uf Rotten Tomatoes 99 Prozent, wohlwollende bis begeisterte Kommentare auf IMDB. Dazu fünf Oscar-Nominierungen und zwei Golden Globe Awards: Folgt man den Kritikern, glaubt man gerne, es bei „Lady Bird“ mit dem besten Film der letzten Jahre zu tun zu haben. Nur die BBC versucht, mit britischem Understatement zu beruhigen. In einer Analyse weist sie darauf hin, dass sich hier ein selten großer Spalt zwischen begeisterten Filmkritikern und eher neutral eingestelltem Publikum auftut.
Dialog statt Handlung.
Zur Handlung: Die Story dreht sich um Christine, einen Teenager, der sich selbst den Namen „Lady Bird“ gegeben hat. Diese und andere harmlose Arten der Überdrehtheit lässt man ihr im kalifornischen Sacramento ungern durchgehen. Das erzkonservative Umfeld der katholischen Highschool predigt mehrheitlich Systemtreue. Die Mutter leistet für die Familie finanziell dringend notwendige Doppelschichten als Krankenschwester.
Am Ende ihrer seelischen Ressourcen angelangt, bringt auch sie kein Verständnis für eine junge Frau auf, die selbstsicher harmlose Zentimeter vom vorgegebenen Lebensweg abweichen will.
Strenge und Unverständnis der Umgebung bilden so den brüchigen Rahmen für das Leben von Lady Bird, die verständlicherweise nur noch einen Wunsch kennt: der Provinzstadt zu entkommen und ein freies College-Leben fernab der einengenden Heimatstadt zu leben. Bis es eventuell dazu kommen kann, muss Lady Bird allerdings noch die gesamte Bandbreite spätpubertärer Herausforderungen meistern: ersten Sex, erste Beziehungskrise, erste Trennung von der besten Freundin.
//Aus diesen Zutaten baut die 34-jährige Regisseurin Greta Gerwig ihren Film und kann dabei kaum verheimlichen, dass sie als Schauspielerin im Indiefilm-Subgenre „Mumblecore“ groß geworden ist. Auch in „Lady Bird“ wird mehr auf Dialoge denn auf Handlung geachtet. Das muss – wenn man den vor allem mit Saoirse Ronan sehr gut besetzten Film auf Englisch sieht – kein Nachteil sein. Für einen zu 99 Prozent guten cineastischen Ausnahmefilm, der sonst nicht viel zu bieten hat, ist das aber bei weitem zu wenig.