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AUGUST 2019

Die Kofel-Chroniken

Was mit dem Kauf des Patscherkofels im Jahr 2014 begann, fand am 18. Juli im Rahmen des Sonder-Gemeinderats seinen Höhepunkt. 6020 hat sich angeschaut, wie aus 41 Millionen 65 Millionen wurden.

Fotos: Axel Springer

War’s das jetzt mit der politischen Verantwortung?

Die FPÖ hat für den Gemeinderat im Oktober (den ersten nach der Sommer­pause) bereits einen Antrag auf Abberufung von Vize-Bgm.in Christine Oppitz-Plörer angekündigt. Auch ein dringender Antrag von Gerechtes Innsbruck mit demselben Ziel, dem im regulären Juli-Gemeinderat die Dringlichkeit von den Mandataren nicht zugestanden wurde, wird im Oktober auf der Tagesordnung stehen.

                                                      Und jetzt?

 

Bürgermeister Georg Willi spricht im 6020-Interview über die 

Lehren aus dem Kofel-Desaster, wie ein solches in Zukunft verhindert 

werden soll, und darüber, was nach der Sommerpause ansteht. 

 

Fotos: Franz Oss

Herr Bürgermeister, welche Lehren und Konsequenzen ziehen Sie aus der Kostenexplosion am Patscherkofel: Georg Willi: Die wichtigste Lehre ist, dass wir Großprojekte so ganz einfach nicht mehr machen dürfen. Aus einem Bauprojekt mit der ursprünglichen Idee, eine Bahn um 10,9 Millionen Euro zu modernisieren, ist ein Projekt geworden, bei dem wir aus heutiger Sicht in Richtung 65 Millionen gehen.

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 Und dann fehlen auch noch ursprünglich geplante, für die Bevölkerung wichtige Teile wie die Rodelbahn oder der Speicherteich. Wenn es dann heißt, dass aber doch ein tolles Projekt daraus geworden ist, denke ich mir: „Um das Geld? Na hoffentlich ist die Bahn schön!“ Wir brauchen ab sofort bei Großbauprojekten eine externe Kontrolle, wie sie jetzt im Gemeinderat einstimmig beschlossen wurde.

 

Wie wird diese externe Kontrolle konkret aussehen? Je nach Art des Projekts wird ein Team aus externen Fachleuten hinzugezogen. Die werden das gesamte Projekt von der Ausschreibung über die Planung bis hin zur Kostenkontrolle begleiten. 

Warum müssen diese Fachleute extern sein? Weil nur so ihre Unabhängigkeit gewährleistet werden kann. Wenn diese Experten zum Beispiel zu dem Schluss kommen, Zweckbauten würden reichen, es politisch aber eine Mehrheit für aufwändigere Bauten um 10 Millionen mehr gibt – dann ist das okay. Dann wissen wir aber auch, worauf wir uns einlassen, und können das Projekt neu bewerten. 

 

Wird es auf politischer Seite dann auch so etwas wie die Montagsrunden geben? Sicher nicht. Diese Montagsrunden waren völlig unprofessionell! Wir haben Steuergeld zu verantworten. Für den Umgang damit gibt es strenge Regeln und die müssen eingehalten werden. Dass keine Protokolle geführt wurden, ist nicht normal und darf nicht mehr passieren. 

Der Gemeinderat pausiert im August und September, wie geht es im Herbst weiter – welche Projekte stehen an? Es tut sich einiges im sozialen Wohnbau. Die ersten 300 Wohnungen am Campagne-Reiter-Areal – insgesamt werden es 1.200 – werden fertig, beim Wohnbauprojekt Harter-höfe in Kranebitten – hier sind 1.500 Einheiten geplant – geht der Wettbewerb los, wir bauen Radwege und starten auch den Architektenwettbewerb für das MCI.

„Die Kontrolle muss extern sein, weil nur so ihre Unabhängigkeit gewährleistet werden kann.“