enn ich dir die Geschichte von Schmackofame erzählen soll, muss ich dir die Geschichte vom Tüsele Marüsele erzählen. Zugetragen hat sich das damals in einem kleinen Bergdorf am Südhang der Alpen. Das arme Kind hatte keine Familie mehr „un hatt gehoast Tüsele Marüsele“. Um „nèt zo stèrba vo hummar“ ist das Tüsele Marüsele herumgezogen und hat gebettelt. Von frischem Polentaduft angelockt, hat sie im Wald ein kleines Haus erreicht „un hatt gevuntet ’s haus vo dar ‚liabe nona’, a billes baibe“. Ein wildes Weib also. Dennoch hat das Tüsele Marüsele die „liabe nona“ um ein Schälchen Polenta gebeten. „Un da ‚liabe nona’ hats inngespèrrt in sai haüsle.“ Das arme Mädchen hat Rotz und Wasser geheult, dieser duftende Polenta im Raum und sie daneben eingesperrt. „Un alóra hats gerüaft dar ‚liam nona’ un hatt khött ‚Liaba nona, tüamar offe!’“ Und die „liabe nona“ hat geantwortet: „Ziage pan pentle, ’s geat offe!“ Wie wahnsinnig zog das Tüsele Marüsele am Band, aber es ging nicht auf. Nach mehrmaligem Betteln und Flehen hat sich die „liabe nona“ doch erbarmt, band das Mädchen an einen langen Strick und seilte es durch ein Fenster ab.
MundArt besinnt sich auf beinahe Vergessenes, erfreut sich am Zimbrischen (in Norditalien gibt es noch eine Handvoll Dörfer, die diese Art des mittelhochdeutschen Bairisch sprechen), denkt ans Tüsele Marüsele und schichtet Polenta zu Schmackofame.
Unten angekommen, hat das Tüsele Marüsele nicht lange gefackelt, sich vom Strick befreit und statt ihrer einen Stock angebunden, dann ist sie weggerannt: „Intånto ’s Tüsele Marüsele hatt ågehenk a stökhle un is vonkånt.
//Die ‚liabe nona‘ ziaget un ziaget un ziaget au ’s stökhle.“ Und wie sie das Stöckchen gesehen hat, da „ìssese darzürnt un ìssen någeloaft“. Sie hat also die Verfolgung aufgenommen und ist dem Mädl nachgerannt. Das Tüsele Marüsele ist bei einem Bach angekommen und hat sich gleich unter dem Kittel einer Wäscherin versteckt. Als dann die „Nona“ beim Bach ankam, hat sie gleich nach dem Tüsele Marüsele gefragt. Die Wäscherinnen haben ihr erzählt, dass das Tüsele Marüsele über den Bach gesprungen sei. „Un da ‚liabe nona’ is gånt, hatt gesbunk un gesprunk un is drinngesprunk.“ Und wie die „liabe nona“ so beim Ersaufen war, ist das Tüsele Marüsele hervorgekrochen und hat gerufen: „Trinkh, trinkh in pauch voll!“ Die „liabe nona“ hat von alldem aber nichts mehr mitbekommen. Das Tüsele Marüsele ging zurück zum Haus, nahm die erkaltete Polenta, schichtete sie mit Käse und Speck und gab ihr den Namen „Schmackofame“.
Das Rezept: Schmackofame
Zutaten
200 g Polenta, 1/4 l Wasser, 1/4 l Milch, 20 g Butter, 200 g Speck, Gorgonzola, Parmesan oder ein würziger Bergkäse, 100 g Zwiebel, 200 g Cocktailtomaten, Petersilie, Pfeffer, Salz, Muskatnuss
Die Zubereitung
Wasser, Milch, Butter und eine Prise Salz zum Kochen bringen und die Polenta einfließen lassen. Unter ständigem Rühren köcheln lassen, bis sich die Masse vom Topfboden löst. Auf eine gefettete Arbeitsfläche verstreichen und abkühlen lassen.
Zwiebel und Speck würfelig schneiden, in einer heißen Pfanne anrösten und beiseite stellen. Tomaten vierteln, Petersilie hacken.
Die erkaltete Polenta schneidet man in viereckige Stücke und schichtet sie mit den Tomaten, der Zwiebelspeckmischung, dem geriebenen Käse und den Gorgonzola-Stücken in eine Kasserolle, mit geriebenem Käse abschließen. Im vorgeheizten Backrohr bei 220 °C goldbraun backen.
Polenta
Schon die antiken Römer bereiteten sich einen nahrhaften Brei aus Getreide zu. Die altertümlichen Weizenarten von damals – wie etwa Dinkel oder Hirse – wurden vom Mais verdrängt, seither wird Polenta fast ausschließlich aus Mais hergestellt. Bei den ärmeren Familien Norditaliens war Polenta oft das einzige Nahrungsmittel – den ganzen Winter hindurch. Da Polenta hauptsächlich Kohlenhydrate liefert, jedoch kaum Vitamine, führte das häufig zu Mangelerscheinungen und Skorbut.