ie ambitionierte Politikerin Janet wurde gerade zur Gesundheitsministerin im britischen Schattenkabinett ernannt. Um diesen Umstand zu feiern, richtet sie für ihre engsten Freunde ein kleines Get-together in ihrem Londoner Stadthaus aus. Dieses funktioniert auch wie geplant in der üblichen, alphahirschtypisch-neurotischen Intensität, bis Janets Ehemann Bill mit einer Ankündigung zum eigenen Gesundheitszustand alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Bei dieser einen Offenbarung bleibt es nicht: Auch die anderen Gäste nutzen – bald mehr getrieben als freiwillig – die Ungunst der Stunde, um ihrerseits Geheimnisse mit großer Sprengkraft ans Tageslicht zu befördern. Chaos breitet sich aus: Was als einigermaßen kultiviertes Beieinander begann, wird zum Gefühls-Tohuwabohu, in dem die in der Küche vor sich hin kohlenden Törtchen bei weitem das kleinste Problem darstellen.
Kino in Echtzeit.
Regisseurin Sally Potter inszeniert mit „The Party“ eine böse Kino-Komödie, die das Appartement nie verlässt und in Echtzeit gefilmt als Theaterstück ähnlich gut funktionieren würde.
Gänzlich in Schwarz-Weiß -gedreht ist „The Party“ inhaltlich das genaue Gegenteil: Statt stereotype Aussagen wie „linksliberal ist gut, rechts ist schlecht“ zu forcieren, zeigt Potter, dass alle nur mit Wasser kochen: die lesbische Post-Feministin, die es angesichts der bevorstehenden Familiengründung mit zutiefst männlichen Ängsten zu tun bekommt, die Linksintellektuelle, die ihre Partner genauso berechnend betrügt wie die PR-Lady, und schließlich der bewusst anders Lebende, der derart langweilig ist, dass man ihn sofort gegen den unmoralischen Banker austauschen möchte. Der wirkt im ganzen Durcheinander noch am beziehungsfähigsten, wenn er hochfrequent koksend seinen Designeranzug in Windeseile durchschwitzt, weil ihm eine höchst unangenehme Wahrheit auf den Lippen brennt.
//71 Minuten kurz ist Sally Potters „The Party“, dabei mit großer Lust inszeniert und mit einem gekonnt aufspielenden Schauspielerteam rund um Patricia Clarkson und Kristin Scott Thomas ausgestattet. Wer kurze, auf bissig-wohlformulierte Wortgefechte aufbauende Kinoerlebnisse liebt und nichts dagegen hat, dass die Upper Class eins ausgewischt bekommt, liegt bei „The Party“ goldrichtig.