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JÄNNER 2016

Kolumne

#raabschieD

Popkultur und was sonst noch zu sagen ist.

E

s mag uncool sein, Stefan Raabs Abgang zu betrauern, aber diesen Preis zahle ich in diesem Fall gerne. Die Jungspunde unter den Lesern können es sich vielleicht nicht vorstellen, aber es gab eine Zeit, in der TV-Fundstücke und lustige Schlagzeilen nicht zigfach über soziale Medien verbreitet wurden, bis sie jedem zum Hals raushingen. In diesem Sinn war Stefan Raab so etwas wie ein personifizierter Twitter-Account der Pre-YouTube-Ära. Er zerpflückte in „TV total“ den Fernseh- und Promiwahnsinn, machte unbekannte Menschen, die er lustig fand, zu kleinen Stars und zeigte gleichzeitig den hirnlosen Blödsinn auf, den viele Zeitgenossen so von sich geben.

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Der Umstand, dass diese Aufgabe seit gut fünf Jahren jedes zweite Onlinemedium übernimmt, ist auch der Grund, wieso „TV total“ in den letzten Jahren nur mehr kompletter Schwachsinn war und unter der Wahrnehmungsgrenze dahindümpelte. Einzig die internationalen Musikstars und Schauspieler haben die Show gerettet – und das auch nur, weil „TV Total“ die einzige sogenannte Late-Night-Show in Deutschland war, die internationale Promotion-Agenturen zu kennen schienen.

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Um „TV Total“ ist es also nicht schade. Um Stefan Raab schon. Jeder intelligente Mensch mit Humor ist in der heutigen Fernsehlandschaft eine Wohltat. Außerdem geht mit „Schlag den Raab“ die letzte große Samstagabendshow verloren. Von nun an dominieren die Silbereisens, Fischers und Bohlens. Wer beim #Raabschied bei „TV Total“ nicht geweint hat, sollte es jetzt tun.

Um „TV Total“ ist es also nicht schade. Um Stefan Raab schon.