us dem, was bereits da ist, etwas Neues machen. Etwas produzieren, das in umgewandelter Form einen neuen Wert bekommt. Dinge wieder in den Kreislauf bringen. „Sei es Handwerk oder altes Wissen, Recycling oder Upcycling, der Umgang mit Ressourcen oder die Lebensmittelproduktion. Es geht um interessante Themen, die uns schon lange beschäftigt haben und hochaktuell sind“, erklärt Claudia Sacher von feld – Verein zur Nutzung von Ungenutztem.
//Die Landschaftsplanerin hat zusammen mit der Architektin Luzia Dieringer den Innsbrucker Verein ins Leben gerufen. Zu einem Zeitpunkt, als sich beide beruflich umorientieren wollten – mit dem Wunsch, etwas umzusetzen, von dem sie überzeugt sind. Das soziale Miteinander war ihnen besonders wichtig. So entstand vor einem Jahr und aus einem Sammelsurium an Themen und Ideen der feld-Verein. Mittlerweile zählt er elf Vereinsmitglieder, viele begeisterte Freunde und noch mehr Ideen, die auf Verwirklichung warten.
Das Sammeln.
Das erste große Projekt des Vereins beschäftigt sich mit Lebensmitteln, konkret mit Obst und Gemüse. Es wird gesammelt, eingekocht und verteilt. Diesmal ist 6020 auch dabei. Wir machen Erdäpfel-Mohn-Marmelade. Das Rezept ist ganz einfach: Erdäpfel, Apfelsaft, Mohn, Zucker, ein Schuss Rum, fertig. Die Erdäpfel, die in Flaurling aussortiert wurden, werden zuerst gekocht, geschält und anschließend mit einer Kartoffelpresse in Püree verwandelt. Das Püree mischt man mit Apfelsaft und bringt beides zum Kochen. Nach und nach kommen die restlichen Zutaten dazu. Am Ende füllen wir die heiße Marmelade in Gläser ab und freuen uns auf das Frühstück am nächsten Morgen.
Sammeln ist der erste Baustein im Projekt des Vereins, dessen Grundidee darauf basiert, Ungenutztes zu finden, zu verwandeln und dem Ungenutzten einen neuen Wert zu geben. Daher geht’s regelmäßig auf Felder und Bauernhöfe oder in Gemeinschaftsgärten. Einiges lässt sich auch im öffentlichen Raum finden. Das Grundprinzip dabei: Das Obst und Gemüse würde auch sonst nicht in den Handel kommen. Es sind Obstbäume, die niemand erntet, Kartoffeln, die nach der maschinellen Ernte auf dem Feld liegen bleiben, Gemüse, das zu klein oder zu unförmig ist, oder Kirschen, die sonst den Vögeln überlassen werden würden. Quellen gäbe es genügend, ganz so einfach ist der Prozess aber trotzdem nicht. Die Suche ist mit Aufwand verbunden. Doch es lohnt sich. Einen kleinen Appell gibt es an dieser Stelle dennoch: „Damit das Konzept über zwölf Monate im Jahr funktioniert, brauchen wir noch mehr Quellen und sind auf der Suche nach solchen“, erklärt Claudia. „Viele wissen gar nicht, wo sie sich melden sollen, und wir wären froh drüber. Daher: Meldet euch bei uns!“
//Als ungenutzte Ressourcen zählen übrigens auch die gesammelten Gläser die und genutzten Küchen. „Für das Einkochen nutzen wir Kochräume während ihrer Randzeiten oder an Sonn- und Feiertagen. Im Prinzip immer dann, wenn sie nicht vom Besitzer genutzt werden“, erläutert Luzia. Dass dabei viel Organisation und Logistik notwendig ist, versteht sich von selbst. Autofahrten passen da eher nicht ins nachhaltige Konzept. Deshalb gibt es den feld-Fahrradanhänger, meist voll gepackt mit Induktionsplatten, Töpfen, Gläsern und Zutaten.
Das Verwandeln.
Ist genug gesammelt, wird verwandelt. Konkret gesagt: haltbar gemacht, und zwar mit alten Techniken wie Einlegen oder Einkochen. Unsere Erdäpfel-Mohn-Marmelade ist nur ein Beispiel von vielen. Das Verarbeiten fasziniert die feld-Mädels ganz besonders. Vor allem, weil dadurch viel Wissenstransfer innerhalb des Vereins stattfindet – darum geht es schließlich auch. Wichtig ist, dass die Lebensmittel dadurch eine Haltbarkeit von mehreren Monaten bekommen und nicht sofort konsumiert werden müssen. „So kann man die geernteten Früchte das ganze Jahr über konsumieren“, sagt Luzia.
Das Weitergeben.
Verkocht in Marmeladen, Mus oder Chutneys kommen die Produkte dann wieder in den Kreislauf. Ein klassisches Verkaufssystem gibt es nicht, stattdessen werden sie gegen Spenden, die jeder individuell bestimmt, weitergegeben. „Wir setzen mit Absicht auf das Pay-as-you-wish-System, damit jeder für sich selbst entscheidet, wie viel ihm das Produkt wert ist“, erklärt Luzia. „Es soll zum Nachdenken anregen und bewusstmachen, wie wir uns als Konsumenten verhalten.“ Oft kann man den Wert auch gar nicht nennen, weil jedes Glas eine andere Größe hat, mit anderen Zutaten gefüllt ist, eine andere Geschichte erzählt. Der Aufwand lässt sich genauso wenig auf einen Nenner bringen. „Einmal sind beim Einkochen zwei Leute dabei, das nächste Mal wieder zehn. Das ist immer sehr variabel und jedes Produkt wird dadurch sehr individuell“, sagt Claudia.
Sammlerinnen.
Luzia Dieringer (li.) und Claudia Sacher vom Verein feld
Kontakt:
[email protected]
www.facebook.com/feldverein
www.tirol2050.at/vision/ideenkanal
Weitergegeben werden die Produkte zunächst während des gemeinsamen Einkochens im Rahmen des Vereins, zu dem jeder herzlich eingeladen ist. Es gibt außerdem sogenannte Verteilerstellen in Innsbruck, zum Beispiel im Café Gleim oder im Endlich Store, in der Bäckerei Kempf in Wilten oder im ibis acam in Landeck und Innsbruck. Das Produktsortiment ist immer Zufall und abhängig von der Sammelernte. Eine Spendenbox steht stets dabei.
Suppe als Großprojekt.
Der feld-Verein hat im Dezember sein Einjähriges gefeiert. Das positive Feedback macht Mut und Lust, an der Idee dran zu bleiben, auch wenn dringend neue Fördertöpfe gebraucht werden. Gerade ist ein großes Projekt im Entstehen, das den beiden Gründerinnen in Zukunft den Lebensunterhalt sichern könnte: Suppen! Gekocht von feld, nach altbewährten bis ausgefallenen Rezepten und stets aus ungenutzten Ressourcen. Zur Mittagszeit werden sie auf den Fahrradanhänger gepackt und an Büros geliefert. Das Konzept dafür haben Claudia und Luzia im Rahmen des Ideenkanals, einer Initiative von Energie Tirol zur Förderung nachhaltiger Projekte, ausgefeilt.
//Das Interesse ist groß, nun soll das Konzept im Jänner in die Testphase gehen und im Frühjahr anlaufen. „Wir müssen noch an der Logistik arbeiten, damit alles klappt. Dazu brauchen wir fixe Bezugsquellen, eine Küche, in der wir regelmäßig kochen können und zusätzlich eine Menge an Gefäßen, Töpfen und Isoliermöglichkeiten“, erklärt Luzia. Deshalb zähle man noch stark auf die Spendenaktion vom Ideenkanal, die bis zum 18. Jänner läuft. Im Rahmen des Wettbewerbs haben sie die einzelnen Punkte zur Ideenverwirklichung erarbeitet und darauf basierend ein Spendenziel gesetzt. Bis zu einem Wert von 1.000 Euro wird der Spendenbetrag von „Tirol 2015 energieautonom“ sogar verdoppelt – es ist also Mithilfe gefragt.
„Beim Suppen-Projekt müssen wir noch an der Logistik arbeiten, damit alles klappt.“
Luzia Dieringer