m November wurde im Bereich Fürstenweg, Amberggasse, Pirmingasse und Daneygasse mit dem Bau einer modernen Wohnform begonnen, die der Struktur eines Dorfes ähnelt. Es geht darum, architektonisch einen Ort zu schaffen, der ein barrierefreies, alters- und kindgerechtes Miteinander zulässt. Klingt utopisch? Ist es aber nicht. Das zeigen ähnliche, bereits umgesetzte Projekte im Ortsteil Fiecht in Vomp und in der Seestadt Aspern in Wien.
Neues Wohnen.
Auf 5.000 Quadratmetern Gesamtfläche bietet das Wohnprojekt „Haus im Leben“ neben 53 Wohnungen auch einiges an Infrastruktur. Abgesehen von einem Café gibt es am Areal eine Arztpraxis, eine Hebammenpraxis, zwei Kinderkrippen mit Platz für 24 Kinder, einen Vereinsraum, mehrere Gemeinschaftsräume sowie einen Gemeinschaftshof inklusive Spielplatz und Hochbeeten. „Das ‚Haus im Leben’ schafft Rahmenbedingungen. Es geht darum, dass sich die Menschen auf natürliche Art und Weise begegnen“, erklärt Projektgründer Anton Stabentheiner. „Diese Begegnungen schaffen wir durch einen zentralen Erschließungsraum mit Café. Wir haben eine Hebammenpraxis, wo die Kinder geboren werden, und sind gleichzeitig dafür ausgerüstet, dass Menschen pflegebedürftig werden und dort sterben können.“
SPATENSTICH.
Wilhelm Haberzettl (BWSG), Christine Oppitz-Plörer, Hildegard Wolf (Oberin Konvent der Ursulinen), Anton Stabentheiner, Architekt Manfred Gsottbauer (v. l.)
Die Architektur gibt Möglichkeiten vor, die die Menschen nützen können – oder auch nicht. Die Bewohner sollen miteinander leben können, ohne zu etwas verpflichtet zu sein. „Wir geben Räume und Möglichkeiten vor, die genützt werden können. Ich kann aber genauso gut einfach meine Tür schließen und mich nur in meinen vier Wänden aufhalten, wenn ich das möchte“, schildert Stabentheiner die Rahmenbedingungen.
Grund der Ursulinen.
Der Baugrund, auf dem das Projekt errichtet wird, ist im Besitz des Konvent der Ursulinen. Für die Umsetzung des Bauprojekts hat der Konvent das Baurecht an den Bauträger übergeben. „Das ‚Haus im Leben’ ist für die Ursulinen selbst von Nutzen, weil es für alte Menschen ein Versorgungsszenario gibt, das dem Konvent zweckdienlich sein kann und sein wird“, sagt Stabentheiner. Etliche Bauprojekte lehnte der Konvent mit seinen zwölf Mitgliedern in den letzten Jahren ab. Das Zustandekommen dieses Projektes erklärt Stabentheiner so: „Das ‚Haus im Leben’ ist ein Konzept, das von der Idee her im Sinne ihres Gedankengutes ist. Der ganze Konvent steht geschlossen hinter der Entscheidung und freut sich auf die Umsetzung.“
Generationsübergreifend.
Das Projekt spricht verschiedene Bevölkerungsgruppen an. So gewährt es einen Mehrwert für junge Familien mit Kindern: Die Eltern werden zum Beispiel mit der Kinderkrippe vor Ort unterstützt und können Kontakte mit anderen Familien knüpfen. Aber auch ältere Menschen, die nicht alleine sein wollen, fühlen sich angesprochen.
//Der Gründer von „Haus im Leben“ berichtet auch über eine große Nachfrage von jungen Leuten: „Erst vor Kurzem führte ich ein Telefonat mit einem sehr jungen Paar, das sich für eine 100-Quadratmeter-Wohnung interessierte, obwohl noch keine Kinder da sind. Das Paar kann sich aber schon heute seine Familienplanung für die Zukunft vorstellen und sorgt vor.“
//Eine Voraussetzung für eine derartige Wohn- und Lebensstruktur ist, dass sie begleitet wird, weiß Stabentheiner: „Wir achten darauf, dass innerhalb der Stockwerke alle Generationen abgebildet werden. Dadurch kann Vieles entstehen, aber eine Bedingung ist, dass der Prozess von einer außenstehenden Person begleitet werden muss. Die Begleitung hat die Aufgabe, gewisse Wohndynamiken zu entschärfen. Wenn es um Nachbarschaftshilfe geht, gibt es das Problem, ob man sich überhaupt zu fragen traut oder dass man auch Nein sagen kann. Wenn das nicht funktioniert, kann es bald einmal zu Spannungen führen.“
Veränderung im Stadtteil.
Der Stadtteil Höttinger Au hat bislang kein eindeutiges Zentrum. Es gibt keinen gemeinsamen Platz, wo man sich trifft. Mit dem großangelegten Projekt will man dementsprechend auf den Stadtteil wirken und Veränderungen schaffen. Die Infrastruktur ist nämlich nicht nur den Bewohnern vorbehalten. Jeder kann das Angebot der Arztpraxis, der Hebammen oder der Kinderkrippe nützen. „Es ist ja Sinn der Sache, dass von außen Leben hereinkommt und dass dieses Leben in den Stadtteil hinauswirkt. Eine Veränderung wird es hier vor allem hinsichtlich des Mittagstisches im Café geben, da ein derartiges Angebot dort bisher nirgends zu finden war. Im Sailer gibt es zwar einen guten Toast, aber einen Senioren- oder Familien-Mittagstisch gibt es nicht“, erzählt Stabentheiner.
Von der Idee in die Praxis.
Zu der Idee eines Projektes des modernen Wohnens und Lebens kam der Gründer Anton Stabentheiner aus der Überlegung, wie und wo man selber im Alter wohnen möchte. „Was sind die Alternativen zu den herkömmlichen Angeboten wie einem Altersheim oder dem betreuten Wohnen? Es ging darum, ein Angebot zu entwickeln, in dem sich alle Generationen wohlfühlen und wiederfinden.“ Dies scheint geglückt zu sein, denn die Nachfrage ist immens groß.
„Wir achten darauf, dass innerhalb der Stockwerke alle Generationen abgebildet werden.“
anton Stabentheiner