchtig bezeichnet. Lebst du immer noch vegan und zölibatär? Ich war dreieinhalb Jahre strikter Veganer, jetzt esse ich wieder Fisch. Zölibatär lebe ich inzwischen nicht mehr. (lacht)

Wie hat „Jackass“ angefangen? Ich habe Skateboardvideos gemacht und der Typ, der die Videos gemacht hat, hat mitgekriegt, wie erfolgreich sie wurden. Dann hat er gemeint: Lasst doch das Skateboard weg und macht nur mehr Stunts.

Ihr wart viele Jungs bei „Jackass“, aber du hast immer die gefährlichsten Stunts gemacht, warum? Ich weiß nicht, ob das wirklich so war, aber ich nehme es als Kompliment, danke!

Warum machst du nach wie vor so gefährliche und schmerzhafte Sachen? Ich bin nicht – obwohl man das denken könnte – ein Adrenalinjunkie, ich bin eine Aufmerksamkeitsschlampe. Ich würde es hassen, einen normalen Job zu haben. Ich möchte gern ein angenehmes Leben mit viel Ruhm. (lacht)

Was war das Schmerzvollste, das du je gemacht hast? Das kann man so nicht sagen. Es gibt verschiedene Arten von Schmerz. Ich glaube, meine Tätowierung, die sich über den gesamten Rücken erstreckt, war das Schmerzvollste, weil es so lang gedauert hat.

Liebst du Schmerzen? Nein, überhaupt nicht. Ich hasse es nur, zu arbeiten, und ich liebe Aufmerksamkeit.

Hast du ein geringeres Schmerzempfinden als andere? Nein, sicher nicht. Ich spüre Schmerzen wie jeder andere.

Dein Vater war beruflich sehr erfolgreich und viele Jahre Chef von „Pepsi-Cola“ Südamerika. Was hat er zu deiner ungewöhnlichen Berufswahl gesagt? Am Anfang war er gar nicht einverstanden damit, aber er hat seine Meinung geändert und mein Leben akzeptiert – das war schon, bevor ich den ersten Erfolg hatte und das erste Geld verdient hatte. Das hat mir sehr viel bedeutet.

Kommst du aus einer reichen Familie? Mein Vater hatte immer gute Jobs. Die Häuser, in denen ich in meiner Kindheit gelebt habe, wurden immer größer. Ich hatte sicherlich eine privilegierte Kindheit. Meine Familie ist aber sehr normal und zurückhaltend. Meine Mutter hatte leider ein großes Alkoholproblem, aber abgesehen davon habe ich eine sehr liebevolle und unterstützende Familie.

Ich habe gehört, du hast mit „Jackass“ viel weniger verdient, als man vermuten würde – stimmt das? In der ersten Staffel habe ich für einen lustigen Stunt 200 Dollar abrechnen dürfen, für einen gefährlichen 500. Das ist lachhaft. In der zweiten und dritten Staffel habe ich 2.000 Dollar pro Episode verdient, es gab insgesamt 17 Episoden. Auch das ist ein Witz. Ich wurde mit Ruhm „bezahlt“. Vom finanziellen Standpunkt aus gesehen war meine Karriere eine Enttäuschung.

„
Ich bin eine 
Aufmerksamkeitsschlampe.“