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APRIL 2018

Nr. 1: DAS PROMETHEUS

Wenn etwas in Innsbruck kommt und geht, dann sind es Lokale. Die Szene ist in Bewegung wie nie – gut so. Aber: Den Reiz des Neuen würden wir nicht als solchen empfinden ohne dem, was vorher war. 6020 besucht die Local Legends.

Foto: Franz Oss
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as wäre Ausgehen in Innsbruck ohne die alteingesessenen, seit Jahrzehnten eisern bestehenden Lokale? Ohne die, die jeder kennt, die, die immer irgendwie cool geblieben sind? Wo man spontan hingeht, wenn man nicht viel riskieren will, weil man weiß, was man kriegt? Sie überleben wahrscheinlich, bis unsere Kinder fragen, wo man in Innsbruck denn so hingehen kann, und gehören schon lange zum Inventar der Stadt: die legendären Lokale, denen diese Reihe gewidmet ist.

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Eins davon ist das gute alte Proml, mit dem wir diese Serie starten.

Lage.

In der Hofgasse 2 mitten in der Altstadt ist das Prometheus fast so zentral gelegen wie das Goldene Dachl. Hat man das dreieckige, schwarzweiße Schild „Tanzcafé Restaurant Prometheus“ über dem Eingangstürbogen entdeckt, muss man nur noch den Weg über die Treppen ins Café und/oder den Keller finden.

Charakter.

Das Prometheus ist eine Kombination aus Café und Discokeller, die in Innsbruck einzigartig ist. Charakteristisch sind oben wie unten die bunten Wände, bemalt, besprüht oder mit Kunstwerken behangen. Die gemütliche Einrichtung im Café wirkt zufällig gewählt, das einzige Konzept sei es damals gewesen, mit dem wenigsten Aufwand aus einem griechischen Restaurant ein Lokal zu machen.

Musik.

Im Keller wird’s düsterer, passend dazu läuft Rock oder Metal, donnerstags auch gern mal Punk, freitags Grunge. Abgerundet wird die harte Welle mit Lichteffekten und Discokugel, Samstagabend gibt’s dazu Sound quer durch die Musik­geschichte. In den letzten Jahren neu im Programm ist ein allmonatliches Konzert.

Geschichte.

Was war denn nun zuerst da, das Café oder der Keller? Aus Erzählungen der vorherigen Pächterin weiß Geschäftsführer Kurt Bernhart: der Keller.

1986 hat er seine Pforten aufgesperrt, als alternativer Ort gedacht, der für jeden offen steht, egal ob Anzug- oder Jogginghosenträger. Kurze Zeit später kam das Café dazu, als das griechische Restaurant geschlossen wurde – der Besitzer hatte die Pächterin vor die Wahl gestellt: Keller und Café zusammen oder keins von beiden. Die Kombination wurde zum Erfolgsgarant, im Café wurde vorgeglüht, im Keller an jedem Abend der Woche unter einem anderem Motto getanzt: lange vor dem Weekender zum Sound der montäglichen „Student’s Night“, am Dienstag zu Indie und am Mittwoch zu Hip-Hop. Heute ist der Keller zwar nur noch Donnerstag bis Samstag geöffnet, trotzdem sei das eine ohne das andere gar nicht denkbar, so Kurt Bernhart: „Der Keller wird vom Café mitgetragen und umgekehrt.“

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Seit den frühen 1990ern arbeitete Bernhart während seines Architektur-Studiums im Prometheus mit, 2007 hat er es übernommen, „sonst wäre es nicht mehr weitergeführt worden“. Aller Anfang war dann allerdings schwer: „Von der alten Chefin haben wir nur ein Lager voller Getränke übernommen. Wir mussten schauen, dass wir das Wechselgeld zusammenbekommen.“ 2008 folgte der Konkurs, mit neuem Team machte Bernhart das Prometheus 2009 aber schon wieder auf – „und man sieht, es gibt uns immer noch“. Allein vom Prometheus leben könne er mit seinen zwei Partnern Werner Perkmann und Philipp Pichler aber nicht.

„Für mich persönlich ist am Schönsten, dass wir das Proml als Freundeskreis schmeißen.“

Kurt Bernhart

Publikum.

Eine bestimmte Art von Gästen sei schwer auszumachen – viele Studenten, am Wochenende aber genauso Berufstätige, und alte Stammgäste, von jung bis älter. „Dass das Prometheus für jeden da sein soll, hat sich durchgezogen, es kommen genauso Leute, die man sich eher in ‚hipperen‘ Bars vorstellt.“

Karte.

Von gängigen Bieren (ohne Craft) über Wein, Mischgetränke, Cocktails und alkoholfreie Alternativen gibt es im Prometheus alles Flüssige zu moderaten Preisen (ein großes Bier etwa um 3,40 Euro). Nicht nur bei Insidern bekannt sind die Toasts: Acht verschiedene gibt es zur Auswahl. Heikel darf man nur mit dem Dunst nicht sein – wegen seiner kleinen Größe ist das Café nach wie vor Raucherzone.

Erfolgsgeheimnis.

Über drei Jahrzehnte alt und immer noch cool? Definitiv, aber wie hat es das gemacht?

Einfach war es für die Betreiber nicht immer, Gäste kamen auch mal weniger, und den einen Nachbarn, der immer wieder Anzeige wegen des Lärms erstattet, gibt es auch. Für Kurt Bernhart waren es die Leidenschaft an der Sache, die ihn dabeibleiben ließ, und die Ruhe, die er immer zu bewahren versuchte – mit dem Nachbarn konnte im Gespräch etwa eine Übereinkunft getroffen werden.

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„Die Musik könnte ebenfalls ein Faktor sein“, vermutet er noch, „Rock mag doch irgendwie jeder.“ Wir glauben, es ist das Gesamtpaket, das über die Jahre stimmt: die zentrale Lage, die Wohnzimmer­atmosphäre, eine gute Auswahl an Getränken und Snacks, eine schnelle, freundliche Bedienung. „Für mich persönlich ist es am Schönsten, dass wir das Proml als Freundeskreis schmeißen und auf Augenhöhe miteinander arbeiten“, fügt Bernhart noch an. Kann gut sein, dass diese Einstellung auf den Ort übergeht.

1986 hat der Keller seine Pforten aufgesperrt, als alternativer Ort gedacht, der für jeden offen steht.

Öffnungszeiten

Café: Montag bis Samstag
von 19 bis 2 Uhr
Keller:
Donnerstag und Samstag
von 22 bis 2 Uhr,
Freitag von 22 bis 3 Uhr

 

Das gibt’s nur im Proml:
Das 5-Gänge-Menü zum Trinken:
Martini, Tequila, Cola Rum, Ramazotti und Weizen in dieser Reihenfolge
Onkel Kurt:
mit Absinth, Wodka, Red Bull oder Red Bull-Eis, Zitronensaft und Grenadine