andliche Szehnerie“ nennen Simone Höllbacher und Christina Mölk ihren Jubiläumsmarkt, der am 10. und 11. Dezember jeweils von 11 bis 19 Uhr in der Bäckerei stattfindet. Zum 10. Geburtstag hat 6020 bei den Markterfinderinnen nachgefragt, was sich über die Jahre so verändert hat.
Zurück zum Anfang: Wo hat der erste Kunst- & Designmarkt stattgefunden und wie viele Aussteller waren damals dabei?
Der erste Handliche Kunst- und Design Markt fand mit ca. 25 Ausstellerinnen und Ausstellern in der ehemaligen MPREIS-Filiale am Terminal statt. Wir haben bewusst das Supermarktinventar drinnen stehen lassen. Ausstellungsflächen waren Tiefkühltruhen, Wursttheken, Brot- und Lebensmittelregale.
Ist jemand von den ersten Ausstellern immer noch dabei?
Es gibt einige Aussteller, die von Anfang an und noch immer dabei sind. Der Handliche Markt unterscheidet sich halt doch ziemlich von den anderen Märkten, die im Moment stattfinden. Die Standgebühr ist bei uns niedrig, es darf ausprobiert werden, ohne den Druck zu haben, viel einnehmen zu müssen. Die Märkte ziehen eine sehr gemischte Gruppe von Ausstellern ohne Altersgrenze an. Wir treffen die Auswahl nicht nach aktuellen Trends, sondern es macht uns Freude zu spüren, dass jemand mit Liebe und Spaß etwas mit den Händen kreiert. Das ist, denken wir, auch der Grund, warum uns einige Aussteller treu geblieben sind.
Könnt ihr alle Locations, also leerstehenden Geschäfte noch mal aufzählen?
Also da war der ehemalige MPREIS am Terminal (jetzt die Post), Rolfs Antiquitäten/Ho & Ruck in der Museumstraße (jetzt Spar), der Raum von der SPÖ in der Salurnerstraße, das ehemalige Pelzgeschäft in der Meranerstraße (jetzt Nespresso), und dann sind wir mit der Eröffnung der Bäckerei dortgeblieben.
Hat sich etwas geändert, seit ihr in der Bäckerei „angekommen“ seid?
Es gibt keinen Nervenkitzel bezüglich Infrastruktur mehr, wie es damals in den Leerständen war. Wir hatten für Strom, Wasser, Heizung, Kühlschrank, Möbel und Toiletten zu sorgen. Keine Stromschläge mehr, keine Heizkanonen schleppen, kein Wasserholen – wir fühlten uns wie MacGyver. Was so ein Kaugummi alles kann! Auch die Suche nach Leerstand fällt weg. Es war immer eine aufregende Zeit, bei den Maklern vorstellig zu werden. Not macht erfinderisch. Dadurch sind viele Kooperationen entstanden, bei denen sich Leute eingebracht haben. Einerseits ist es schade, dass wir jetzt einen fixen Ort haben, andererseits ist es viel entspannter. Mit unseren Mottos und der Gestaltung der Stände (aus Bierkisten, Supermarktregalen, Betten usw.) haben wir die Aussteller schon ziemlich herausgefordert. Mit dem „Ankommen“ und „Altern“ haben wir uns dann ein bisschen zurückgenommen. Es sind jetzt im Vergleich zu damals auch sehr viele Anfragen, die wir alle gerne unterbringen wollen. Dadurch gibt’s zum Beispiel keinen Platz mehr für Tischtennistische oder Indoor-Blumenbeete wie bei den ersten Märkten.
2006 war euer Markt eigentlich der einzige dieser Art in Innsbruck, mittlerweile gibt es Kunst- & Designmärkte ja wirklich zuhauf. Amüsiert euch das? Stört euch das?
Ja, das ist schon Wahnsinn, was sich da mittlerweile getan hat. Es ist total super, dass es mehr Möglichkeiten für Künstlerinnen und Künstler gibt, sich zu präsentieren und ihre Waren zu verkaufen. Bei manchen steht das Geldverdienen und der Konsum für unseren Geschmack aber zu viel im Vordergrund. Einige verlangen Eintritt, die Standgebühren sind für kleine, unbekannte Künstler eine Hürde und es wird wenig Energie in ein besonderes Rahmenprogramm gesteckt. In den ersten Jahren waren wir sehr stark auf Laufpublikum angewiesen, wenige hätten den Weg für einen Kunst- & Designmarkt nach Dreiheiligen auf sich genommen. Heute stehen Märkte auf der Freizeitliste unter den Top 3, das amüsiert uns – wir gehen ja selber gerne hin.
Euer liebstes Erlebnis in den zehn Jahren?
Was uns besonders gefällt, ist die Stimmung, die bei der Vorbereitung und an den Markttagen selbst entsteht, weil jedes Mal ganz unterschiedliche Leute involviert sind und uns unterstützen. Auch immer wieder amüsant: Bestechungsversuche mit Kuchen! Und immer wieder spannend: Wenn wir dann den Schlüssel für den Leerstand bekamen und das erste Mal die Räume betraten.
Kauft ihr eure Weihnachtsgeschenke wirklich auch am Markt
Ja, wir beschenken uns immer noch gegenseitig vor Ort. Manchmal werden wir auch mit Geschenken von glücklichen Marktschreierinnen und Marktschreiern überrascht.
Vielen Dank für das Gespräch.
„Wir fühlten uns wie MacGyver.“
Simone Höllbacher und Christina Mölk