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AUGUST 2015

Musik aus Tirol

Den Staub vergolden

Diesmal: Flo’s Jazz Casino

Fotos: Andreas Ringer
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iese Gangster kommen nicht aus der Rapper-Szene, nein, wir haben es hier mit Swing und Jazz der 1920er bis 1940er Jahre zu tun – schwarze Anzüge und Pomade inkludiert. Es ist schon ein bisschen schade, dass man nicht gelegentlich einen Sepiafilter über die ganze Welt legen kann, denn dann würden diese vier Herren noch eleganter rüberkommen. Ihre Spitznamen lesen sich wie die Mitarbeiterliste eines Mafiabosses im Chicago der Zwischenkriegszeit. Meine Damen und Herren, wir bitten um Applaus für Tobias „Don Baritone“ an Mikrophon und Trompete, Rob „El Latino“, den Klaviertasten-Slider, den Kontrabassisten Flo „Butterfinger“ und einen weiteren Flo „Blue Eyes“ an den Drums. Das Quartett holt manchmal auch Special Guests wie Florian „The Hornet“ Bramböck oder Clemens „The Whistle“ Ebenbichler auf die Bühne. Dann wird gejazzt.

Nicht nur „best of“.

„Diese Musik hat unfassbar viel zu bieten“, erzählt Bandgründer und Drummer Flo Baumgartner, „und gehört aufgeführt und wertgeschätzt. Ich wollte schon immer diese scheinbar dubiosen Typen, die abseits vom Bargeschehen ihren Jazz spielen, auf die Bühne holen, und auch den Lifestyle dahinter richtig präsentieren.“

Flo’s Jazz Casino will den alten Sound nicht bloß abstauben – ihr Plan ist, den Staub zu vergolden, damit alles richtig glitzert.

 

Und so wie der Profimusiker vom klassischen Jazzsound mit neuen, coolen Arrangements schwärmt, weiß man sofort: Diese Jazz Cats präsentieren nicht nur Songs von Bing Crosby oder Frank Sinatra, sie zelebrieren sie regelrecht. Und leben den galanten, augenzwinkernden Rat-Pack-Schmäh.

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„Das Publikum liebt diese Lieder, vor allem in der Live-Darbietung“, sagt Flo. Denn neben Swing-Arrangements von Hits wie „Junge Römer“, „Lonely Boy“ und sogar „Californication“ spielt das Quartett hauptsächlich Jazz-Standards aus dem „Great American Song Book“, quasi der Songbibel des amerikanischen Jazz. Nicht ganz Jazzaffine werden sich wundern, wie viele sie trotz vermeintlichen Desinteresses kennen, und wie sehr sie diese Lieder immer schon gemocht haben. Musikergrößen wie Duke Ellington kennt jeder, ohne dass es einem je richtig bewusst gewesen wäre. Halb so wild: „It don’t mean a thing if it ain’t got that swing.“ Und den Schwung hat der Sound allemal. Flo’s Jazz Casino will diesen nicht bloß auffrischen oder abstauben – ihr Plan ist, den Staub zu vergolden, damit alles richtig glitzert.

Alter Sound, junge Band.

Die Band wurde 2013 mehr oder weniger spontan gegründet. Damals hatte Flo eine gemeinsame Tour mit Suzana Sheiman geplant, einer großartigen Sängerin vom Jazz Orchester Barcelona.

Leider musste sie kurzfristig absagen. So galt es, die fixierten Termine mit umdisponierter Gesangsbesetzung einzuhalten. Da Flo und Tobi Halbbrüder sind, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die passende Gelegenheit zur Bandgründung ergeben sollte. Seither wird das Quartett für Konzerte, Hochzeiten und Firmenfeiern gebucht, oder auch für Veranstaltungen in Tanzkellern wie der „Cantina Vecchia“.

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„Das Publikum ist dabei sehr bunt gemischt, und es ist interessant zu beobachten, wie auch Jüngere mit abgehen. Einfach schwingen, und schon tanzt man mit“, sagt Flo. Die Band ist gerade dabei, sich eine immer größere Hörerschaft zu erspielen. „Der Sound ist zwar alt, aber die Band ist jung“, erklärt er. Der größte Swing-Nerd in der Band ist übrigens Sänger Tobi. „Er liebt den Sound so sehr und hat ihn immer schon gehört. Er ist der geborene „Crooner“ (= Sänger und Entertainer) und mimt souverän sämtliche Bing Crosbys und Tony Bennets dieser Welt. Selbst wir vergessen dabei immer wieder, dass er gerade einmal 20 Jahre alt ist“, erzählt Flo lachend. Anfragen aus den Nachbarländern flattern immer öfter ins Haus. Aktuell freuen sich die Jungs auch auf ihre baldige CD-Aufnahme. „Es wird ein Feature-Album mit einigen der besten Musikern aus der Innsbrucker und Tiroler Szene“ sagt Flo. Diese braucht übrigens nach Wien und Graz keinen Größenvergleich zu scheuen. Also einfach zuhören und mit den Füßen wippen.