„Nach vier Jahren in Wien ist es jetzt wichtig für mich, in der Stadt sichtbar zu sein.“
Georg Willi, grüner Bürgermeisterkandidat 2018
eorg Willi, Klubobfrau Uschi Schwarzl und Gemeinderätin Renate Krammer-Stark stehen mit ihrem Team an der Haltestelle Höttinger Au/West und warten auf die 3er Richtung Amras. Es wird besprochen, wer ein Jahresticket oder das neue Tirol-Ticket hat. Schwarzl ist fast immer mit dem Rad unterwegs und auch Willi hat noch kein Jahresticket für den Innsbrucker Stadtverkehr. Ein Ticket löst er natürlich trotzdem.
//Ohne das Lastenfahrrad mit Parteilogo, das sie bei den anderen Stationen der Grünen Sommertour dabeihaben, ist die Gruppe quasi in Zivil unterwegs. Für klassische Wahlwerbegeschenke ist es noch zu früh und darauf ist man derweil auch noch nichts aus. Georg Willi ist auf Sommertour, weil er sich ganz einfach wieder mal blicken lassen muss in der Stadt, in der er nach der Gemeinderatswahl im April 2018 als Bürgermeister regieren will. „Ich war die letzten vier Jahre in Wien, daher ist es jetzt wichtig für mich, in der Stadt sichtbar zu sein.“
Den Willi kennt man noch.
Viele kennen ihn auch noch, einige sprechen ihn direkt an. Als die grüne Abordnung im Rahmen der Tour zum Beispiel im Tivoli war, seien Leute mit den Worten „Sie sind doch der Willi“ auf ihn zugekommen. „In dieser Hinsicht habe ich natürlich einen dankbaren Namen, den man sich leicht merkt“, räumt er ein. In der Straßenbahn Richtung Amras sprechen ihn derweil nicht viele Leute an.
Von einer Frau, die ihm gegenübersitzt, will der Verkehrssprecher der Grünen im Nationalrat wissen, ob sie denn zufrieden sei mit der Taktung der Straßenbahn. Ja, meint die Dame, sehr sogar. Und das Angebot habe sich auch verbessert in den letzten Jahren. Die Mobilität ist den Grünen naturgemäß ein wichtiges Anliegen. Und hier habe man auch einiges erreicht, betonen Willi und Schwarzl. Man sei zufrieden mit dem Projekt Tram/Regionalbahn und das gelte auch für die neuen, vergünstigten Öffi-Preise. Für beides haben sich die Grünen von Anfang an eingesetzt und diese später als Teil der Stadtregierung auch mitumgesetzt.
Erklärungs- und Redebedarf.
Ziel der Sommertour ist auch, von den Innsbruckern selbst jene Themen zu erfahren, die sie beschäftigen. Da gäbe es einige, die fast immer daherkommen, erzählt Willi: „Leistbares Wohnen, ein Lohn, mit dem man mehr als nur über die Runden kommt, und Bildung sind Anliegen, über die wir oft mit den Leuten sprechen.“ Bei emotionalen Themen wie Sicherheit oder der Flüchtlingsfrage macht er die Erfahrung, dass man mit Fakten und Zahlen relativ leicht für Entschärfung und auch Verständnis sorgen könne.
//Jetzt und später auch im Wahlkampf habe man Gelegenheit, in Gesprächen in die Tiefe zu gehen und politische Zusammenhänge zu erklären. Ob man dafür denn nicht auch im Tagesgeschäft Zeit finden müsse? Es könne doch nicht sein, dass man nur im Wahlkampf mit den Leuten redet und ihnen Politik erklärt.
„Stimmt“, sagt Georg Willi, „aber Politik ist oft sehr kompliziert und die Sachverhalte sind komplex. Bürgerforen wie die Stadtteiltage haben sich aber bewährt, auch wenn es bei er Bürgerbeteiligung noch Verbesserungspotenzial gibt.“ Das gäbe es immer, räumt Uschi Schwarzl ein. Im Wahlkampf wird Willi auf diesem schmalen Grad öfter balancieren müssen: Sagen, was er anders machen würde, ohne die eigene Partei, die die letzten sechs Jahre mitregiert hat, zu beschädigen.
Hier geht etwas weiter.
Fragt man Politiker, die eine Zeit lang Abgeordnete im Nationalrat waren, warum sie auf die Gemeindeebene zurückkehren wollen, erhält man in der Regel eine Antwort, die in etwa so klingt: „Weil man auf der kommunalen Ebenen mehr umsetzen kann, Ergebnisse schneller sieht, die Politik hier unmittelbarer ist, einfach etwas weitergeht.“ Das sieht auch Georg Willi so. Und warum will er Bürgermeister werden? Bei dieser Frage hält er kurz inne, um dann bestimmt zu sagen: „Weil ich glaube, dass ich darin gut wäre, dass ich ein guter Bürgermeister wäre.“
//Dass der Job als Innsbrucker Bürgermeister der wohl herausforderndste seiner Laufbahn als Berufspolitiker sein würde, glaubt er auch. Aber eben auch der, in dem er sich am meisten beweisen könnte. Denn: Willi will regieren. Seine bisherige Laufbahn hat er immer in Opposition verbracht.
„Weil ich glaube, dass ich darin gut wäre, dass ich ein guter Bürgermeister wäre.“
Georg Willi, grüner Bürgermeisterkandidat 2018
Sollte es ihm nicht gelingen, Christine Oppitz-Plörer zu entthronen, möchte er trotzdem in den Gemeinderat einziehen. Anders als 2006: Damals behielt Willi seinen Sitz im Landtag, als es den Grünen nicht gelang, in die Innsbrucker Stadtregierung zu kommen.
Mehr bürgerlich als Öko.
Zeitgemäße, umweltfreundliche Mobilität, die Energiewende, leistbares Wohnen, Einkommen, mit denen man auch auskommt, Bildung, Kinderbetreuung, Sicherheit – diesen und anderen Themen werden sich die Grünen (und nicht nur die Grünen) in den kommenden Monaten widmen. Während die Tram an der Endstation in Amras kurz hält, hakt Willi bei den beinahe dörflichen Strukturen des Stadtteils ein:
„Mir liegen auch die Vereine sehr am Herzen, auch die wollen wir weiter fördern und unterstützen“. Eine Aussage, die zu ihm passt – dem netten Georg Willi, der mit den Leuten gut kann, dem Chorleiter, der im Heiligen Land Tirol ein gefälliges Maß an Bürgerlichkeit mitbringt. Für einen Grünen.
Wahlkampf ohne Pilz.
Die Probleme, die die Grünen auf Bundesebene und in einzelnen Bundesländern derzeit haben, werden den Innsbrucker Grünen nicht allzu gefährlich, glaubt Willi. An seiner Verbundenheit mit den Grünen hätten auch die letzten Wochen nichts geändert. Nicht so wie bei Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider, die nach ihrer Abwahl als Spitzenkandidatin meinte, sie fühle sich von ihrer Partei entfremdet. Und auch ein Anruf von Peter Pilz würde ihn von seiner Entscheidung, nach Innsbruck zurückzukehren, nicht abbringen:
„Peter Pilz hat mir angeboten, mich im Wahlkampf in Innsbruck zu unterstützen. Ich glaube aber, dieses Angebot werde ich – auch wenn ich ihn sehr schätze – ausschlagen.“
//Zum Wahlkämpfen hat der Georg Willi in jedem Fall Zeit. Nach einer kurzen Rückkehr nach Wien im Herbst hat der 58-Jährige sozusagen auch nichts anderes mehr vor – auf der Bundesliste kandidiert er nicht mehr. Ein Vorteil gegenüber Oppitz-Plörer, die noch weiterarbeiten muss? „Zum Wahlkämpfen findet man immer Zeit, wenn man will“, entgegnet die grüne Klubobfrau Uschi Schwarzl.
//Georg Willi und seine Parteikolleginnen bleiben derweil sitzen und drehen noch ein paar Runden mit der Straßenbahn. Bis zur tatsächlichen Endstation, der Gemeinderatswahl im April 2017, dauert es ohnehin noch.
Willi will regieren.
Seine bisherige
Laufbahn hat
er immer
in Opposition
verbracht.
Die politische Karriere
des Georg Willi
1989 – 1994: Gemeinderat in Innsbruck
1994 – 2013: Landtagsabgeordneter, Klubobmann der Grünen
2003 – 2005: Landessprecher der Grünen
2005 – 2007: Mitglied des Bundesvorstands der Grünen
seit 2013: Verkehrssprecher der Grünen im Nationalrat
2013 – 2016: erneut Landessprecher der Grünen
Am 29. Mai 2017 kürten die Innsbrucker Grünen Georg Willi in einer Kampfabstimmung zum Spitzenkandidaten für die Gemeinderatswahlen 2018. Er setzte sich mit 74 Prozent (von 171 Stimmen) deutlich gegen Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider durch.