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OKTOBER 2014

I will perform

Das Jugendland Performing Art Center ermuntert junge Menschen dazu, sich in den Bereichen Schauspiel, Gesang, Tanz und Kunst auszuprobieren.

Fotos: Jugendland

 

 

E

s ist ein Freitagabend im Weekender Club. Eine Gruppe von Jugendlichen findet sich hier ein, es ist ein besonderer Abend. Normalerweise kommen sie hierher zum Ausgehen und Feiern. An diesem Abend werden jedoch einige von ihnen das erste Mal auf der Bühne stehen. Im Zuge der Musicweek, einer Veranstaltung des Performing Art Centers, präsentieren sie, was sie in einer Woche gelernt haben. In mehreren Workshops, gemeinsam mit Sänger Simon Kräutler und eigenen Vocal Coaches, haben sie gesungen, musiziert, geprobt und erfahren, was alles in ihnen steckt. Maria, eine junge Studentin, ist bereits das zweite Mal dabei. Es macht sie sichtlich glücklich, gemeinsam mit anderen auf der Bühne zu stehen: „Es ist erstaunlich, was da entsteht. Auch wenn ich mich anfangs nicht getraut habe, zu schreien oder ganz laut zu singen, ist es ein tolles Gefühl, bis zu seinen Grenzen und gemeinsam mit der Gruppe über sich hinauszugehen.“

 

Jugend ohne Wahl.

Was passiert, wenn junge Menschen nicht mehr die Möglichkeit haben, sich frei zu entfalten, ihren Weg zu gehen, um nach ihrer Persönlichkeit und nach ihren Fähigkeiten zu suchen?

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Glaubt man dem Wissenschafter Bernhard Heinzlmaier, Mitbegründer des Instituts für Jugendkulturforschung in Wien, lernen junge Menschen heute nicht fürs Leben, sondern für die Wirtschaft. Seinen Ergebnissen zufolge steht es nicht besonders rosig um die junge Generation. „Sie ist auf dem besten Wege, in die absolute Verblödung geführt zu werden. Wenn unser Erziehungs- und Bildungssystem nur noch nach den ökonomischen Gesichtspunkten von OECD und Pisa funktionieren muss, rechne ich den Jugendlichen keine guten Chancen aus“, so Heinzlmaier in einem Interview im Jahr 2013. Und weiter: „Wenn nicht zunehmend humanistische Werte in unser Bildungssystem zurückfließen, sieht es für die Jugend schwarz aus“, so der Wissenschafter Heinzlmaier.

„Kopf in den Fahrtwind, Hände vom Lenkrad.“

Fiva: „Einen Sommer lang nur Tanzen“

Kreatives Gegenprogramm.

Florian Schieferer denkt ähnlich, sieht die Zukunft der Jugend jedoch bunter. Als Projektleiter des Performing Art Centers in Innsbruck will er sich gemeinsam mit jungen Menschen mit den Themen der Zeit auseinandersetzen, sich Fragen stellen und aktiv werden. Gemeinsam mit Trainern und Coaches, die in der Praxis meist selbst als Musiker, Sänger, Designer oder als Künstler tätig sind, hat er über die Jahre hinweg ein Programm zusammengestellt, das den Jugendlichen eine Alternative zum verschulten Alltag bietet.

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Das Zentrum für Schauspiel, Gesang, Tanz und Kunst bildet einen neuen Ausbildungsort. In Schieferers Augen ist es besonders wichtig, über Kunst und Kultur die Fähigkeiten der Jugendlichen zu wecken. In den Kursen werden Anstöße gegeben, die positive Veränderungen und vor allem eine Entwicklung der Persönlichkeit loslösen. Und weil Geld nicht glücklich macht, sagt es Schieferer den Jugendlichen gern direkt:

 

„Verändert euch und eure Einstellungen, brecht auf und gebt euren Gefühlen und Impulsen nach, seid zielstrebig und gebt nicht auf, seid mutig und empört euch, bleibt offen, feinfühlig und empfindsam, lasst euch ein auf die Kunst und auf Menschen, habt keine Angst, verletzt zu werden, greift an und geht nach vorne, arbeitet an euch und euren Fähigkeiten, lernt Neues kennen und wagt etwas, verfeinert eure Technik und stellt etwas dar, lasst euch nicht einschüchtern und bewegt die Welt, eure Welt Stück für Stück.“

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Hätte Maria vor vier Jahren jemand gesagt, dass sie im Alter von 20 bereits bei zwei Musicals mitgespielt hat, dass sie mit zwei Freundinnen eine Band gründet, mit der sie auf Veranstaltungen und sogar auf der Straße auftritt, sie hätte es wohl nicht geglaubt. Vielleicht hätte sie davon geträumt. Nun ist der Traum wahr geworden und sie kann es selbst noch nicht glauben. So kann das Leben sein – „Kopf in den Fahrtwind, Hände vom Lenkrad.“ (Fiva: „Einen Sommer lang nur Tanzen“)