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MÄRZ 2020

Blick Uber Innsbruck

Erstmal: Ja, es gibt Uber in Innsbruck. Viele haben davon nichts mitbekommen, weil das Angebot eher Touristen anspricht. Fünf Autos kutschieren seit einigen Monaten Gäste durch die Stadt. Die Frage ist nur: Wie lange noch?

Fotos: Axel Springer, Die Fotografen

Was ist Uber?

Lediglich ein App-Anbieter. Uber stellt keine Autos, keine Fahrer, sondern nur seine App zur Verfügung.

 

Dölek Ömer Junior, Taxiunternehmer

E

nde 2019 lud Uber Innsbrucker Taxi- und Mietwagenunternehmer zu einer Veranstaltung ein. Der Silicon-Valley-Riese hatte ein exklusives Angebot zu unterbreiten: Die Nutzung ihrer weltberühmten App. Dafür sollten die Innsbrucker im ersten Monat nicht die üblichen 30 Prozent ihres Umsatzes abgeben, sondern lediglich drei. „Ich bin wirklich froh, dass niemand von uns darauf eingegangen ist“, sagt Dölek Ömer Junior, Taxiunternehmer aus Innsbruck. Selbst als Uber sein Angebot auf drei und dann sogar auf sechs Monate verlängerte, konnte es niemanden dafür begeistern. Schlussendlich gelangte Uber dennoch nach Innsbruck. Alpentransfer24, ein Mietwagen-Unternehmen aus Wien, eröffnete hier einen weiteren Standort. 

Lücken nutzen.

Fünf Autos mit Wiener Kennzeichen fahren seither Gäste in Innsbruck umher. „Gäste sind es tatsächlich“, sagt Markus Freund, Obmann der Taxi-Innung in der Wirtschaftskammer Tirol, „ich trau mich zu sagen, dass so gut wie kein Innsbrucker die App runtergeladen hat.“ Uber peile mit seinem Angebot lediglich bereits registrierte Nutzer an. „Und das sind nicht die Innsbrucker, sondern Touristen“, ist sich Freund sicher.

Probefahren

Haris: Ich fuhr im Feber mit Uber von Pradl nach St. Nikolaus und zurück. Die erste Fahrt kostete 8,78 Euro, die zweite 11,23 Euro. Eine normale Taxifahrt hätte 7,60 Euro ausgemacht – Taxis dürfen nämlich auch durch die Innenstadt fahren, wodurch die Strecke kürzer wird. Uber verdiente bei dreiprozentiger Abgabepflicht etwa 60 Cent an mir. Gönn’ dir, Uber!

 

Markus Freund, Obmann der Taxi-Innung der WKT

Das liege in der Natur der Dinge meint Georg Lunzer von Alpentransfer 24. Viele Touristen kennen die Uber-App. Er merke aber auch, dass „immer mehr Innsbrucker das neue Angebot wahrnehmen.“

 

Eine Gefahr für den heimischen Taxi-Markt seien die fünf Autos nicht, meint Freund. Bedenklich sei aber, dass Uber auch hierzulande immer wieder Gesetzeslücken ausnütze: „Juristisch ist Uber in Österreich ja ein Reisebüro“, erklärt der Obmann der Taxi-Innung. Damit könne das Unternehmen Beförderungsdienstleistungen vermitteln, ohne sich an Taxi-Tarife halten zu müssen. Die Fahrer bräuchten außerdem keine Fahrer-Ausbildung, sondern lediglich einen gültigen Führerschein.

Reisebüro?

Ja, Uber arbeitet seit Monaten mit einer Reisebüro-Konzession. Für die Taxikonzession müsste das Unternehmen eine Reihe von Auflagen erfüllen, was es gerne vermeiden würde. Daher: Reisebüro.

Gewöhnt euch nicht dran

Dem Unterfangen ist laut derzeitigem Stand keine rosige Zukunft beschienen: Ab September 2020 tritt ein bundesweites Gesetz in Kraft, das Mietwagen-Unternehmen mit Taxis gleichsetzt. Uber kündigte an, sich in diesem Fall aus Österreich gänzlich zurückzuziehen.

Datencoup.

Freund und Ömer Junior sind sich einig, dass auf legalem Wege in Innsbruck kein Profit aus dem Konzept „Uber“ zu schlagen ist. Lunzer entgegnet, dass man sich an geltende Gesetze halte und man den Vorwurf nicht nachvollziehen könne. „Aus heutiger Sicht möchten wir in Innsbruck bleiben“, betont er.

 

Innsbruck sei nämlich ein interessantes Pflaster, betont auch Uber, so wie jede Region, in der entsprechende Nachfrage besteht. Mit der jetzigen Testversion möchte man das feststellen. Ob die App in Innsbruck dauerhaft gelauncht wird, könne zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden.

De jure

Sowohl der Oberste Gerichtshof als auch das Oberlandesgericht Wien haben in Urteilen bestätigt, dass Uber in derzeitiger Rechtslage gesetzeskonform fahre.