ildred (Frances McDormand) ist auf ihrem täglichen Arbeitsweg außerhalb der Kleinstadt Ebbing wohl schon hunderte Male an drei riesigen und verwahrlosten Plakatwänden vorbeigefahren. Eines Tages inspirieren sie jedoch genau diese Werberelikte aus den Achtzigerjahren zu einer gewagten Idee: Mildred lässt hier drei Plakate als deutlich formulierte und weithin sichtbare Anklage an die örtliche Polizei aufziehen: „RAPED WHILE DYING“, „AND STILL NO ARRESTS?“, „HOW COME, CHIEF WILLOUGHBY?“.
Kontrollverlust.
Monate zuvor ist Mildreds Tochter brutal getötet worden, die örtliche Polizei unter der Leitung des plakativ angesprochenen Sheriffs Willoughby (Woody Harrelson) tappt mit der Aufklärung des Falls seitdem im Dunkeln: Eine Tatsache, die Mildred nicht hinnehmen kann. Dass ihre Aktion weniger zu verstärktem polizeilichem Arbeitseifer, sondern vielmehr zum Aufbruch nur notdürftig zugeschütteter zwischenmenschlicher Verwerfungen in der Kleinstadt führt, ist ein zwar nicht beabsichtigter, aber naheliegender Kollateralschaden von Mildreds Idee.
Eine Aggressions-Spirale setzt sich in Gang, unüberlegte Handlungen führen auf beiden Seiten zu kaum mehr zu kontrollierenden Gefühlsausbrüchen.
Roh, zügellos, liebevoll.
„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ist der neueste Film von Regisseur Martin McDonagh, der sich bereits mit seinem früheren Werk „Brügge sehen ... und sterben?“ als Meister des alltäglich Absurden bewiesen hat. Einmal mehr schickt McDonagh seine mehrdimensionalen Charaktere durch einen spannenden Plot, der sich mit Fortdauer des Films zu winden beginnt wie ein wildgewordenes Krokodil. Dass die große Depression am Schluss ausbleibt, liegt nicht nur am preisgekrönten Drehbuch, sondern auch am Schauspiel der beteiligten Akteure. Ihnen gelingt es, rohe, tapfere, feige, zügellose und schlussendlich dennoch liebende Figuren zum Leben zu erwecken, die trotz tiefer seelischer Verletzungen zeigen, dass es (fast) immer auch einen „way out“ gibt.