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APRIL 2019

Die Wandlungsfähigkeit der Traurigkeit

In der ländlichen Idylle ihres Geburtsortes galten sie mit ihrem unangepassten Sound und Aussehen als Außenseiter. Heute haben die Tripsitter ein neues Album, einen Deal mit einem US-Label in der Tasche und eine internationale Tournee zu absolvieren. Wie haben sie das denn geschafft?

Foto: Franz Oss
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ie klingen mal sperrig, mal hart, dann wieder schön und mitreißend. Im Sound der Tripsitter verläuft nichts linear. Progressive Rhythmenwechsel zerfließen in Shoegaze-Oasen, verweilen in melancholischer Ruhe. Aber nur bis die nächsten Hardcoremomente um die Ecke biegen. Dann tuscht’s wieder. Und wenn’s was zu sagen gibt, wird’s geschrien.

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So klingt ihr Debütalbum mit dem Titel „The Other Side of Sadness“, eine vertonte Auseinandersetzung mit der zermürbenden Gefühlspalette, die schwierige Lebenszeiten nun mal mitführen. Zwei Jahre lang haben die vier Burschen daran gearbeitet und auch persönliche Probleme darin verarbeitet. Das klingt vorerst nicht so prickelnd, weil viele Bands so vorgehen, ist aber in Sachen Tripsitter-Porträtierung noch längst nicht alles.

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Interessanter wird die Angelegenheit, wenn man das Umfeld betrachtet, in dem sie aufwuchsen und 2012 mit Anfang 20 die Tripsitter gründeten – eine ländliche Gegend, in der man keinen Nährboden für alternative Musik vermuten würde. „Anfangs wurden wir ausgelacht“, erinnert sich Bassist Hubi. „Und wegen unserer Tattoos nannten sie uns die Lackierten“, erzählt Gitarrist Christopher amüsiert. Seit ihrer Tournee durch Russland 2016 und ihrem Auftritt beim Nova Rock Festival 2017 verstummten aber die Kritiker im Tal. 

"Warum schreit ihr?"

Obwohl bis auf Schlagzeuger Alex alle Bandmitglieder mittlerweile in Innsbruck wohnen, probt die Band nach wie vor in Navis. Vom vermeintlich engstirnigen Umfeld haben sie sich nicht beirren lassen. In dieser Hinsicht spricht eine Anekdote Bände: „Warum schreit ihr?“, soll eine ältere Verwandte die Jungs mal gefragt haben. „Weil wir Probleme haben“, lautete Christophers Antwort. „Jo, kenntets ihr des net normal sogn?“, entgegnete sie, was die Burschen noch heute sichtlich amüsiert. „Natürlich hat sie recht“, fährt der Gitarrist fort und grinst. 

„Anfangs wurden wir ausgelacht, Und wegen unserer Tattoos nannten sie uns die Lackierten.“

Hubi Halder, Bass/Back Vocals
Tripsitter sind: Meindl Taxer (Guitar/Vocals) Christopher Jais (Guitar/Back Vocals) Hubi Halder (Bass/Back Vocals) Alex Farnik (Drums/Back Vocals)

 

 

Es wäre aber schade um ihr Werk gewesen: Ängste, Traurigkeiten und emotionale Tiefpunkte haben sie doch lieber laut und kreativ verarbeitet und multimedial ins Bandprojekt gepackt. Das Design des neuen Albumcovers, das sie mit eigens erstellten Masken aus Pappmaché gestalteten, oder die akribisch durchdachten Videos zu sämtlichen bisher erschienenen Tracks – alles haben sie selbst gemacht. Und sie sehen richtig, aber richtig gut aus.

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Außerdem sollen drei Videos zu drei Songs aus dem Album zusammen einen Kurzfilm ergeben, der noch vor dem offiziellen Release Mitte April veröffentlicht wird. „Die Abwechslung zwischen Musik und Film taugt uns einfach, es fühlt sich nicht wie Arbeit an“, sagt Meindl, Sänger und Gitarrist. Damit sorgen sie dafür, dass Musik, Atmosphäre und visuelle Ästhetik als Gesamtkonzept zusammenpassen und genau ihren Vorstellungen entsprechen. 

 

 

Album:

„The Other Side of Sadness“ Erscheinungstermin: 19. April 2019

Video als Türöffner.

Als die Jungs 2016 ihren Clip zu „Metamorphose“ ins Netz stellten, ahnten sie noch nicht, dass dieser ihr Eintrittsticket in die internationale Musikbranche werden würde. Der britische Manager Jack Rogers wurde auf den originellen Kurzfilm im Retrolook aufmerksam. Seither vermarktet er sie über seine Kings Agency, kümmert sich um Bookings und Vertrieb und ergatterte auch den Vertrag mit Prosthetic Records aus Los Angeles, einem etablierten Label mit Namen wie Lamb of God, Kylesa oder Polar in der Pipeline.

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Letztere werden die Tripsitter dann im Mai als Support für ihre UK- und Europatournee begleiten. Die Vorfreude ist groß: „Wir starten in London und spielen in großen Clubs. Das ist überhaupt das Größte, was wir bisher erreicht haben“, heißt’s. Richtig eingroven können sie sich schon davor bei ihrer eigenen Releasetour ab 21. April in Österreich, Polen, Ungarn und der Slowakei. Bis Juni werden sie für über 20 Shows auf der Bühne stehen. Am 18. Mai kommen sie auch nach Innsbruck in die Junge Talstation. Ihr Debütalbum „The Other Side of Sadness“ erscheint am 19. April. 

 

Alle Infos unter: 
www.facebook.com/tripsittermusic

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Insanity Alert

Die lieben Thrash-Metaller dürfen sich heuer auf viele Auftritte bei renommierten Festivals und in diversen Clubs freuen. Ihr neues Album „666-Pack“ heimst super Reviews in vielen bekannten Magazinen ein. Ihr größtes Highlight wird der Auftritt auf dem Hellfest sein, das neben Wacken das weltweit größte Metalfestival ist. Sie sind sogar die erste Band aus Österreich, die dort auf der Hauptbühne spielen darf. 

Character

Izzy Cope hat viele Eisen im Feuer: Da gäbe es die Variante Character Nr 1, die heuer zwei Musikvideos veröffentlichen wird, darunter auch wahre Bögenhymne „Wo bin i da“. Dann noch MAAFIA, eine Siebenköpfige Frauenband, die über ernsthafte Themen mit Humor singen, mit Titeln wie „Everybody Lies”, „Everybody Dies” and „Everybody loves to generalise”. Damit schafften sie es bereits in die Top 25 des Protestsongcontests. Mit dem Gypsy Jazz Kollektiv Hot Club du Nax hat die Sängerin auch noch ihre Debüt-EP veröffentlicht. Spoiler: Klingt bezaubernd!