nnsbruck, Saggen, 10 Uhr 30, die Sonne strahlt. Und sorgt auf Flos Terrasse zum Innenhof für T-Shirt-kompatible Temperaturen im Feber. Dort ist auch sein erweiterter Küchenbereich zu finden. Heute im Einsatz: Die Stereoanlage mit coolem Jazz, ein großes Nudelbrett und eine motorisierte Pasta-Maschine. An eben dieser steht er gerade und bearbeitet ein Blatt Teig. Der Motoraufsatz ist zwar etwas laut, aber ungeheuer praktisch: „Ich habe früher mit Kurbel gearbeitet, aber da fehlt dir irgendwann eine dritte Hand. Vor allem wenn Sebastian und Lola* nicht mithelfen. (*Flos Kids, die immer gerne mit von der Kochpartie sind, vor allem wenn Nudeln am Plan stehen). Nun ist der Teig dünn genug, um runde Blätter für die Schlutzer auszustechen. Eine Schüssel mit der Rohnen-Ricotta-Füllung steht schon daneben bereit.
Zutaten und Essen fotografiert er übrigens immer auf seiner Terrasse. Für die richtige Inszenierung hat er sich unterschiedliche Holzplatten zugelegt: „Etwa diese hier, aus einem alten Stadl. Meine Lieblingsplatte“, verrät er und holt ein altes, braungebranntes Lerchenholz hervor. Das sieht echt toll aus, vor allem mit geilem Essen davor.
Hobbykoch aus Leidenschaft.
Eigentlich ist Flo in der Flugbranche tätig, fertigt Maschinen ab. Er kommt aber aus einer Familie, in der immer alle seit jeher gerne kochen: „Mutter, Vater, Geschwister, alle mit ihrem eigenen Stil, also bin ich auch reingerutscht“, erzählt er. Es macht ihm großen Spaß. Wir glauben es ihm gerne, zumal der Aufwand, den er für MundArt betreibt, von der Rezeptidee zum Einkauf der Zutaten, der Zubereitung bis hin zur Speiseninszenierung für die Bilder, quasi einem monatlichen Liebesbeweis gleichkommt. Wo er die Rezeptideen immer herhat, kann er aber nicht genau sagen: „Die kommen oft spontan genau am Tag, wo ich für die Rubrik kochen will.“ Dabei wundert er sich selbst, dass sie ihm nie ausgehen: „Vielleicht ist es wie Musik, wo trotz begrenzter Noten unendliches Schaffen möglich ist“, sinniert er lächelnd.
Bei einer Sammlung von über 150 MundArt Rezepten hat er übrigens noch keines zweimal gebracht. Zu seinen aufwendigsten Kochprojekten gehören auf jeden Fall die drei Spezialitäten zur Fußball-EM 2008, als die Nationalteams aus Russland, Spanien und Schweden in Innsbruck gastierten. Da gab es Borschtsch, Tapas und Jansons Frestelse* (*ein Kartoffelauflauf).
Einfach ist gut, süß ist schwierig.
Wenn Flo privat kocht, mag er die einfachen Dinge am liebsten: „Aglio e olio geht immer, oder selbstgemachte Nudeln mit Butter und Parmesan.“ Ingwer und Knoblauch hat er stets vorrätig, ansonsten gibt’s keine Präferenzen: „Ich mag irgendwie alles. Und koche gern mit Sachen, die einfach da sind, für spontane Resteverwertung“, sagt er. Was steht denn auf seiner kulinarischen Bucket List? „Ich tauche gern in andere Welten und Küchen ein und bin offen für alles. Ich würde auch nicht vor ungewohnten Fleischsorten zurückschrecken, etwa Krokodil. Oder Kuheuter“. Letzteres stammt übrigens nicht aus trendigen ‚from head to tail‘ –Konzepten, sondern aus Katharina Pratos „Die Süddeutsche Küche“, einem berühmten Kochbuch, wovon er eine Ausgabe von 1875 besitzt. „So ein Buch kann ich wie einen Roman lesen“, schwärmt Flo. Gibt es etwas, was ihm nicht taugt? „Süßspeisen, da fuchst’s mi“, verrät er, „aber manchmal wage ich mich trotzdem heran. Wenn’s nicht klappen will, fliegt halt was durch die Gegend“, sagt er und lacht.
Heute war das zum Glück nicht der Fall. Während das Wasser mit den Schlutzern kocht, wird noch Butter braun zerlassen. Dann werden die Taschen rausgefischt, mit Bergkäse, Petersilie, Rohnenstücken und Butter garniert. Dass das rote Gemüse nicht passiert, sondern in kleine Würfelchen geschnitten ist, verleiht den handgemachten Halbmonden einen angenehm fruchtigen Biss. Mahlzeit.