m Schlafzimmer eines Mehrparteienhauses in Rum: Reinhard liegt im Bett und beobachtet mit seiner Lebensgefährtin Schlange „Sokaris“. Die 1,70 Meter lange rote Regenbogenboa geht nachts in ihrem Terrarium gern auf Erkundungstour. „Das ist spannend zu beobachten, fast besser als Fernsehschauen. Etwa einmal im Monat plumpst sie bei ihren Klettertouren runter, da gibt’s dann jedes Mal einen ganz schönen Rumpler – blöd, wenn man schon schläft“, lacht Reinhard. Im Eingangsbereich seiner Wohnung befindet sich ein weiteres Terrarium, dort wohnt die 2,20 Meter lange Boa „Kaa“, meistens versteckt in einer kleinen Steinhöhle.
„Den Nachbarn ist das egal, denn Schlangen sind ja weder zu hören noch zu riechen.“
Reinhard, Schlangenzüchter
Ein Keller der etwas anderen Art.
Zwei Schlangen in der Wohnung, aber noch viel mehr im Keller: Vor zwei Jahren hat Reinhard Königspythons gekauft und kurz darauf mit der eigenen Schlangenzucht begonnen. „Ich wollte herausfinden, ob mir das Züchten gelingt – und erfreulicherweise hat es geklappt.“ 27 Königspythons hat er 2014 in seinem Kellerabteil gezüchtet und die meisten davon verkauft, nach Deutschland beispielsweise, auch nach Holland und nach Ungarn. „Reich wird man davon nicht, im Gegenteil, die Schlangenzucht ist sehr aufwändig und kostspielig.“ Momentan befinden sich in seinem Kellerabteil 20 Königspythons. „Den Nachbarn ist das egal, denn Schlangen sind ja weder zu hören noch zu riechen.“
Weltweit fast einzigartig.
Reinhard holt seine teuerste Schlange raus: „Tutanchamun“. Die weiß-gelb-orange Schlange ist eine „Coral Glow Spider Yellow Belly“-Schlange. Diese Farb- und Zeichnungsvariante gibt es nur zwei Mal auf der Welt. „Ein Züchter hat mir über 5.000 Euro geboten. Ich gebe sie aber nicht her. Ich will selber mit ihr züchten und schauen, welche neuen Farb- und Zeichnungsvarianten dabei rauskommen.“ Keine andere Schlange wird in einer derartigen Vielfalt an Farben und Zeichnungsmustern gezüchtet wie die Königspython, derzeit gibt es über 3.000 Varianten.
Die meisten Züchter zielen auf immer neue Mutationen der Königspython ab. „Eine Mutation ist etwas, das vom üblichen Erscheinungsbild abweicht. Das können hellere Augen, eine auffällige Zeichnung oder eine andere Farbgebung sein.“ Dabei gibt es auch jedes Jahr neue „Trend-Schlangen“.
Mehr als nur ein Hobby.
Dann ist Essenszeit für eine Babyschlange: Reinhard hält ihr eine Maus in die Box. Ein blitzschnelles Zuschnappen, ein festes Umklammern und dann Maul auf: Die Maus wird langsam verschluckt. „Das war jetzt aber nur ein kleiner Happen für die Schlange, mehr was für den hohlen Zahn.“
//Mehrmals im Jahr besucht Reinhard große Repitilienmessen, vor allem in Deutschland ist der Besucherandrang immens: „Die Messe Terraristika Hamm ist die weltweit größte Börse für Terrarientiere. Wartezeiten von einer Stunde an den Kassen sind normal.“ Reinhard hat seine Schlangenzucht als Firma angemeldet, jede seiner Schlangen hat einen Namen und muss behördlich gemeldet werden.
//Interessant zu beobachten sind die unterschiedlichen Charaktereigenschaften der Schlangen: Manche sind verfressen, andere aggressiv, eine ist sehr heikel – Cassandra isst nur das Beste vom Besten, das sind in ihrem Fall Wüstenrennmäuse. Im Kellerabteil geht plötzlich das programmierte Licht aus, ein guter Zeitpunkt, um den Schlangen still und leise Adieu zu sagen. Im Dunkeln mit vielen Schlangen – zu dieser Dschungelcampprüfung wollen wir lieber nicht antreten.
Königspython
Der Königspython ist eine Würgeschlange, die in West- und Zentralafrika heimisch ist und als wenig aggressiv gilt. Mit einer Maximalgröße von 1,80 Metern ist sie die kleinste Schlange der Pythonfamilie. Das Durchschnittsalter beträgt 25 Jahre. Die bevorzugte Nahrung sind kleine Säugetiere. Um ihr Opfer zu töten, schlingt sich der Königspython um den Hals und lässt erst wieder los, wenn der Herzschlag aussetzt.