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JULI 2016

Kino

Papa ante portas

Generationen-Komödie oder Sozial-Tragödie? Der deutschen Regisseurin Maren Ade gelingt mit „Toni Erdmann“ beides. Wer skurrilen deutschen Humor liebt, wird hier 161 Minuten lang bestens bedient.

I

nes (Sandra Hüller) ist Unternehmensberaterin in Bukarest. Mit der kleinen Welt ihrer Herkunftsfamilie scheint sie so gar nichts mehr zu tun zu haben. Wenn sie Deutschland besucht, dann nur kurz, wenn sie mit ihren Verwandten in Kontakt tritt, dann nur oberflächlich zwischen zwei Business-Telefonaten.

Peinlicher Toni.

Mit den schrulligen Marotten ihres Vaters Winfried (Peter Simonischek) hat sie umzugehen gelernt, indem sie Distanz hält. Pech nur, dass Winfried beschließt, unangemeldet Rumänien zu besuchen. Dort lernt er nicht nur Ines’ gruselig normiertes Business-Leben kennen. Nachdem seine Tochter die Frage nach dem eigenen Lebensglück nicht zufriedenstellend beantworten kann, erspürt Winfried auch väterlichen Handlungsbedarf, wenn es darum geht, Alternativen zum gleichgeschalteten Erfolgsdasein aufzuzeigen. Diese Aufgabe übernimmt Winfried allerdings nicht selbst. Er delegiert sie an sein Alter Ego Toni Erdman, in das er – verkleidet mit Zottelmähne und deutlichem Überbiss – schlüpft. Vor Toni ist ab sofort kein Fettnäpfchen mehr sicher.

Toni Erdmann Drama. Deutschland, Österreich 2015. Regie: Maren Ade Mit: Peter Simonischek, Sandra Hüller