on wegen Piefke! Simon Höger ist Bayer mit Herzblut. Der Lehramtsstudent kommt ursprünglich aus Rosenheim und wohnt seit Anfang Oktober in Innsbruck. Momentan ist alles noch sehr neu für den Deutschen, der eigentlich so viel mehr Bayer ist. Ja, es gibt sie tatsächlich, die Unterschiede zwischen den Ländern. Weil Simon aber aus dem weiß-blauen Freistaat kommt, ist er eigentlich gar kein richtiger Deutscher: Er rollt das „R“ und pflegt seinen bayerischen Dialekt. Simon ist gesellig, kletterbegeistert und manchmal unpünktlich.
//Also von wegen typisch deutsch: wichtigtuerisch, pingelig, übergenau. Die vermeintliche Abneigung gegenüber seiner Staatsbürgerschaft hat der 24-Jährige noch nicht selbst erfahren: „Bis jetzt waren alle hier sehr freundlich zu mir.“
Einer von vielen.
Geboren und aufgewachsen in Rosenheim, hat es Simon zum Studieren nach Innsbruck gezogen. Seit Semesterbeginn ist er an der Pädagogischen Hochschule für den Lehramtsstudiengang Deutsch sowie Bewegung und Sport für die Neue Mittelschule eingeschrieben.
//Simon wohnt in einer WG mit vier Mitbewohnern – drei Männern und einer Frau. „Auch alles Deutsche, aber sie studieren an der Uni.“
Damit zählen sie zu den fast 150.000 Deutschen, die in Österreich hauptgemeldet sind. Für junge Studierende ist Österreich mitunter so attraktiv, da hier der Numerus clausus (NC) nicht so entscheidend ist wie im strengen Nachbarland.
Wohnungsmarkt des Grauens.
In Innsbruck wohnt der 24-Jährige in einer WG in der Kranebitter Allee. „Die große Straße gefällt mir nicht so gut. Sie ist extrem lang, es gibt viele Wohnblöcke. Und die Straße ist vielbefahren“, erzählt er. Simons Wohnung ist dafür „recht neu und modern“. Der relativ niedrige, aber große Wohnblock wurde Mitte der 1990er Jahre errichtet. „Ich schätze, dort wohnen bestimmt 50 Leute. Aber die Nachbarn sind eher anonym. Ich kenne noch niemanden“, so Simon. Er selbst wohnt in einem 20 Quadratmeter großen Zimmer. Die Wohnung liegt im Erdgeschoß, hat einen kleinen Garten und eigene Autostellplätze vor dem Haus. „Insgesamt gibt es fünf Zimmer, für jeden Studenten eins. Zusätzlich haben wir Küche, Bad, eine separate Toilette und einen Aufenthaltsraum.“
//Könnte der Student an Innsbruck etwas verändern, wüsste er sofort, was zu tun ist: „Mehr Wohnungen bauen! Das finde ich sinnvoll, um den extrem hohen Mietpreis zu senken. Der Wohnungsmarkt in der Stadt ist furchtbar. Es ist sehr schwer, ein Zimmer zu finden.“
Tivoli zum Abschalten.
Trotz der nicht wirklich idyllischen Wohnlage an der großen Straße gefällt Simon die Stadt, in der er seine Zukunft plant. Er kann noch nicht genau sagen, was sein Lieblingsplatz in Innsbruck ist. „Ich bin noch nicht so lange hier.“ Platz zum Wohlfühlen und Abschalten findet er aber im Kletterzentrum Tivoli. Dort trifft man den Sportbegeisterten dreimal pro Woche. Wenn er nicht gerade in der Wand hängt, geht Simon gerne skifahren, laufen, fallschirmspringen oder slacklinen. Und was ihm an Innsbruck besonders imponiert: „Die Nordkette ist so nah, man kommt schnell zum Skifahren und es gibt hier extrem viele Klettergebiete. Das ist der Hauptgrund, warum ich nach Innsbruck gekommen bin.“
Gutes und weniger Gutes.
„Meine Heimatstadt Rosenheim ist viel kleiner. Sie hat im Vergleich zu Innsbruck mit rund 60.000 Menschen nur halb so viele Einwohner. In Innsbruck ist alles ein bisschen enger, auch durch die Berge, die die Stadt eingrenzen.“
//Und an noch etwas muss sich der Bayer gewöhnen: „Die Öffnungszeiten der Geschäfte sind ganz anders organisiert. In Deutschland konnte ich vielerorts bis 22 Uhr einkaufen. Hier schließen die Läden teilweise schon vor 19 Uhr. Und das Fleisch ist in Innsbruck wesentlich teurer. Generell sind die Lebensmittelpreise recht hoch. Dafür heben die Berge die Lebensqualität extrem nach oben.“
Die straße
Die Kranebitter Allee liegt in der Katastralgemeinde Hötting. Parallel zur Flughafenlandebahn schlängelt sich die über sechs Kilometer lange, vielbefahrene Straße direkt nach Kranebitten in den Westen Innsbrucks. Östlich führt die Kranebitter Allee ein Stück entlang des Inns in Richtung Zentrum, vorbei am Technik-Campus der Universität und des Einkaufszentrums West, bis in die Höttinger Au.