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JULI 2017

VODKA Bull gibt’s woanders

„Die Möhre“ ist eine Bar ohne fixe Location. Dahinter stecken zwei Innsbrucker Barkeeper, die im Pop-up-Stil richtig gute Cocktails unters weiß-sauer-trinkende Partyvolk bringen wollen.

Foto: Axel Springer, Charly Schwarz
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ie wär’s mit einem Prohibition Julep? Die Zutaten: Bulleit Bourbon, Granatapfel, Ahornsirup, Minze und Limette. Serviert wird das Glas in einer stilechten braunen Papiertüte. Einen solchen Cocktail trinkt man nicht alle Tage. Aber genau das ist der Clou der „Möhre“, die sich selbst als „Bar, die keine ist“ bezeichnet. Erfunden haben sie Marc (27) und Jascha (29). Die beiden arbeiten neben ihrem Studium in Innsbruck als Barkeeper (einmal Jimmy’s, einmal SixtyTwenty) und haben mit der „Möhre“ ein Pop-up-Konzept rund um das Thema Cocktails geschaffen. Höchste Zeit, möchte man fast sagen, wenn man sich den Hype rund um das Thema ansieht, der sich in den letzten Jahren von den USA aus nach Europa verbreitet hat.

Cocktails als Event.

Die Premiere fand im April im Jimmy’s statt, Ende Juni poppte die „Möhre“ im Café Toscana am Adolf-Pichler-Platz auf. An diesem Beispiel lässt sich das Veranstaltungskonzept vielleicht am besten erklären: Man nehme ein Innsbrucker Lokal, das ein besonderes Flair hat. Besonders bekannt oder beliebt beim jungen Partyvolk muss es nicht zwangsweise sein. Dieses Lokal wird für einen Abend von der „Möhre“ übernommen. Dafür kreieren Marc und Jascha sechs besondere Cocktails, die es in dieser Form auch nur an diesem Abend zu trinken gibt und die die beiden auch selbst vor Ort mixen. Dazu gibt es einen musikalischen Liveact – im Fall der „Möhre“ im Toscana war es der bekannte Innsbrucker Straßenpianist Gregor Blösl.

„Meistens fängt man mit einer Zutat oder einer Geschmacksidee an und arbeitet sich dann weiter.“

Jascha

 

„Wir wollen etwas Besonderes schaffen für diesen einen Abend. Es geht um den Eventcharakter und den klaren Unterschied zu einer normalen Bar mit fixer Karte und fixem Publikum“, erzählt Marc. Natürlich profitieren von diesem Pop-up-Event auch die jeweiligen Lokale, die die Chance haben, an diesem Abend neue Stammgäste zu gewinnen. Die „Möhren“-Veranstaltungen sollen ganz bewusst nur alle zwei bis drei Monate stattfinden, wie Jascha erklärt: „Einerseits brauchen wir die Zeit, um uns neue Cocktails und Orte zu überlegen, und andererseits sollen die Abende dadurch auch etwas Außergewöhnliches bleiben.“

Weltreise.

Mit diesem Timing will man die Innsbrucker langsam an das Thema Cocktails heranführen. Marc: „Dass Studenten nicht jedes Wochenende beim Ausgehen Negronis & Co. bestellen wollen, ist uns klar. Aber alle paar Wochen bei der ‚Möhre’ einen besonderen Cocktail zu probieren, finden die meisten ziemlich cool.“

Jeder der sechs Cocktails eines „Möhren“-Abends ist einem Land zugeordnet, die Zutaten und Aromen sind darauf abgestimmt und auch die Präsentation ist wohlüberlegt. Einen eigenen Namen bekommt das Getränk auch: Im Jimmy’s gab es zum Beispiel eine „Rote Sonne“ (Rooibos-Gin-Infusion, Vanille, Limette, Prosecco) und – Achtung, Selbstironie – einen „Deitschen“ (Jägermeister, Monkey 47, Vanille, Apfel, Eiweiß, Zitrone). Preislich sind die Kreationen ungefähr mit einem Gin & Tonic vergleichbar, mehr als 8 bis 9 Euro zahlt man selten.

 

IN ACTION. Am 22. Juni war die „Möhre“ im Toscana am Adolf-Pichler-Platz zu Gast.

„Es geht um den Eventcharakter und den klaren Unterschied zu einer normalen Bar mit fixer Karte.“

Marc