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JUNI 2020

Autokino

Kino durch die Windschutzscheibe

Mit einem Comeback der Autokinos hat Anfang des Jahres wohl keiner gerechnet. Eine Pandemie undzahlreicheSicherheitsvorkehrungen später können seit 29. Mai sogar in InnsbruckFilme vom Autositz aus erlebt werden.

Fotos: Franz Oss
M

ehr als zwei Monate nach dem Ausbruch der Corona-Krise darf auch die Kulturszene erste vorsichtige Schritte aus der Zwangspause machen – unter anderem mit Autokinos, die man bislang hauptsächlich aus alten Hollywood-Filmen kannte. In Innsbruck hat das Metropol Kino gemeinsam mit der Olympiaworld ein Autokino am Parkplatz der Olympiaworld organisiert. Dort kann man bis 30. August zweimal täglich Filme und – sobald es organisatorisch möglich ist – verschiedene kulturelle Events erleben, erzählt Metropol-Marketingleiter Clemens Schumacher: „Mit der Bühne vor der LED-Wand haben wir die Möglichkeit, auch Kulturveranstaltungen wie Konzerte oder Kabarett durchzuführen, und da sind wir auch schon im Austausch mit ver­schiedenen Künstlern.“

 

Klassisches Sommerprogramm.

Da hier noch nicht alles endgültig geklärt ist, besteht das Programm bis Mitte Juni ausschließlich aus Filmen. Die Vorstellung um 18.30 Uhr richtet sich dabei immer an ein Familienpublikum, während man um 21.15 Uhr ein klassisches Sommerkino-Programm mit Filmhighlights von „Grease“ bis „The Big Lebowski“ bietet.

 

Die Vorverkaufszahlen zeigen, dass das Konzept durchaus auf großes Interesse stößt: „Gerade die Abendvorstellungen sind wirklich schon sehr gut verkauft“, sagt Schumacher. Die „Bohemian Rhapsody“-Vorstellung am 29. Mai war schon eine Woche vorher ausverkauft, auch „Joker“ und „A Star is Born“ waren Tage vorher kurz davor. Am Vorabend sei die Buchungslage wie im normalen Kinobetrieb etwas schwächer, wobei es auch hier mit stark verkauften Filmen wie „Die Eiskönigin 2“ Ausnahmen gibt.

„Eine Frequenz ist relativ teuer, und in Innsbruck haben wir ein sehr dichtes Netz, was das zusätzlich schwierig macht.“

Clemens Schumacher

Spielregeln.

Voraussetzung für den Kinoabend im Auto ist – neben einem Pkw – ein gültiges Ticket, das ausschließlich online gekauft werden kann, pro Fahrzeug gilt und kontaktlos durch die Fensterscheibe entwertet wird. Im Auto dürfen sich maximal zwei Erwachsene plus Kinder aus dem selben Haushalt befinden. Eine halbe Stunde vor Filmstart öffnet das Gelände, damit alle Fahrzeuge rechtzeitig eingewiesen werden können. Dabei wird auch auf die Größe der Autos geachtet, damit alle möglichst freie Sicht haben. Verlassen werden dürfen die Pkws nur für den Gang zur Toilette – natürlich nur mit Schutzmaske.

 

Gezeigt werden die Filme auf einer tageslichttauglichen LED-Wand, der Ton wird über das Autoradio übertragen. Eine Wahl zwischen Originalton und deutscher Synchronisation gibt es allerdings nicht: „Wir haben das natürlich überlegt, aber das Grundproblem ist die Radiofrequenz“, erklärt Schumacher. „So eine Frequenz ist erstens relativ teuer, und zweitens haben wir in Innsbruck ein sehr dichtes Netz, was das zusätzlich schwierig macht.“ Es werde stattdessen aber einige OV-Vorstellungen geben, weil man wisse, dass die Nachfrage danach in Innsbruck relativ groß ist.

 

Kein Auto, kein Film.

Wer kein Auto zur Verfügung hat, muss warten, bis am 1. Juli die normalen Kinos wieder ihre Säle öffnen. Ein Plan, eine gewisse Anzahl von Pkws zu mieten und fix am Gelände abzustellen, damit auch Menschen ohne Auto kommen können, konnte nicht umgesetzt werden: „Aktuell ist das leider nicht möglich. Das hat mit der Verordnung zu tun, die vorschreibt, dass das Gelände nur mit einem zwei­spurigen Kraftfahrzeug betreten werden darf“, erklärt Schumacher. Die bereitgestellten Autos müssten also vor dem Eingang an die Besucher übergeben werden und diese damit auf das Gelände fahren, was haftungstechnisch problematisch wäre.

 

Die Veranstalter hoffen, dass es in den nächsten Wochen vielleicht auch hier Lockerungen gibt, damit man Personen ohne Autos nicht automatisch ausschließen muss. „Sobald etwas möglich ist, werden wir das auch umsetzen“, betont Schumacher. Als Idee wirft er abgegrenzte Sitzinseln, Lounges oder auch Fahrrad-Stellplätze in den Raum. „Momentan geht das noch nicht, aber vielleicht sieht es in zwei Wochen schon anders aus.“

Autokino Olympiaworld

  • 29. Mai bis 30. August
  • 2 x täglich Filmvorführungen und Kulturveranstaltungen (18.30 & 21.15 Uhr)
  • 217 Autostellplätze
  • pro Auto sind 2 Erwachsene (plus Kinder des selben Haushalts) erlaubt
  • Snacks und Getränke (u. a. Popcorn und Nachos) können vom Auto aus erworben werden