nter dem Motto „Film anders“ will Dr. Klabbe Kino außerhalb von Kinos zeigen. Für die zweite Auflage von „Dr. Klabbe musiziert“, die am 12. Dezember stattfindet, wurde heuer eine spannende Alternativ-Location in der Innsbrucker Innenstadt gewählt. Der Tipp zu diesem brachliegenden Areal kam von den Zwischennutzungs-Experten vom ehemaligen Motel, die genaue Adresse wird Klabbe über Facebook bekannt geben. „Im Prinzip kann man alles befilmen und bespielen“, freut sich Roberta Hofer vom Klabbe-Team, „die Symbiose von Film und Live-Vertonung ist spannend und eröffnet auch dem Publikum neue Perspektiven.“
//So sind für diesen Abend sieben Filmaufführungen und sieben Bands geplant. „Ein intensives Spektakel, da die Musik- und Filmgenres sehr unterschiedlich sind“, erzählt Hofer. Ein Blick auf die Aufführung von 2014 bestätigt das: Der psychedelische Plastilin-Animationsfilm „Wormholes“ wurde beispielsweise von zwei Bandmitgliedern der ebenso psychedelischen Band Aux Portes vertont. Oder: Der Elektro-Künstler enad, der „Singing Sirens“ vertonte – einen liebevollen, aber traurigen Schwarz-weiß- Cartoon über einen Schneemann in seiner schlimmsten Existenzkrise. Oder Outdoor-Pianist Gregor Plösl, der eine „Tomato Story“ musikalisch begleitete.
Doktor Wer?
Am Anfang war das Filmfest Rejected, das sich um sträflich vernachlässigte Filmprojekte kümmerte und wahre Perlen in einem angemessenen Rahmen zeigte. Dieses Filmfest sollte aber dann aufhören, als es am schönsten war. Also koppelten einige Mitglieder des gleichnamigen Vereins die zwei populärsten Rejected-Events davon aus – „Dr. Klabbe filmt“ und „Dr. Klabbe musiziert“ waren geboren. Im Rahmen der „filmt“-Reihe fanden heuer am Motel-Areal diverse Film-Workshops mit Profis und Künstlern statt. Mit der Tiroler Künstlerin Ale Bachlechner von der Kölner Medienhochschule entstanden sehr kreative Sachen, „und ein sehr schräger Film“, berichtet Roberta enthusiastisch. Auch mit von der Partie: der Austro-Western-Meister Robert Spindler, der seinen Fokus auf Low-Budget-Produktionen legte und zeigte, wie diese trotz knappen Mitteln cool aussehen. Die entstandenen Werke wurden dann gezeigt. Das letztjährige „Dr. Klabbe musiziert“ war ebenso ein Erfolg, der Kinosaal im Cinematograph ausverkauft. Das Klabbe-Team findet die heurige Location auch dank ihrer zeitlich begrenzten Verfügbarkeit sehr reizvoll, und „eine passende Ergänzung zu unserer Weiterentwicklung“, so Roberta Hofer. Und woher kommt der Name?
Der ist ein Wortmix aus den Ikonen Filmklappe, größenwahnsinnigen Bösewichten mit Akademikertitel (wie Dr. No, Mabuse, Evil und Co.) und der Krabbe, quasi dem Logo gewordenen Filmklappentier.
Film sucht Vertoner.
Die Musikvorlage findet Dr. Klabbe im Netz. Gesucht wurden heuer animierte Kurzfilme von jungen Filmemachern aus aller Welt. Diese werden dann ausfindig gemacht und gefragt, ob ihr Werk für eine Neuvertonung zur Verfügung steht. Die meisten machen begeistert mit. Die Filmauswahl besteht aus möglichst abwechslungsreichen Stilen – von handgezeichnet über aquarellartig bis hin zu PC-animiert. Allesamt kleine Kunstwerke, manche sind bereits auf Festivals prämiert worden.
//Die Faszination dieser Projekte lebt aber auch von deren stetigen Wandelbarkeit: Es kann immer was hinzugefügt werden, vor allem durch die Musiker. Diese fordert Klabbe per Facebook auf, mitzumachen. „Der Andrang ist erfreulicherweise sehr groß, wir müssen Einige abweisen“, sagt Roberta Hofer.
„Ein intensives Spektakel, da die Musik- und Filmgenres sehr unterschiedlich sind“
roberta hofer
Die ausgewählten Bands bekommen den zugeteilten Film erst einen Monat vor dem Event, und zwar tonlos und ohne ursprünglichen Soundtrack. Die Herausforderung sei vor allem für die Musiker groß, da sie in kurzer Zeit eine unveröffentlichte Auftragskomposition abliefern, die sie auch filmsynchron performen müssen. Deshalb erhalten die Bands auch eine Gage. Die Überraschung ist dann auch für die Filmemacher groß, speziell wenn der Sound anders ist als in der Originalfassung. Die Zuteilung überlässt Dr. Klabbe nicht dem Zufall und wägt im Vorhinein ab, welcher Film zu welcher Band passen könnte. Für das Soundbett ist von simplen Hintergrundgeräuschen bis hin zu ergreifenden Pathosklängen alles erlaubt.
Dr. Klabbe musiziert: am 12. Dezember ab 20 Uhr – die Location erfährt man auf Facebook.
Sieben Bands:
Bøb Cat (Crackhouse Blues), Michael Hofer (Multiinstrumentalist aus Südtirol), Journery Program & Castor (Drum’n’Bass), Dead Men Shuffling (Folk), Orient Okzident Express (Multikulti-Folk), Vaseva (Indie), Vormärz (Indie)
Sieben Animationsfilme:
darunter Beiträge aus Schottland, Deutschland, Tschechien, Belgien, Frankreich und zwei Beiträge aus England.
Sämtliche Videos und live vorgeführte Soundtracks der vergangenen
Veranstaltungen gibt es auch im Netz unter:
www.klabbe.at
Das Dr.-Klabbe-Team: Grigory Shklyar, Werner Möhring, Bert Walser (hinten von links), Hemma Übelhör, Roberta Hofer, Manuela Meusburger (vorne von links)