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APRIL 2015

Neue Viecherl hat das Land

Immer wieder sorgen süße Wuscheltiere auf einer Wiese in Seefeld für staunende Blicke und bremsende Autos. Seit drei Jahren züchtet Florian Haslwanter Alpakas. Alp… was?

Fotos: Dominique Huter
W

ie auf Samtpfoten kommen sie uns neugierig entgegengezuckelt. Alpakas haben keine Hufe, sondern laufen auf ledrigen Sohlen. Große Kulleraugen, eine lustige Wuschel-Frisur und ein sagenhaft weiches, flauschiges Fell – wir dürfen streicheln, nur nicht am Kopf. „Nelly“, „Ortler“, „Edelweiß“ und die 15 anderen der Herde sehen aus wie zu groß geratene Stofftiere. Plötzlich geben sie ihre typischen Laute von sich: ein leises, hohes Summen, es klingt wie ein fragendes, schüchternes „Hm?“. 

Anfangshürden.

Alpakas? In Seefeld? Das hier ist doch Tirol und nicht Peru, nebenan die Hohe Munde und nicht der Alpamayo. Trotz anfänglicher Skepsis der Agrarabteilung des Landes Tirol und des Seefelder Gemeinderats sind Florian Haslwanter und 

seine Frau Nadin seit drei Jahren stolze Besitzer einer immer größer werdenden Alpakaherde. 

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„Begonnen hat alles damit, dass meine Schwiegermutter zufällig ein Alpaka gesehen hat und die Idee hatte, in ihrer Pension ein oder zwei Tiere zu halten. Und plötzlich hat uns das Alpaka-Fieber voll erwischt, und alles ist ein bisschen größer geworden“, lacht Florian. Der 36-Jährige arbeitet in Innsbruck als Techniker, Nadin als Biologin und Psychologin. Um die Alpakas auf ihrem Grundstück am Waldrand von Seefeld halten zu dürfen, mussten sie viele Auflagen erfüllen und unter anderem die Ausbildung zu landwirtschaftlichen Facharbeitern absolvieren. Eine so große Alpaka-Herde ist österreichweit selten, außerdem ist es die einzige Bio-Alpaka-Herde Europas. 

Neue Viecherl hat das Land

Mei, wie süß. Alpakas wirken ein bisschen wie Wollknäuel auf vier Beinen.

Neue Viecherl hat das Land
Neue Viecherl hat das Land

Göttliche Wolllieferanten.

Alpakas sind vor allem für ihre sehr feine, warme Wolle berühmt. Die Faser zählt neben Kaschmir und Seide zu den edelsten Naturfasern der Welt. Florian streichelt den neugierigen „Haymon“ und erzählt: „In ihrer Heimat, den Anden, nennt man die Wolle auch das ‚Vlies der Götter’. Früher durfte nur der Hochadel Alpaka-Wolle tragen.“ Der Wunsch der letzten Jahre von Seiten der Textilindustrie und der Verbraucher, naturbelassene und ungefärbte Wolle zu erhalten, hat die Zucht weiter vorangetrieben. „In Österreich ist der Alpaka-Bestand aber gerade erst in den Kinderschuhen.“ 

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Der Grund für die dichte und flauschige Wolle liegt in ihrem Herkunftsland. Im südlichen Teil von Südamerika auf einer Seehöhe zwischen 3.000 und 4.500 Höhenmeter sind 

Alpakas extremen klimatischen Verhältnissen ausgesetzt. „Tagsüber hat es oft 30 Grad und mehr, nachts auch gern mal minus 10 Grad“, erzählt Florian, „das Klima in Tirol stellt also keinerlei Herausforderung an die Alpakas dar. Sie sind zäh und robust.“ 

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Gleichzeitig ist jedes Tier anders: „Belin-da“ ist die quirligste. „Nello“ ist ein Träumer, am liebsten bei der Mama, obwohl die ihn inzwischen schon wegstößt, weil sie neue Jungen hat. „Haymon“ und „Thyrsus“ sind die Rabauken. Zwei von Florians Alpakas haben bei Ausstellungen bereits Auszeichnungen eingeheimst: „Unsere schokobraune Alpaka-Stute ‚Almrose’ und der hellbeige ‚Thyrsus’.“

Alpakas für alle.

Einmal im Jahr schert Florian seine Tiere – ein anstrengendes und langwieriges Unterfangen. 

ALPAKAS  

Alpakas sind die etwas kleineren und leichteren Verwandten der Lamas und stammen urspr¸nglich aus S¸damerika. Sie sind wie alle Neuwelt-Kameliden Herdentiere und f¸hlen sich am wohlsten in Gruppen. Alpakas sind Pflanzenfresser und ern‰hren sich fast ausschliefllich von Gr‰sern. Im Gegensatz zu den Lamas spucken sie nicht nach Menschen (nur dann und wann gegen ihre Artgenossen, um ihren Unmut zu ‰uflern). Immer mehr werden Alpakas aufgrund ihres sanften und ruhigen Charakters auch in der tiergest¸tzten Therapie eingesetzt. Die Lebenserwartung eines Alpakas liegt zwischen 20 und 25 Jahren.

 

www.bioalpakas.at