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AUGUST 2014

Schulwarte

Herrn Carlis Reich

Bereits 31 Jahre ist Dietmar Carli Schulwart der VS Reichenau und wohnt auch dort. Wie schon sein Vater vor ihm. Wer denkt, er hätte in den Ferien Pause, irrt.

Fotos: Emanuel Kaser
I

n den städtischen Schulen Innsbrucks arbeiten 33 Schulwarte, 15 von ihnen haben eine Dienstwohnung in der Schule. Einer von ihnen ist Dietmar Carli. Schon sein Vater war Schulwart in der Volksschule Reichenau. Seit er sechs Jahre alt ist, wohnt Carli daher in der Schule, in der er schließlich mit 22 Jahren den Dienst als Nachfolger seines Vaters antrat. „Damals war ich einer der jüngsten Schulwarte in Tirol“, erinnert er sich.

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Die VS Reichenau wurde 1968 erbaut, Dietmar Carli war sozusagen vom ersten Spatenstich an dabei: „Das erste Jahr war ich noch mit meinem Vater auf der Baustelle unterwegs. Dann durften wir in eine nagelneue Schule einziehen.“ Dass er als Kind in der Schule wohnte, die er gleichzeitig auch selbst besuchte, war für ihn schon immer etwas Besonderes – und hatte, wie immer im Leben, Vor- und Nachteile. „Ich konnte natürlich von allen Kindern immer am längsten schlafen“, schmunzelt er noch heute. Hatte er allerdings etwas angestellt, blieb ihm die Gnadenfrist des Heimwegs verwehrt: „Mein Vater wusste Bescheid, noch bevor ich es vom Klassenzimmer bis in unsere Wohnung im Haus geschafft habe.“ Allerdings, so der Nachsatz, sei er ohnehin relativ brav gewesen.

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Die Turnhallen der Schule verbuchte Carli für sich immer auf der Haben-Seite – und er verbindet mit ihnen auch eine ganz besondere Erinnerung. „Während der Olympischen Spiele in Innsbruck 1976 waren in der Halle 400 Personen untergebracht, hauptsächlich Chauffeure. Reihenweise waren Stockbetten vom Militär aufgestellt.“

„Die Totenstille am Wochenende war am Anfang schon eigenartig.“

Dietmar Carli

 

So viele Menschen war Dietmar Carli in seinem Zuhause natürlich nicht gewöhnt, zumindest nicht nach dem Ertönen der letzten Schulglocke: „Die Totenstille am Wochenende war am Anfang schon eigenartig. Es fühlte sich an, als würde ich plötzlich in einem riesigen, aber ziemlich ruhigen Haus wohnen.“

Voller Stundenplan.

Heute besuchen 450 Kinder die Volksschule Reichenau, sie ist die größte Tirols. In den Jahren seit Carlis Dienstantritt hat sich naturgemäß vieles verändert. „In den ersten zehn Jahren wurden Mädchen und Buben noch getrennt in den beiden Häusern der Schule unterrichtet“, erzählt Dietmar Carli, der selbst in dieser Zeit die Schulbank drückte. 

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Von den 450 Kindern, die heute die Schule besuchen, nehmen 120 den Mittagstisch und viele von ihnen auch die Nachmittagsbetreuung in Anspruch. Dass diese Zahl in Zukunft noch wachsen wird, glaubt auch Carli: „Familien stehen neuen Herausforderungen gegenüber, hier hat sich viel gewandelt.“ Mit dieser Tatsache mitgewandelt hat sich aber auch sein eigener Stundenplan. Auf diesem finden sich nicht nur zahlreiche Aufgaben im Rahmen des regulären Schulbetriebs oder der Nachmittagsbetreuung, auch in den Sommerferien ist viel zu tun, vor allem in diesem Sommer. „Sie bauen mir gerade die ganze Schule um“, erzählt Carli, „alles wird modernisiert und effizienter gestaltet, vor allem was den Energieverbrauch anbelangt. Hier entsteht eine Vorzeige-Schule.“

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Die offizielle Bauaufsicht hat er nicht, dennoch ist er für die Organisation und die Koordinierung Ansprechpartner Nummer eins. Keine Frage der Arbeiter, die er nicht beantworten kann, keine verschlossene Türe, die einer seiner unzähligen Schlüssel, die an einem starken Metallring baumeln, nicht öffnen könnte. Wie selbstverständlich hat Herr Carli auch stets ein freundliches Wort für die Kinder, die die Schule aktuell im Rahmen der Ferienbetreuung bevölkern, übrig.

Zweite Generation. Schon Dietmar Carlis Vater war Schulwart.

„Ich freue mich auf den Herbst, ich freue mich auf die Kinder“

Dietmar Carli