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Bei Fernweh: Kino

Lieblingsbeschäftigung pensionierter Lehrerinnen, Übungsspielplatz für Studenten, die Fremdsprachen üben wollen – das Programmkino ist weit besser als die Klischees rundherum. Bestes Beispiel dafür: das 24. Internationale FilmfestivaI Innsbruck (IFFI) ab 2. Juni.

Fotos: IFFI/Jet, IFFI
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ogar Festivalneulinge mutieren zum Filmnerd, wenn sie sich den zeitlichen Luxus gönnen, drei Filme am Stück zu schauen. Ein ähnliches Suchtpotenzial kennen sonst nur Serienjunkies, aber leider fehlt diesen die unmittelbare Entourage aus vielen Gleichgesinnten, mit denen man sofort losanalysieren kann. Glücklicherweise sind derlei Begegnungen an der Tagesordnung eines intensiv ausgekosteten Filmfestivals. Gut möglich, dass man bei einer Verschnaufpause in hitzige Diskussionen gerät, sogar mit Regisseuren jener Filme, die man soeben gesehen hat. Das Schöne am Programmkino ist die wohltuende Wirkung unprätentiöser Storys, die ganz frei von 08/15-Glamour seichter Hollywood-Blockbuster sind, und trotzdem – oder gerade deswegen – mit Tiefgang fesseln. Filmische Unterhaltung und etwas Bereicherndes fürs Köpfchen. Das Internationale Film Festival Innsbruck (2. bis 7. Juni) bietet Obengenanntes in geballter Festivalkraft an, und ist somit schon zum 24. Mal ein Highlight für Tiroler Arthouse-Fans.

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Das IFFI ist seit jeher auch eine politisch engagierte Plattform für Kino aus Ländern, die man nicht so rasch auf der mentalen Landkarte zuordnen kann. Mit Filmen, die leider nicht leicht den Vertriebsweg in europäische Kinos finden und eventuell auch nicht ins Netz. Umso lohnenswerter ist dafür der Kinobesuch. „Die Filme geben einen Einblick in andere Lebenswelten, aber vor allem sind viele coole Geschichten aus der ganzen Welt dabei“, sagt IFFI-Boss Helmut Groschup zum diesjährigen Programm. Etwa Geschichten über Lehrer in Tadschikistan, ältere Herren ohne Geld, aber mit Ray-Ban-Brille in El Salvador, oder über iranische Ninjas. Drei coole Lieblinge hat 6020 als Empfehlung schon mal rausgepickt.

„Remake, Remix, Rip-off“.

Achtung, Doku – aber herrlich absurd! Sie erklärt, wie die türkische Filmindustrie der 1960er und 1970er zu einer der größten weltweit wurde, obwohl nur drei Drehbuchautoren für jährlich 300 Filme zuständig waren. Produzenten hatten kaum Budgets für eigene Storys, so musste man sich halt selber zu helfen wissen. Und Inspiration in Hollywood suchen. Und klauen. Man ziehe den Hut vor so viel amüsantem Erfindergeist.  

„Omega 3“.

Eine ganz bizarre Form der Essensintoleranz: In dieser einen postapokalyptischen Welt tobt ein Kampf der Essensideologien. Fleischesser hassen Vegetarier, Fleischkäufer werden im Supermarkt diskriminiert usw. Ein Must-see für Veggie-Freunde und -Feinde. Rätselliebhaber können dann noch grübeln, wie es ausgerechnet die Nordkette als Kulisse in diesen Science-Fiction-Film geschafft hat. Übrigens der erste kubanische Sci-fi-Streifen überhaupt.

„Veve“.

Ein charismatischer Rächer, ein korrupter Politiker und ausgebeutete Bauern, die bald rebellieren werden. Und Khat, die Volksdroge Nummer 1. Dieser kenianische Politthriller kann storymäßig berühmten Serien wie „House of Cards“ und „The Wire“ problemlos das Wasser reichen. Und Co-Produzent Tom Tykwer ist zuständig für die flotte episodische Erzählweise.

Alle Infos unter iffi.at!

„Die Filme geben einen Einblick in andere Lebenswelten.“

IFFI-Boss Helmut Groschup

Innsbruck Film Campus

Der Innsbruck Film Campus ist heuer zum dritten Mal die einzige Talenteschmiede dieser Art in Österreich. Die Organisation hat sich heuer vereinstechnisch selbstständig gemacht, und dennoch bleibt sie untrennbar mit dem IFFI verbunden.

Der Andrang von Bewerbern war groß, 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden ausgewählt und werden von 1. bis 6. Juni an Workshops im Schloss Büchsenhausen teilnehmen. Die Auswahl fiel auf eine bunte Truppe, die gleichermaßen aus Österreich, Italien und Slowenien stammt. „Es sind Ethnologen mit einem Faible für Dokumentarfilme dabei, aber auch Autodidakten, Filmakademiestudenten, Kameraleute und Cutter“, erzählt Campus-Leiterin Evelin Stark. Eine bunte, aber ausgewogene Mischung, damit alle Teilnehmer auch voneinander was lernen. Und profitieren werden sie bestimmt vom Know-how der Lektoren am Campus.

Mit von der Partie sind auch jene große Namen, die beim IFFI zu Gast sind. Wie etwa der oscarnominierte Kameraprofi Christian Berger („Das weiße Band“), der kubanische Drehbuch-autor und Regisseur Eduardo del Llano und der bekannteste serbische Regisseur Goran Paskaljević. Und auch noch Afrikafilmspezialist Hans-Christian Mahnke, ARD-ZDF-ARTE-Dokumacherin Maren Niemeyer, Gangster-Dokumacher Teboho Edkins und der oscarnominierte Kitzbüheler Hubert Sauper (u. a. „Darwin’s Nightmare“).

www.film-campus.at