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APRIL 2017

Gut Ding braucht Nerven

St. Nikolaus war 2012 einer der ersten Stadtteile in Innsbruck, der durch einen Bürgerbeteiligungsprozess belebt werden sollte. Im Feber wurde ein Siegerprojekt vorgestellt, das – wie könnte es anders sein – nicht jedem schmeckt.

Foto: Axel Springer
Aus dem Hans-Brenner-Platz soll eine Begegnungszone werden, die zur Verbesserung der Lebensqualität in Mariahilf beitragen wird.
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ereits 2012 wurde der Bürgerbeteiligungsprozess für Anpruggen gestartet, 2014 wurde er neuerlich angeschoben. So richtig überzeugend war aber keines der beim Realisierungswettbewerb eingereichten Projekte. Eine Experten-Jury schlug vor, zwei Ideen zu überarbeiten. Ende Feber 2017 wurde schlussendlich ein Siegerprojekt gekürt, und zwar jenes des Münchner Landschaftsarchitekten von terra.nova bzw. Architekt Peter Wich. Das Kernstück der Idee ist die Neugestaltung der Mariahilfstraße, die unter anderem aus dem Mariahilfplatzl und dem Hans-Brenner-Platz Begegnungszonen machen soll.

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Breitere Gehsteige und die Belebung der lokalen Wirtschaft sind weitere Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsprozesses, im Rahmen dessen über 100 Bewohner des Stadtteils befragt wurden. Insgesamt soll „dem ältesten Stadtteil Innsbrucks die Wertigkeit gegeben werden, die er verdient“. „Diesen an die Stadtregierung übergebenen Wunsch versuchen wir umzusetzen“, sagt Vizebürgermeisterin Sonja Pitscheider. 

Noch viel Zeit zum Streiten.

Kaum war das Siegerprojekt vorgestellt, formierte sich Widerstand. Und zwar in Person von Erich Knöpfler, Jurist aus Hötting, der bereits gegen die Pläne der Stadt, in ganz Hötting eine Parkstraßenregelung einzuführen, in die Schlacht gezogen war. Diese Pläne wurden – eine Bürgerinitiative und 2.000 Unterschriften später – in der ursprünglichen Form gekippt. Seine Befürchtung dieses Mal: Durch die Begegnungszonen würde sich der Verkehr nach Hötting verlagern und aus dem Stadtteil die „Nordumfahrung Innsbrucks“ machen. 

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Sonja Pitscheider wehrte sich via Facebook und stellt auch im Gespräch mit 6020 klar: „Begegnungszonen sind keine Autoaussperrprogramme wie eine Fußgängerzone.“ Die Idee hinter einer solchen Zone sei lediglich, dass dem Straßen-verkehr wie den Fußgängern Raum gegeben wird und beide aufeinander Rücksicht nehmen.

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Die lange Entstehungsgeschichte des Projekts und der bereits aufgeflammte Widerstand scheinen symptomatisch für Bürgerbeteiligungsprozesse, die sich bei all ihren guten Aspekten in der Umsetzung immer wieder als besonders schwierig erweisen. Zum Streiten bleibt jedenfalls noch viel Zeit. Jetzt geht es erst einmal in die Detailplanung, vor 2019 kann aber nichts umgesetzt werden, da die Riedgasse bis Winter 2018 gesperrt bleibt. Apropos: Details zu dieser langwierigen Baustelle gibt es unter dem Artikel: Die Ewige Baustelle.