edes Jahr ist es dasselbe: Wo von Jänner bis Juni bei Proletariat und Politik der Schaffenswille groß ist, packt dieser im Juli sein Zeug und fährt nach Jesolo, Santorin oder nach Thailand – abhängig von Budget und Reisevorstellungen. In der Heimatstadt bleiben in dieser Zeit Baustellen zurück: am Schreibtisch, in der wild aufgerissenen, riesigen Einbahnstraße der Innenstadt und natürlich im Plenarsaal des Innsbrucker Rathauses. 6020 rekapituliert im tatsächlichen Neujahr eines turbulenten gemeindepolitischen Jahres die offenen Fragen und versprochenen Projekte – damit drei wichtige Projekte nach dem Sommer nicht unter Aktenbergen liegen bleiben.
Was passiert mit der Markthalle?
Schon seit Jahren versucht man, die Markthalle attraktiver zu machen. Bald wird am Areal gebaut.
Die Übernahme durch die Innsbrucker Immobilien GmbH im Jahr 2012, Parkmöglichkeiten, riesige Schilder an der Außenfassade oder verpackungsfreie Bioläden, die das Studentenvolk mit Kaufkraft und ausreichend Tupperware in die Halle holen sollten, sind nur einige Maßnahmen, die die Betreiber der Markthalle umgesetzt haben, um den Shopping-Dinosaurier etwas attraktiver zu machen. Trotzdem meinte die ehemalige Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer 2016 in einem TT-Interview, dass die Markthalle „nicht die große Cashcow sei“. IIG-Chef Franz Danler meint zu den bereits getroffenen Maßnahmen am Areal: „Ich finde, dass die Veränderungen gepasst haben.“
"Die Markthalle ist ein fixer Bestandteil der Stadt."
Franz Danler, Geschäftsführer IIG
Der amtierende Bürgermeister Georg Willi will die Entwicklungen am Marktplatz derweil weiter vorantreiben. Die Fläche am Inn gehört immerhin inklusive der 2011 erworbenen Hochgarage der Stadt Innsbruck. Anfang 2019 wurde der Ideenwettbewerb „EUROPAN 15“ gestartet, bei dem sich junge Architekten und Städteplaner Gedanken über die Zukunft des Areals machen sollten. Eine kleinere Arbeitsgruppe hat sich speziell mit der Markthalle auseinandergesetzt. „Die Maßnahmen der letzten Jahre waren vor allem technischer Natur“, heißt es aus dem Bürgermeisterbüro.
Die Markthalle:
2012 hat die IIG die Markthalle übernommen, auch das Areal und die Hochgarage gehören der Stadt. In der letzten Periode wurde das Vorhaben, die Markthalle zu beleben, verschoben (weil kein Budget mehr), Bürgermeister Willi hat eine dortige Öffnung zum Inn im Wahlkampf mehrmals thematisiert, mit dem Wettbewerb "EUROPEAN 15" sollís jetzt endlich was werden.
Mitte Juli geht es allerdings personell zur Sache – Marktleiter Kurt Dengg geht. Genaue Gründe dafür sind nicht bekannt, nur soll es laut Danler mit einer „Neuausrichtung“ zu tun haben. So will man in der Markthalle auf Regionalität sowie ein einheimisches Zielpublikum setzen und einen Weg finden, um „Markthalle und Marktplatz besser zusammenzuführen“. Dass man Bioprodukte auch beim Supermarkt ums Eck bekommt und es Bauernmärkte sogar in Shopping-Centern gibt, sieht man seitens der Stadt und der Tochterfirma IIG nicht als Problem: „Die Markthalle ist ein fixer Bestandteil der Stadt“, so Danler. Fest steht jedenfalls, dass sich im Herbst etwas tun soll. Viel weiß man noch nicht, außer, dass gebaut werden wird.
Wo ist der Hafen?
Der Hafen "muss weg", hieß es im April. Die versprochene neue Venue gibt es noch nicht.
Der Hafen:
„Ende Legende nach 23 Jahren“ hieß es im Mai, eigentlich wollte man einen nahtlosen Übergang schaffen, und man will, dass wieder
alles an einem Ort gebündelt wird? Wenn das nicht gelingt? Landet der Flohmarkt womöglich bei der Messe und die Konzerte nirgendwo.
Eine Anfrage auf Verlängerung am früheren Hafen-Areal wurde abgelehnt.
„Die Standortsuche
gestaltet sich schwie-
riger als gedacht.“
Michael Bauer, Pressesprecher
Bgm. Georg Willi
Im April erreichte Innsbruck die Nachricht, dass der Hafen, der wohl letzte subkulturelle Riese und alternative Lieblingsclub der Stadt, nach der Schließung des Weekenders im Jahr 2017, Ende Juni seine Pforten schließen und abgerissen wird – 6020 berichtete ausführlich. Als die Empörung im Kultur-Miniversum Innsbrucks groß war, hieß es „keine Panik“ aus dem Bürgermeisterbüro. „Nahtlos“, so Michael Bauer, Bürgermeistersprecher, wollte man damals mit dem Betrieb eines zukünftigen Hafens anschließen.
Noch in diesem Jahr soll es eine neue Location geben.
Wie sieht die Situation der Mentlvilla aus?
Alkoholverbot Nummer sieben stellte sich in der Mentlgasse
nicht als Lösung heraus.
Die Diskussion um die Mentlvilla ist ein Musterbeispiel Innsbrucker Problemlösung. Als die Notschlafstelle für Suchtkranke im Jahr 2015 fast an derselben Stelle wie die alte, fernab vom Innsbrucker Altstadt-Rummel, hinter dem Frachtenbahnhof wiedererrichtet wurde, dauerte es nicht lange, bis die ersten Anrainerbeschwerden eintrudelten. Lärmbelästigung, Verschmutzung und das Konsumieren von Suchtmitteln auf der Straße waren die Vorwürfe der Nachbarn.
„Wichtig ist, dass man
lösungsorientiert und
nicht ideologiegesteuert
an diese Sache herangeht.“
Georg Schärmer, Caritas-Direktor
Im Gemeinderat reagierte man Ende Feber 2018 mit dem Beschluss von Alkoholverbot Nummer sieben plus Videoüberwachung. Die Opposition kritisierte eine Problemverlagerung, die bürgerliche Mehrheit stellte sich auf die Seite der Wiltener Anrainer. Die Alternative Liste Innsbruck brachte zu dieser Zeit den Vorschlag eines Drogenkonsumraums ein, der von der Stadtregierung geprüft wurde. Bis kurz vor der Sommerpause hat sich noch nicht viel getan.
//Laut Bürgermeistersprecher Michael Bauer hat sich das Alkoholverbot nicht als effizient erwiesen. Auch der Vorschlag nach einem Drogenkonsumraum wurde vom Innenministerium abgeblockt. Die zuständigen der Caritas, der Betreiberin der Mentlvilla, wären ohnehin gegen einen solchen Raum gewesen.
Brennpunkt Mentlgasse:
Seit Herbst 2018 sind die Zustände in der Mentlgasse nun Thema, das dortige Alkoholverbot wurde im Feber-Gemeinderat mit den Stimmen von ÖVP, FPÖ, FI, Gerechtes Innsbruck und der Liste Fritz beschlossen.
Georg Schärmer, Direktor der Caritas der Diözese Innsbruck, fordert vielmehr eine „Spezialordination für Drogenkranke, um eine ganzheitliche medizinische Versorgung sicherzustellen“. Zudem wünscht man sich in der Caritas den vermehrten Einsatz von mobiler Sozialarbeit im Areal sowie eine „eigene Anlauf- und Beratungsstelle für Alkoholkranke“. Für die Auslagerung eines Services der Mentlvilla ist die Stadt Innsbruck bereits auf Standortsuche. Die „Spritzen-Tauschstation“ soll zur Entlastung der Einrichtung verlagert werden und in Zukunft vor allem „nicht im Wohngebiet liegen“, so Michael Bauer. Georg Schärmer wünscht sich für die künftige Debatte um die Mentlvilla von allen Beteiligten, dass man „lösungsorientiert und nicht ideologiegesteuert an diese Sache herangeht“.