ine junge und dazu noch karrierebewusste Band hat es oft nicht leicht. Während unseres Gesprächs im Café Wiener entdeckt Pati, Sänger und Gitarrist von Vormärz, auf seinem Smartphone, dass eine andere österreichische Band gerade eine eigene Frage beim App-Spiel Quizduell bekommen hat. Die Band, von der die Rede ist, heißt Wanda. Diese ist in den letzten Monaten von 0 auf 100 durch die Decke geschossen, man kann es nicht anders sagen. In allen relevanten deutschsprachigen Alternativ- und Indiecharts auf Platz 1. Wanda fischen irgendwie im selben Gewässer wie Vormärz, es ist deshalb auch nicht verwunderlich, wenn sich ein kleiner Anflug von „naja, das hätten wir irgendwie auch gerne“ auf den Gesichtern der jungen Musiker abzeichnet.
Kein Wanda auf Tirolerisch.
Vormärz würden auch gerne Karriere machen, damit sie von der Musik leben können. Das wäre ihr Ding. Professionelle YouTube-Clips wurden bereits produziert. Man spielt, wo man kann. Die Songs werden im Studio aufgenommen. Auf meine Frage, ob man denn diese räudige Coolness von Wanda auch mit tirolerischem Einschlag hinbekommen könnte (tatsächlich gibt es keine Indie-Band in Tirol, die in Mundart singt), kommt von allen Anwesenden ein dezidiertes „Nein“.
„meiner meinung nach ist independent komplett gestorben.“
„Das ist der Wiener Charme. Auf Tirolerisch kann man sich vielleicht gut unterhalten, aber zu Indie passt das nicht“, sagt Max, der in der Band Gitarre und Synthesizer spielt. Indie kommt von Independent und meint die Unabhängigkeit von den großen, bösen Majorlabels. Der DIY-Gedanke wird von vielen Indie-Musikern hochgehalten. Konfrontiert mit der Frage, wie viel von diesen Idealen heutzutage noch vorhanden sei, meint Max: „Meiner Meinung nach ist Independent – also die Grundbedeutung und die damit einhergehende Maxime – komplett gestorben. Das ist nur noch ein Label für eine Art von Musik, die aber genauso gut von Universal produziert werden kann wie von uns, die wir mit Zero-Budget im Hinterkämmerchen arbeiten.“ Sänger Pati sieht das ein bisschen anders: „Es gibt da immer noch Ausnahmen. Manche Musiker versuchen, möglichst viel nach dem Do-it-yourself-Prinzip zu machen. Wir machen das auch so, es stellt sich aber die Frage, wie lange das noch so geht. Wir wollen davon leben können und da muss man vermutlich auch Kompromisse eingehen.“
Die Einflüsse.
Jede junge Band braucht Vorbilder. Manche sind lässig, manche taugen nicht als Einfluss. Dann gibt es auch noch Bands, auf die sich – gerade im Indie-Bereich – jeder einigen kann. Joy Division sind hier ganz vorne dabei. Auch bei Vormärz hört man immer wieder Anklänge an diese Postpunk-Helden heraus. „Joy Division sind definitiv wichtig für uns, aber auch die klassischen Indie-Bands der Nullerjahre wie The Libertines, The Strokes oder Franz Ferdinand. Einer der größten Einflüsse ist aber sicher die Hamburger Schule, da wir ja auch deutsche Texte haben, also Bands wie Blumfeld, Tocotronic oder die Sterne“, erzählt Pati. „Wir kommen derzeit aber auch immer mehr zu den Synthieklängen“, wirft Max ein. „Die kommen vom Rumexperimentieren, da haben wir keine spezifischen Vorbilder – das Gerät selbst lädt zum Probieren ein.“
Ab nach Hamburg.
Vormärz ist keine Band, die stehenbleibt. Sie lassen sich inspirieren und sind bereit, ihren Sound weiterzuentwickeln. Man will sich mehr dem Indie-Pop annähern: „Ich höre derzeit sehr viel Blur, das bringt den Pop in unsere Musik“, erzählt Pati. „Wenn man sich ältere Sachen von uns anhört, die noch nicht im Studio aufgenommen wurden, dann war da die Gitarre dreckig und übersteuert. Wir versuchen jetzt einfach schöner zu werden“, sagt Max. Und Sänger Pati fügt hinzu: „Wir wollen uns auch von den klassischen Indie-Nummern, die auf FM4 laufen, entfernen, wir versuchen eben zu experimentieren, auch wenn es nur kleine Experimente sind.“
//Doch das größte Experiment scheint noch anzustehen: Innsbruck ist gut, aber die große weite Welt – oder zumindest eine deutsche Metropole – ist besser. Deshalb will man dorthin, wo die wichtigsten Referenzen herkommen. „Wir planen nächsten Herbst nach Hamburg zu gehen“, meint Pati mit einem Lächeln im Gesicht. Max: „Wir wollen frische Luft atmen – Nordluft –, aber trotzdem die Innsbrucker Band bleiben.“
Die Musik von Vormärz in Worten:
Vormärz machen eine zeitgemäße Mischung aus Indierock, Heavy-Pop und New Wave. Die deutschen Texte sind manchmal schön, dann wieder wütend, aber meist durch eine Grundsehnsucht nach etwas undefinierbar Anderem gekennzeichnet.
Wo treten Vormärz auf?
Vormärz haben fast ganz Tirol abgespielt – Schwaz, Zirl, Innsbruck, Wörgl. In Innsbruck haben sie in der p.m.k, im Early Bird, im Treibhaus und auch im Aftershave gespielt. Sie waren aber auch schon in Wien, Linz, Graz und Stuttgart zu Gast.
Anstehende Konzerte:
21. Feber: p.m.k, Innsbruck (mit Katinka)
25. April: Weekender Club, Innsbruck (mit Wanda)
Bekanntheitsgrad:
8 von 10